2022-01-04

Qualität und Effizienz in Organisationen des Gesundheitswesens - kein Widerspruch

Neuer DIN-Arbeitsausschuss

„Das Gesundheitsmanagement umfasst alle planerischen, gestaltenden, steuernden und kontrollierenden Maßnahmen, die dem Schutz, dem Erhalt und der Verbesserung der Gesundheit dienen“, so die ISO/TC 304 „Management von Organisationen in der Gesundheitsversorgung“.

Gesundheitseinrichtungen, insbesondere Krankenhäuser, stehen insgesamt vor großen Herausforderungen. Die ökonomische Ausrichtung des Gesundheitswesens bezüglich Effizienz und Effektivität einerseits, kollidiert andererseits mit den sich ständig erweiternden medizinisch wissenschaftlichen Behandlungsmöglichkeiten und daraus folgend auch den Behandlungsansprüchen seitens der Bevölkerung. Das meritorische Gut „Gesundheit“, welches vielfach durch staatliche Regularien in unterschiedlicher Form, in den verschiedenen ökonomischen Wirtschaftssystemen umgesetzt wird, muss also diversen Ansprüchen genügen. Die sich hieraus ergebenden und von den Gesundheitsorganisationen umzusetzenden gesetzlichen Anspruchsvoraussetzungen sind enorm und erfordern in erheblichem Maße die Anwendung und Umsetzung eines effizienten, qualitätssichernden Managementsystems, um die jeweiligen gesundheitspolitischen Ziele umzusetzen und die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.

Qualitätssicherung und -dokumentation, Nullfehlerquote, Verweildauerkontrolle, Mindestmengen¬vereinbarungen bei medizinischen Interventionen, Erhöhung der Durchlaufgeschwindigkeiten von Patienten, Fallpauschalen und Case–Management sind Begriffe, mit der die Gesundheitsorganisationen agieren müssen, um langfristig am Gesundheitsmarkt zu überleben. Der Gesetzgeber schreibt die Einführung eines Qualitätsmanagement-Systems vor, um nicht nur die Qualität der ärztlichen/pflegerischen Leistung zu sichern, sondern auch, um hier Strukturen einzuziehen, die einen möglichst effizienten und effektiven Arbeitsablauf abbilden, mit deren Hilfe nicht nur einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess Rechnung getragen werden soll, sondern auch die ökonomische Ausrichtung der Organisation messbar gemacht werden kann.

Das Healthcare Organization Management (HOM) beschreibt die Leitung und das allgemeine Management von Krankenhäusern, Krankenhausnetzwerken und/oder Gesundheitssystemen. Die Bandbreite der Regulierungsansätze für die Verwaltung des Gesundheitswesens ist aufgrund der Komplexität der Gesundheitsversorgungssysteme, der Zahlungssysteme der einzelnen Länder und der kulturellen und gesellschaftlichen Normen sehr unterschiedlich. Unabhängig von der jeweiligen Organisationsstruktur ist das Ziel dasselbe: die koordinierte Bereitstellung von Gesundheitsleistungen, die effiziente Verwaltung von Ressourcen und eine effektive, patienten- und bedarfsgerechte, an der Lebensqualität orientierte, fachlich qualifizierte, aber auch wirtschaftliche medizinische Versorgung.

Primär stand bei der internationalen Normungsgemeinschaft die Festlegung von Normen für medizinische Geräte und Laboratorien im Vordergrund; wogegen der Bereich Verwaltung und Management kaum bzw. keine Berücksichtigung fand.

Dies änderte sich 2016 mit der Gründung des ISO/TC 304 „Management von Organisationen in der Gesundheitsversorgung“.

Die derzeitigen Bemühungen des ISO/TC 304, das Ziel der Kostensenkung im Gesundheitswesen bei gleichzeitiger Verbesserung der Patientenzufriedenheit und der klinischen Ergebnisse zu erreichen, umfasst folgende Bereiche:

•    Versorgungskette im Gesundheitswesen, 
•    (finanzielles) Kapitalmanagement, 
•    Konzepte für die Aufnahme und Entlassung von Patienten, 
•    einrichtungsspezifisches Personal- und Einrichtungsmanagement sowie 
•    alle anderen nicht-klinischen organisatorischen Unterstützungsfunktionen. 

Am 12. Dezember 2021 fand die erste konstituierende Sitzung des Arbeitsausschusses NA 053-02-05 AA „Nationales Spiegelgremium zum ISO/TC 304“ im DIN-Normenausschuss Rettungsdienst und Krankenhaus (NARK) in Berlin statt. Mehr als 20 Experten beteiligten sich an der Sitzung. Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik machten deutlich, dass eine Beteiligung von DIN zum Thema Management von Organisationen in der Gesundheitsversorgung längst überfällig ist.

Im Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden die Vorteile einer Begleitung der Projekte des ISO/TC 304 erörtert. Einigkeit bestand darüber, dass sich Deutschland trotz des hohen Grades an nationaler Regulierung, der internationalen Normung nicht verschließen sollte.

Bei einer Beteiligung in der Entstehungsphase von Normen können im Dialog mit internationalen Fachleuten wichtige Erkenntnisse gewonnen und der Gang der Entwicklung in den deutschen Gesundheitsorganisationen mitbeeinflusst werden.

Für die Begleitung der internationalen Standards werden noch Vertreter der Krankenkassen, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und Regierungsbehörden (z.B. BMG) aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen. Viele internationale Projekte des ISO/TC 304 befinden sich in einem frühen Stadium und bieten viel Potential, sich an der Mitgestaltung der Norm zu beteiligen. Die nächste Sitzung wird bereits am 21. März 2022 stattfinden. Interessierte können sich gerne beim DIN-Normenausschuss Rettungsdienst und Krankenhaus (NARK) melden.
 

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