DIN Verbraucherrat
Erster DIN-Standard zur Vermittlung von ausländischen Betreuungskräften
DIN SPEC 33454 – Guter Schritt für mehr Transparenz und Qualität für Verbraucher
Anfang 2021 erscheint erstmalig zur Vermittlung von ausländischen Betreuungskräften ein DIN-Standard mit dem Titel „Betreuung unterstützungsbedürftiger Menschen durch im Haushalt wohnende, insbesondere ausländische Betreuungskräfte — Anforderungen an Vermittler, Dienstleistungserbringer und Betreuungskräfte“ (DIN SPEC 33454). Dieser wird verbraucherseitig als erster guter Schritt im Sinne der Betroffenen und ihrer Angehörigen betrachtet. Nicht zuletzt ist dies der engagierten Mitarbeit unter anderem von Vertreterinnen des Verbraucherschutzes und der Angehörigen und Betroffenen geschuldet.
Viele unterstützungsbedürftige Menschen wünschen sich so lange wie möglich zu Hause leben zu können. Die notwendige Betreuung ist allerdings für viele Angehörige meist nicht leistbar. Um dies zu ermöglichen arbeiten in den Haushalten der Betroffenen immer mehr Betreuungskräfte aus dem Ausland, insbesondere aus Osteuropa. Dieser Markt ist jedoch durch erhebliche Qualitätsunterschiede, mangelnde Transparenz und regelwidrige Arbeitsbedingungen gekennzeichnet. Auch ist die Versorgungsform „Betreuung im häuslichen Umfeld“, die umgangssprachlich als „24-Stunden-Betreuung“ bezeichnet wird, immer wieder intensiver grundsätzlicher Kritik ausgesetzt: Die Betreuungskräfte würden etwa menschenunwürdig behandelt und häufig schwarz beschäftigt, die Betreuten seien dem Risiko unkundiger Betreuung, Pflege und Behandlungen sowie teils gar Misshandlungen ausgesetzt.
Genau hier setzt der neu entwickelte DIN-Standard an. Dieser soll mithilfe der beschriebenen Anforderungen als Handlungsempfehlung den Marktteilnehmern Orientierung bieten. Bei erfolgreicher Anwendung ist damit ein wichtiger Schritt hin zu einer besseren Versorgungsqualität und zu mehr Transparenz für Verbraucher sowie zu faireren Arbeitsbedingungen für Betreuungskräfte vollzogen.
Die DIN SPEC 33454 ist ein durch DIN gefördertes DIN-Connect-Projekt. Sie wurde durch zahlreiche Workshops eines temporären Konsortiums erarbeitet. Im interdisziplinären Expertengremium haben Verbraucherschützer, Angehörigen- und Betroffenenvertreter, Pflegewissenschaftler, Juristen und qualitätsorientierte Anbieter mitgearbeitet. Im Konsortium wurde intensiv und kontrovers diskutiert, verschiedene Ansichten und Meinungen wurden eingeholt und mehrere Gastteilnehmer eingeladen, auch ausländische Verbände, die sich mit dieser Thematik beschäftigen.
Die erste Sitzung fand am 13. Juni 2019 in Berlin statt. Nun, anderthalb Jahre später, wird die DIN SPEC 33454 voraussichtlich im Februar 2021 veröffentlicht. Alle Konsortiumsmitglieder haben geschlossen der Veröffentlichung des Dokuments zugestimmt.
Die Verbraucherposition zur DIN SPEC 33454
Aus Verbrauchersicht legt die DIN SPEC 33454 zum ersten Mal Rahmenbedingungen fest, die betreuungsbedürftigen Menschen, ihren Angehörigen und den Betreuungskräften Orientierung bieten. Der Standard setzt einen wichtigen Impuls für rechtliche und soziale Ausgewogenheit in der häuslichen Betreuung.
Als Erfolg kann von der Verbraucherseite insbesondere benannt werden, dass das Verhältnis zwischen Vermittlungsagenturen und deren Kooperationspartnern im Ausland auf der Grundlage dieses DIN-Standards definiert wurde. Vermittlungsagenturen werden auf Basis der DIN SPEC 33454 aufgefordert, Qualitätsstandards mit den Kooperationspartnern zu setzen, die sich positiv auf die Betreuung auswirken können - indem etwa die Qualifikationsanforderungen an die Betreuungskräfte definiert werden. Zugleich wird aufgezeigt, welche Rahmenbedingungen von Kunden zu beachten sind - beispielsweise wie die Wohn- und Arbeitssituation für die Betreuungskräfte zu gestalten ist.