DIN Verbraucherrat

2024-11-18

Die Gebrauchstauglichkeit von festverbundenen Kunststoffverschlüssen spielt für die Verbraucher*innen eine große Rolle

Studie „Gebrauchstauglichkeit und Verbraucherakzeptanz von festverbundenen Kunststoffverschlüssen (sog. Tethered Caps) für Getränkebehälter“ im Auftrag des DIN-Verbraucherrats veröffentlicht

Sechs PET-Flaschen mit verschiedenfarbigen Verschlüssen in einem Kreis angeordnet.
© AdobeStock: gopixa

Vor dem Hintergrund, dass Getränkeverpackungen und deren Deckel, regelmäßig die Top 10-Liste der an Stränden gefundenen Einwegkunststoffartikel anführen, hat die Europäische Union die Richtlinie 2019/904/EU über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt erlassen. Die sogenannte Einwegkunststoffrichtlinie legt unter anderem fest, dass bis zu drei Liter fassende Getränkebehälter aus Kunststoff grundsätzlich nur noch in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn deren Verschlüsse aus Kunststoff fest mit dem Getränkebehälter verbunden sind. Insbesondere Kinder sowie ältere und/oder körperlich eingeschränkte Personen stoßen im Alltag bei der Nutzung von Einweggetränkebehältnissen mit festverbundenen Kunststoffverschlüssen jedoch zum Teil auf große Probleme.

Vor diesem Hintergrund hat der DIN-Verbraucherrat eine Studie in Auftrag gegeben, um detailliertes Feedback von Verbraucher* innen zu ihren Nutzungserfahrungen mit den Tethered Caps einzuholen und darauf basierend mögliche Designoptimierungen mit Verpackungsexpert*innen zu eruieren sowie Empfehlungen für die Normung und Standardisierung abzuleiten.  

Welche Verbrauchergruppen wurden befragt? 

Im Rahmen der qualitativen Studie wurden Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren, Verbraucher*innen ohne besondere Einschränkungen und Verbraucher*innen mit manuellen Beeinträchtigungen (z.B. Rheumatoide Arthritis), mit altersbedingten Einschränkungen (d.h. Verbraucher*innen ab 70+ Jahren) sowie mit Beeinträchtigung des Visus (z.B. Hornhautverkrümmung) befragt. Obgleich jedes der getesteten festverbundenen Verschlusssysteme (Snap Cap, Clip Aside/ Hinge Cap, Twist Cap, Sport Cap, Lasso Cap, Heli Cap) über individuelle Vor- und Nachteile verfügte, konnte keines der Systeme die befragten Verbraucher*innen vollumfänglich überzeugen.

Insbesondere die im Rahmen der Studie befragten Kinder sowie ältere und/oder körperlich eingeschränkte Personen stießen bei der Nutzung von Einweggetränkebehältnissen mit festverbundenen Kunststoffverschlüssen zum Teil auf große Probleme, die von erhöhtem Kraftaufwand, über Kleckern und Verletzungen bis hin zur vollständigen Nicht-Öffenbarkeit reichten. Darüber hinaus zeigte sich auch, dass das Verhältnis zwischen der Stabilität des Getränkebehältnisses, der Position und der Beschaffenheit des Deckels und dem für das Öffnen benötigten Kraftaufwand von essenzieller Bedeutung für die Gebrauchstauglichkeit der Getränkebehälter und damit für die Zufriedenheit der Verbraucher*innen mit der Verpackung ist. 

Welche Erkenntnisse wurden gewonnen? 

Wesentliche Erkenntnisse, die im Rahmen der qualitativen Studie gewonnen wurden, sind, dass die befragten Verbraucher*innen… 

…sich insgesamt schlecht über die Einführung der festverbundenen Verschlüsse aufgeklärt fühlten.  

…keinen wesentlichen Mehrwert für den Umweltschutz durch die festverbundenen Kunststoffverschlüsse sahen.     

… sich an der Vielfalt der Verschlusslösungen und Deckeltypen störten, da die Funktionsweise jedes Modells vor Gebrauch erstmal ermittelt werden und eine entsprechende Anpassung der unterbewussten Handlungsabläufe (Routine) durch die Verbraucher*innen erfolgen musste. 

…die Gebrauchstauglichkeit der festverbundenen Verschlüsse in ihrem Alltag als eher negativ bewerteten und aus Sicht der befragten Verbraucher*innen die Nachteile der Tethered Caps überwogen. 

Was sind die nächsten Schritte?

Der DIN-Verbraucherrat eruiert aktuell gemeinsam mit relevanten Stakeholder*innen, wie die im Rahmen der Studie gewonnenen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Empfehlungen bestmöglich in der regulatorischen und fertigungstechnischen Praxis sowie in der Normung und Standardisierung umgesetzt werden können. 

Die Studie in deutscher und englischer Sprache kann kostenfrei heruntergeladen werden. 

Sie möchten uns verbraucherrelevanten Input zum Thema „Tethered Caps“ geben und/oder sich zu vorgenanntem Thema mit uns austauschen? Dann zögern Sie nicht, Kontakt mit dem DIN-Verbraucherrat (stefanie.scholz@din.de) aufzunehmen. Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!