DIN EN 16859
Wasserbeschaffenheit - Anleitung für das Monitoring von Populationen der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) und ihrer Umwelt; Deutsche Fassung EN 16859:2017
Water Quality - Guidance standard on monitoring freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera) populations and their environment; German version EN 16859:2017
Einführungsbeitrag
Diese Europäische Norm enthält eine Anleitung für das Monitoring (die Überwachung) von Populationen der Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera und der Umweltfaktoren, von denen diese Art (Spezies) abhängt. Perlmuscheln sind im gesamten holarktischen Verbreitungsgebiet infolge von intensiver Landnutzung, Verschmutzung, Flussbau, Wasserentnahme, zurückgehender Populationen von Wirtsfischen und Ausbeutung durch Perlenfischer gefährdet. Im gesamten Dokument bezieht sich die Verwendung der Benennung Margaritifera nur auf die Art Margaritifera margaritifera (Linnaeus, 1758). Innerhalb der EU ist Margaritifera sowohl durch die nationale Gesetzgebung als auch durch die EG-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Richtlinie des Rates 92/43/EWG) geschützt, die die Ausweisung von besonderen Schutzgebieten zur Wahrung dieser Art fordert. Das Vorhandensein einer Population von Margaritifera mit vollständiger Rekrutierung von Jungtieren ist der Hinweis auf ein funktionstüchtiges Fließgewässer.
Margaritifera hat einen gut dokumentierten, jedoch komplexen Lebenszyklus, bei dem das larvale Glochidien-Stadium von einem Wirt aus der Familie der Salmonidae abhängt. Nach der Abgabe der Glochidien im Sommer oder Frühherbst kapseln sich die Larven in den Kiemen des Wirtsfisches ein. Dort überwintern sie und wachsen, bevor sie im nächsten Frühjahr oder Frühsommer abfallen. Die wenigen, die zunächst überleben, verbleiben für mehrere Jahre eingegraben im Substrat des Fließgewässerbettes, wo sie mit dem Interstitialwasser interagieren. Ältere Muscheln haben üblicherweise ihre Siphonen herausgestreckt, um im Freiwasser zu filtrieren. Das Glochidien-Stadium und das Jugendstadium stellen höhere Ansprüche an eine Umgebung als adulte Muscheln, was die Bedeutung der Bestimmung und Erhaltung geeigneter ökologischer Bedingungen für die jungen Stadien unterstreicht.
Margaritifera lebt ungewöhnlich lange - über 100 Jahre in einem Großteil ihres Verbreitungsgebiets -, die Lebensdauer kann jedoch im äußersten Süden des Verbreitungsgebiets viel kürzer und im äußersten Norden viel länger sein. Eine mangelnde Rekrutierung von jungen Muscheln führt zu Populationen, die sich nicht mehr selbst tragen, diese Probleme können jedoch durch das weitere Überleben von älteren Muscheln für viele Jahre, nachdem eine erfolgreiche Rekrutierung aufgehört hat, verborgen bleiben. Das Erfordernis eines salmoniden Wirtsfisches zum Aufnehmen des Larvenstadiums der Muschel stellt eine zusätzliche Herausforderung bei der Erhaltung des Zustands von Flussperlmuschel-Populationen dar. Obwohl Margaritifera sehr anspruchsvoll in Bezug auf das Substrat des Fließgewässerbettes und die Wasserbeschaffenheit ist, kommt sie in einem großen Bereich von Einzugsgebieten vor, von kleinen, kieseligen, oligothrophen Flüssen, oft mit einem flussaufwärts folgenden See, bis zu großen mineralstoffhaltigen Niederungssystemen. Dieser Norm-Entwurf strebt an, den Bereich von breitengradbezogenen und geologischen Faktoren zu erfassen, die sich im gesamten Verbreitungsgebiet auf Margaritifera auswirken. Bei der Festlegung der Prioritäten für das Monitoring müssen die spezifischen Belastungen jeder einzelnen Population berücksichtigt werden.
In den Literaturhinweisen ist eine begrenzte Anzahl von wesentlichen Literaturangaben angeführt. Eine umfassende Liste kann unter Verwendung des folgenden Links zur Website der Freshwater Biological Association eingesehen werden - http://www.fba.org.uk/cen-pearl-mussel-standard-development-reference-list.
Die Anwendungen nach diesem Norm-Entwurf schließen die Berichterstattung nach einer Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Artikel 17, http://bd.eionet.europa.eu/article17/reference portal), die Durchführung von Umweltverträglichkeitsprüfung und die Wiederherstellung von Perlmuschelpopulationen ein.
Die vorbereitenden Arbeiten wurden von der Arbeitsgruppe "Biologische Verfahren" (WG 2) des CEN/TC 230 durchgeführt, deren Federführung beim BSI (Sekretariat: Vereinigtes Königreich) lag.
Zuständiges nationales Arbeitsgremium
NA 119-01-03-05-06 AK - Biologisch-ökologische Gewässeruntersuchung