DIN Verbraucherrat

2020-12-23

Interview mit der ehrenamtlichen Verbraucherratsvertreterin Frau Dr. Lassek

Der DIN-Verbraucherrat möchte an dieser Stelle den ehrenamtlichen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihre persönliche Motivation, Sichtweisen und Erfahrungen im Zusammenhang mit der ehrenamtlichen Arbeit für den DIN-Verbraucherrat in der Normung vorzustellen.

© Prof. Dr. Thorsten Sander

Wir haben dazu die Form eines Interviews gewählt und freuen uns, diese Reihe mit Frau Dr. Eva Lassek vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Würzburg fortzusetzen. 

Frau Dr. Eva Lassek ist staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin und arbeitet in der Lebensmittelüberwachung beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Standort in Würzburg. Darüber hinaus ist sie seit 2003 Dozentin für Lebensmittelrecht am Lehrstuhl für Lebensmittelchemie an der Julius-Maximilians –Universität in Würzburg. Sie ist seit 2004 vom DIN-Verbraucherrat als Verbrauchervertreterin für den Normenausschuss NA 057-08-01 AA „Sensorik“ benannt.  

DIN-Verbraucherratsgeschäftsstelle (VR-Gst.): Frau Dr. Lassek, was war Ihre Motivation für Ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Verbraucherrat?
Frau Dr. Lassek: Eine ehrenamtliche Tätigkeit für den Verbraucherrat ist eine sinnvolle und daher wichtige Aufgabe. Eine Berufung als ehrenamtliche Mitarbeiterin empfand ich, wie der Begriff ja bereits besagt, vor allem als Ehre. Es ist keine Selbstverständlichkeit, sondern etwas Besonderes. Als ich vor nunmehr 16 Jahren angefragt wurde, ob ich mich für den Verbraucherrat engagieren möchte, habe ich jedenfalls gerne zugesagt und meine Entscheidung bis jetzt auch nicht bereut. Nicht nur, weil ich im Gremium bis dato zahlreiche Normen mit erarbeiten konnte, sondern auch, weil mir dadurch vergönnt war, viele interessante und sehr nette Kolleginnen und Kollegen kennen zu lernen. 

VR-Gst.: Gibt es spezielle Herausforderungen im Rahmen Ihrer Tätigkeit für den Verbraucherrat?
Frau Dr. Lassek: Ich bin im Normenausschuss Sensorik tätig. Das Besondere an diesem Gremium ist, dass es hier an sich keine Interessenskonflikte unter den Beteiligten geben kann. Denn es werden sensorische Prüfverfahren erarbeitet, die gleichermaßen von der Wirtschaft und der Überwachung angewendet werden – aber auch von der Wissenschaft. Allen Beteiligten ist an validen Messergebnissen gelegen. Dies geht bekanntlich nur mit objektiven, verifizierbaren Prüfmethoden. 

VR-Gst.: Haben Sie Tipps zur Arbeit in den Normenausschüssen für andere bzw. neue Verbraucherratsvertreter/-innen?
Frau Dr. Lassek: Wichtig zu wissen ist, dass solch eine Mitarbeit generell mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden ist. Aber auch viel Fachkompetenz ist von Nöten. Daher sind ein paar Jahre Berufserfahrung durchaus von Vorteil. Unabhängig davon möchte ich neue Kolleginnen und Kollegen ermuntern, sich beim Verbraucherrat des DIN zu engagieren. Sie tun es für den Verbraucher. 

VR-Gst.: Empfinden Sie die Arbeit per Web-Meeting oder Telefonkonferenz als Erleichterung?
Frau Dr. Lassek: Eine Erleichterung ist es nicht. Dennoch finde ich gut, dass es diese Austauschmöglichkeit überhaupt gibt. Online-Telefonkonferenzen erfordern zudem eine ganz andere Gesprächskultur, als persönliche Meetings. Sie sind meistens anstrengender, da mit viel mehr Konzentration verbunden. Und man ist von der IT abhängig – Erfahrungen, die nicht immer positiv sind. Was ich aber grundsätzlich beim Austausch in einem Online-Treffen vermisse, ist die persönliche Begegnung. Denn diese findet ja zumeist auch eher „am Rande“ eines Meetings statt. Ich halte solche sozialen Kontakte für sehr wichtig. Denn hier können nicht nur Freundschaften entstehen, hier ist es beispielsweise erlaubt, auch mal Fragen loszuwerden, die nicht unbedingt ins Protokoll sollen. Auch kann leichter kollegiale Hilfe gesucht oder angeboten werden. 

VR-Gst.: Was schätzen Sie an der Arbeit für Verbraucher?
Frau Dr. Lassek: In meiner Tätigkeit als Sachbearbeiterin im Bereich der Lebensmittel-überwachung begleitet mich die Arbeit für den Verbraucher mein gesamtes Berufsleben. Zudem gründet diese Tätigkeit auf einer rechtlich fundierten Basis. Der Gesetzgeber hat einen klaren Auftrag für den Verbraucherschutz erteilt. Nicht allen Berufsgruppen ist es vergönnt, solch eine Aussage zu treffen. Sich für den Verbraucher einzusetzen, empfinde ich als ein Privileg.  

VR-Gst.: Wie beurteilen Sie das regelmäßige Angebot zum Normungsseminar der VR-Geschäftsstelle?
Frau Dr. Lassek: Das jährliche Normungsseminar halte ich für enorm wichtig. Das gilt speziell für die ersten Jahre einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Das Wissen, welches im Seminar kompakt vermittelt wird - beispielsweise über den Gang einer Normung, über Rechte, Kompetenzen oder Pflichten der Verbraucherratsvertreter - kann sich wohl kaum jemand in so kurzer Zeit neben einem ausgefüllten Berufsalltag selbst aneignen. 

VR-Gst.: Gab es ein besonderes Highlight/Erfolgserlebnis bei Ihrer Arbeit an Ihrem Thema im Ausschuss?
Frau Dr. Lassek: Ein besonderes Highlight im engeren Sinne des Wortes gab es nicht. Es ist immer schön, wenn eine Norm erfolgreich zum Abschluss gebracht wird. Und wenn dies noch mit einem persönlichen Zufriedenheitsgefühl verbunden ist, dann umso besser.  

VR-Gst.: Wie erarbeiten Sie Ihre Standpunkte zu normungsrelevanten Fragen? 
Frau Dr. Lassek: Es ist immer eine Mischung. Zum einen aus der eigenen Berufserfahrung von mittlerweile über dreißig Jahren und der damit verbundenen Fachlektüre, zum anderen aus dem aktiven Einholen von Fachwissen bei Kolleginnen und Kollegen.

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