DIN-Normenausschuss Materialprüfung (NMP)
Reaktivierungssitzung zum Änderungsentwurf der DIN EN 12875-1:2005 Spülmaschinenbeständigkeit von Gegenständen
Die letzte Fassung der DIN EN 12875-1 wurde 2005 aktualisiert. Viele Einflussparameter des Prozesses haben sich in den letzten 16 Jahren verändert. Es wurde eine Fachgruppe mit Teilnehmern aus verschiedenen Branchen gestartet, die die Änderungsidee für die DIN EN 12875-1 erarbeitet hat. Es sind Teilnehmer aus folgenden Bereichen vertreten: Küchenartikelhersteller (Kochgeschirr, Schneidwaren, Beschläge, Beschichtungen, sonstige Küchenartikel), Reinigerhersteller, Geschirrspülmaschinenhersteller, Verbände und Prüfdienstleister.
1. Beschreibung des Änderungsvorschlags
Im Folgenden werden die Gründe erläutert weshalb die DIN EN 12875-1 überarbeitet und an den Stand der Technik angepasst werden sollte.
Das maschinelle Geschirrspülen im Haushalt soll möglichst zeitgemäß und marktgerecht abgebildet werden. Die bisher definierten Parameter müssen dazu neu bewertet und angepasst werden. Es handelt sich dabei primär um die mit dem Sinner’schen Kreis beschriebenen Parameter des Reinigungszyklus im Geschirrspüler: Temperatur, Zeit, Mechanik, Chemie im Medium Wasser. Weitere Faktoren sollen dabei nicht außen vorgelassen werden.
- Laufzeit und Mechanik:
Der in der Norm definierte Reinigungszyklus spiegelt nicht das aktuelle Verhalten des maschinellen Geschirrspülens wieder und muss an den Stand der Technik angepasst werden. Im Vergleich hat die Energiereduktion und das Wassersparen dazu geführt, dass die Laufzeiten der Programme heutiger Spülmaschinen wesentlich länger sind. Die Laufzeiten der Programme werden zu Gunsten der übrigen Parameter des Sinner’schen Kreis zukünftig noch deutlich länger werden. Da die Programmdauer länger ist, ist somit das Spülgut länger mit dem Reiniger in Kontakt.
In der aktuellen Norm DIN EN 12875-1 ist die Laufzeit des Spülprogramms definiert. Diese Zeiten beruhen auch auf ein System (hydraulisch), bei dem alle Spülebenen gleichzeitig betrieben werden. Stand der Technik ist das Betreiben der Maschinen mit Wechselspültechnik. Hierbei werden sequentiell die verschiedenen Ebenen angefahren.
- Reiniger:
Die Reinigungsmittelhersteller bringen regelmäßig neue Produkte oder verbesserte Produkte auf den Markt. Die Zusammensetzung der in der EN 12875-1 verwendeten Reinigerbestandteile hat wenig Überschneidung mit der am marktgängigen Zusammensetzung der Reiniger. (Beispiele: Phosphat, deutlich schnellere Auflösung)
- Wasserqualität (Chlorgehalt) / Wasserzusammensetzung
- Festlegung von Produktgruppenspezifischen Spülzyklen um eine valide Aussage zur Spülmaschinenfestigkeit treffen zu können.
Fazit
- Die Parameter des Sinner’schen Kreis (Zeit, Mechanik, Temperatur, Chemie) der Spülmaschine aus der Norm DIN EN 12875-1 lassen sich in heutigen Maschinen nicht umzusetzen.
- Für den Änderungsvorschlag müssen alle Einflussparameter betrachtet werden.
Das Ziel ist es, das wirkliche Verhalten in der Spülmaschine abzudecken – ein realistischer Test, wie sich ein Produkt in der Spülmaschine verhält, ist für alle Interessensgruppen von zentraler Bedeutung. Deshalb sollen die Einflussparameter an aktuelle Gegebenheiten angepasst werden.
2. Warum wird diese Norm gebraucht?
Mit dem Anwenden dieser Norm wird erreicht, dass unabhängig vom Anwender der Norm und dessen Umwelt, die gleichen Prüfbedingungen gegeben sind. Der Fokus liegt auf vergleichbaren Prüfungen.
Die aktuelle Prüfung hat für den Kunden keinen Wert von Information, da auf der Grundlage eines alten technischen Standes geprüft wird. Die Prüfung nach EN12875-1 spiegelt aus den obig aufgeführten Gründen nicht das haushaltsübliche Spülen wieder.
Die gültige Norm wurde auf Grundlage eines alten technischen Standards erstellt und muss deshalb unbedingt an den aktuellen technischen Stand angepasst werden.
