DIN Verbraucherrat

2024-12-17

Veröffentlichung der ISO 31031 „Management von Risiken bei Jugend- und Klassenfahrten“

Kinder sitzen mit einem Erwachsenen im Wald und lernen aus Büchern
© AdobeStock: tunedin

Unter dem Dach der ISO 31000 „Risikomanagement - Leitlinien“ sowie der daraus entwickelten ISO 31030 „Risikomanagement - Umgang mit Reiserisiken - Leitfaden für Organisationen“ wurden spezifische Empfehlungen für den Bereich der Jugend- und Schulfahrten erarbeitet und im Oktober 2024 unter dem Titel ISO 31031 „Management von Risiken bei Jugend- und Klassenfahrtenveröffentlicht. Eine Übernahme der internationalen Norm als DIN ISO in das deutsche Normenwerk ist angedacht.

Die Bedeutung dieses Vorhabens für die Verbraucher und Verbraucherinnen in Deutschland wird insbesondere vor dem folgenden Hintergrund deutlich:

Jedes Jahr nehmen in Deutschland rund 5 Millionen Schülerinnen und Schüler an mehrtägigen Klassenfahrten teil, die auch zum Teil in das europäische Ausland führen. Hinzu kommen eintägige Exkursionen, Wandertage und Unterrichtsgänge, bei denen ebenfalls das vertraute und entsprechend risikoarme schulische Umfeld verlassen wird. Die Klassen bzw. Gruppen werden dabei zwar in der Regel von zwei Begleitpersonen begleitet und betreut, die sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die auf der An- und Rückreise sowie während des Aufenthalts und der verschiedenen Aktivitäten möglichen Risiken kennen und einschätzen können bzw. mit den entsprechenden Notfall- und Sicherungsmaßnahmen vertraut sein sollten. Dennoch ist das Risiko deutlich höher als im täglichen Schulalltag, auch wenn – im Vergleich zur Zahl der Aktivitäten – in den letzten Jahren und Jahrzehnten relativ wenige Unfälle oder gar Todesfälle zu verzeichnen sind.

Ähnliches gilt aber auch für Gruppen im Kindergartenalter, die ebenfalls (wenn auch zeitlich und entfernungsmäßig deutlich begrenzter) Exkursionen oder z.T. auch Wanderungen mit einer Übernachtung gestalten, sowie für Jugendgruppen und Gruppen im studentischen Alter oder mit besonders schutzbedürftigen jungen Erwachsenen.

Deutschland hat aus seiner Bildungstradition heraus in der Reformpädagogik zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Thema „Schulwandern“ entdeckt und entwickelt und über die (auch heute noch verpflichtenden) Wandertage und (freiwilligen) Klassenfahrten fest in das Programm aller Schularten integriert. Nicht umsonst gingen die Jugendherbergsbewegung und die Schullandheimbewegung von Deutschland aus, sind aber heute weltweit in vielen Ländern fester Bestandteil der Lehrpläne und Curricula. Lernen vor Ort, außerschulisches Lernen und Outdoor-Education sind Begriffe, die diese Aktivitäten kennzeichnen.

Welche Risiken gibt es und was sind die Ziele und Vorteile solcher Reisen?

Das Risikoprofil solcher Unternehmungen kann sehr unterschiedlich sein: Ein einwöchiger Schüleraustausch unterscheidet sich stark von einer Trekkingexpedition in ein abgelegenes Gebiet oder einem Abenteuerkurs, bei dem man Segeln oder Bergsteigen lernt.

Die wichtigsten Ziele und Vorteile solcher Reisen - ob im Inland oder im Ausland - bestehen darin, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, neue Umgebungen und Kulturen kennen zu lernen, neue Menschen zu treffen, aber auch ihre Selbständigkeit zu entwickeln.

Solche Reisen sollen ihre Entwicklung und ihr Lernen fördern und gleichzeitig ihre Widerstandsfähigkeit stärken. Allerdings verfügen Kinder und Jugendliche nicht immer über genügend Reife und Erfahrung, um intuitiv richtig mit fremden Situationen und Umgebungen umzugehen. Es muss daher sichergestellt werden, dass ein Gleichgewicht zwischen der Entwicklung und Förderung der Selbständigkeit sowie dem Schutz der Gesundheit, der Sicherheit und des Wohlbefindens der Kinder und Jugendlichen gefunden wird.

Die ISO 31031 soll den Reiseveranstaltern, d.h. den Schulen und Lehrkräften, den Erziehern und Jugendgruppenleitern dabei helfen, die Ziele ihrer Klassen- oder Gruppenfahrt so zu erreichen, dass Ungewissheit und Risiken effektiv gehandhabt und kontrolliert werden.

Das Risikomanagement für Jugend- und Schulfahrten erfordert, dass Organisationen die Möglichkeiten von gefährlichen Ereignissen vorhersehen und bewerten, Risikobehandlungen entwickeln und die Teilnehmer über die zu erwartenden Risiken informieren. Dazu gehören auch die Beratung und Versorgung mit adäquaten medizinischen und notfalltechnischen Anleitungen sowie entsprechende Sicherheitsvorkehrungen. 

Die ISO 31031 ist in ihrer Struktur ähnlich aufgebaut wie die ISO 31030 „Travel Risk Management“, bezieht sich aber in vielen Details auf die speziellen Anforderungen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen sowie besonders schutzbedürftigen jungen Erwachsenen, mit Hinweisen und Empfehlungen für die Organisation bzw. den Veranstalter (z.B. Schule), die beteiligten und aufsichtspflichtigen Leitungspersonen (z.B. Lehrkräfte), die Unterkünfte (z.B. Jugendherbergen und Schullandheime) sowie Drittanbieter (z.B. Anbieter von Freizeitprogrammen und sportlichen Aktivitäten). Im Anhang des internationalen Standards finden sich neben einem Risikobewertungsrahmen auch Überlegungen für ein Schutzkonzept für die Kinder und Jugendlichen (z.B. Regeln zum angemessenen Verhalten und zur Verhinderung von Belästigungen oder sexuellem Missbrauch).

Die in der ISO 31031 enthaltenen Anforderungen und Empfehlungen können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Risiken bei Jugend- und Klassenfahrten für alle Beteiligten Akteure zu verringern.

Mitwirkung des DIN-Verbraucherrates an der Erarbeitung der Norm

Durch das große Engagement des vom DIN-Verbraucherrat für die Mitarbeit im Gremium autorisierten Experten, Herrn Koller, konnte ein bedeutender Beitrag zur Erreichung des hohen verbraucherschutzfachlichen Niveaus der ISO 31031 „Management von Risiken bei Jugend- und Klassenfahrten“ geleistet werden.

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