Die Stiftung Warentest wendet bei ihren vergleichenden Tests Normen an. Daraus werden die Ergebnisse für den Verbraucher abgeleitet, unter der Annahme, dass diese Ergebnisse auch im haushaltsüblichen Gebrauch erzielt werden. Für die Produkttests der StiWa ist die Prüfung der Spülmaschineneignung / -festigkeit von Küchenartikeln relevant.
3. Wer wird diese Norm voraussichtlich anwenden (z. B. Anwendungsbereich)?
Diese Norm ist relevant für alle, die Küchenartikel herstellen und vertreiben. Alle Artikel welche zum Servieren und Essen gebraucht werden. Hersteller von Küchenartikeln stellen ihre Produkte so her, dass diese dem Geschirrspülen im Haushalt standhalten, d.h., dem aktuellen Stand der Technik (Geschirrspülen und Reiniger) bestehen können. Deshalb ist es unabdingbar die Erarbeitung der Norm in einem interdisziplinären Team (= mit Vertretern von Reinigerherstellern, Geschirrspülmaschinenherstellen, Küchenartikelherstellern und Forschung und Entwicklung) zu gestalten.
4. Welche öffentlichen Interessen sind von der Norm voraussichtlich betroffen (z. B. Sicherheit, Verbraucherschutz, Interoperabilität, Nachhaltigkeit)?
Bei der Kaufentscheidung eines Verbrauchers für oder gegen ein Produkt ist unter anderem die Auslobung des Produktes hinsichtlich seiner Reinigbarkeit von Bedeutung. Ist das Produkt für die Spülmaschine geeignet oder sogar spülmaschinenfest oder muss es von Hand gespült werden. Mit einer vergleichbaren Prüfung wird die Markttransparenz und Vergleichbarkeit hinsichtlich der Reinigbarkeit des Produktes erreicht. Diese Information ist aber nur dann für den Verbraucher von Nutzen, wenn die verwendete Prüfmethodik dem aktuellen Geschirrmaschinenspülen im Haushalt entspricht.
Das Wissen und die Erfahrungen aus den Ergebnissen des Spülgutes aus einem definierten Prozess ist für Hersteller von Küchenartikeln zentral für die Entwicklung der Produkte. Beispielsweise ist die Zusammensetzung der Reiniger und die Auswirkung auf die verwendeten Materialien zu nennen.
5. Wer sollte Ihrer Meinung nach in die Entwicklung der Norm einbezogen werden (z. B. Anwender, Hersteller, öffentliche Hand, Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft usw.)?
Für die Änderung und Aktualisierung dieser Norm sollten Fachleute aus den Bereichen Geschirrspülmaschinenhersteller, Küchenartikelhersteller und Reinigungsmittelhersteller und Forschung und Entwicklung der Bereiche einbezogen werden. Sie geben den fachlichen Input hinsichtlich der am marktgängigen Einflussparameter und sie kennen die Trends. Entwicklungen aus Wissenschaft und Forschung sind wichtig, um zukünftige Ausführungen des Spülprozesses, der Reiniger und der Materialien frühzeitig mit einzubeziehen.
Das Ergebnis der Prüfung ist sowohl abhängig vom Spülprozess / -methodik als auch von dem Spülgut. Das Spülgut kann aus den unterschiedlichsten Materialen (Metalle, Kunststoffe, Glas & Keramik) bestehen. Diese unterschiedlichen Materialien stellen schon an sich die unterschiedlichsten Anforderungen, beispielsweise an die zur Reinigung verwendeten Chemikalie. Das Spülgut ist für den Kontakt für Lebensmittel ausgelegt, diese Eigenschaft darf nicht durch die Behandlung im Geschirrspüler beeinträchtig oder verändert werden, beispielsweise durch Rückstände oder Migration. Darüber hinaus muss im Haushalt primär ein Reinigungseffekt hinsichtlich der Verschmutzung erzielt werden, dieser ist aber in dieser Norm nicht relevant. Durch die Anwendung der Norm soll eine vergleichbare Aussage hinsichtlich der Materialverträglichkeit des Spülgutes im Prozess des Geschirrspülens getätigt werden.
Um dieses gewährleisten zu können muss DIN EN 12875-1 an den Stand der Technik angepasst und geändert werden.
6. Kennen Sie Personen, Unternehmen oder Organisationen, die Interesse an der Überarbeitung der Norm haben?
Sollten Sie Interesse an der Reaktivierungssitzung haben, die als reines Webmeeting am Donnerstag, dem 9. Dezember 2021, in der Zeit von 10:00 Uhr bis ca. 17:00 Uhr stattfinden wird, teilen Sie uns bitte Ihre Kontaktdaten an jan.krafft@din.de mit, damit wir Ihnen die notwendigen Dokumente für die Teilnahme an der Reaktivierungssitzung des NA 062-08-96 AA „Bedarfsgegenstände in Kontakt mit Lebensmitteln - Mechanisch-technologische Prüfverfahren“ zusenden können.
Vielen Dank!