DIN-Normenausschuss Luft- und Raumfahrt (NL)
DIN EN 16603-10-11
Raumfahrttechnik - Technik der Humanfaktoren; Englische Fassung EN 16603-10-11:2014
Space engineering - Human factors engineering; English version EN 16603-10-11:2014
Einführungsbeitrag
Diese Norm legt Anforderungen an die Einbeziehung des Menschen in den Regelkreis für Raumfahrtsystem-Produkte fest. Somit liefert er alle Anforderungen, die anzuwenden sind, wenn die Anwesenheit von Menschen an Bord geplant ist, oder für die nominale oder nicht nominale Wechselwirkung des Menschen mit dem System, Untersystem oder der zu konstruierenden Ausrüstung (zum Beispiel einer bodengestützten Mensch-Computer-Schnittstelle). Diese Norm identifiziert Anforderungen an die Ausrüstung zur Umsetzung eines geeigneten bemannten Systems, bei dem die Effizienz, Wirksamkeit und das Wohlbefinden der Besatzung an Bord und des Boden-Bedienpersonals von "Mensch-im-Regelkreis"-Systemen berücksichtigt werden. Diese Norm identifiziert außerdem die Verfahren zur Verifizierung und die zugehörigen Methodologien, die anzuwenden sind, um die Übereinstimmung mit den vorstehend genannten Anforderungen zu bestätigen. Diese Norm gilt sowohl für das Flug- als auch das Bodensegment des Raumfahrtsystems und nimmt im größtmöglichen Maße auf bereits vorhandene Normen zur Technik der Humanfaktoren auf anderen Gebieten als der Raumfahrt Bezug, von denen sie nur dann abweicht, wenn das Umfeld der speziellen Anwendung es vorschreibt. Die Anwendung von Humanfaktoren (die im Bereich Raumfahrt die Ergonomie einschließt) bei der Gestaltung von Systemen erhöht die Wirksamkeit und Effizienz, verbessert die Arbeitsbedingungen der Menschen und vermindert mögliche nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit, Sicherheit und Leistung. Die Anwendung von Ergonomie bei der Gestaltung von Systemen ist mit der Berücksichtigung menschlicher Fähigkeiten, Fertigkeiten, Grenzen und Bedürfnisse verbunden. Bei der Ausführung eines Raumfahrtsystems werden Humanfaktoren und insbesondere die beiden folgenden Hauptaspekte vom Beginn der Entwurfsphase an beachtet. Erstens wird der Mensch genau bei der Gestaltung von Hardware-, Software- und Betriebsprodukten berücksichtigt, und zweitens erfolgen die entsprechende Organisation sowie Schulungen parallel zur Gestaltung der Hardware und Software. Diese Norm enthält eine Reihe von Anforderungen an einen auf den Menschen ausgerichteten Gestaltungsprozess für ein Raumfahrtsystem, die mit der Norm ISO 13407:1999 "Benutzerorientierte Gestaltung interaktiver Systeme" vereinbar sind. Ein geplantes Begleithandbuch wird Folgendes enthalten: eine Anleitung zur Anpassung der vorhandenen Norm ISO STD 17399:2003, die zuvor als NASA STD 3000 "Mansystems integration" bekannt war. Ein Hauptthema des auf den Menschen gerichteten Gestaltungs-Ansatzes ist die Einbeziehung der Projektbeteiligten vom Beginn an und über die gesamte Dauer des Projektes. Zu den Vorteilen einer auf den Menschen gerichteten Gestaltung gehören die Verbesserung der Produktivität, eine Erhöhung der Qualität der Arbeiten, geringere Kosten für die Unterstützung und für Schulungen sowie die Verbesserung der Zufriedenheit der Anwender. Ziel dieses Ansatzes ist es, die für die Verwaltung von Hard- und Software-Gestaltungsprozessen und für die Planung von Abläufen Verantwortlichen bei der Identifizierung und Planung wirksamer und rechtzeitiger auf den Menschen orientierter Gestaltungsmaßnahmen zu unterstützen. Dieser Ansatz ergänzt bereits vorhandene Gestaltungsansätze und -verfahren. Die Gesamtbetriebskosten des Kunden verringern sich wesentlich, wenn Verfahren der Humanfaktoren-Technik von Beginn an in alle Projektphasen einbezogen werden. Diese Norm bildet einen Teil des Systemtechnik-Zweiges im Technikbereich des ECSS-Systems. Als solche ist sie darauf gerichtet, die konsequente Anwendung der Technik der Humanfaktoren bei Raumfahrtprodukten zu unterstützen, indem normative Festlegungen für Verfahren, Daten und Modelle festgelegt werden hinsichtlich des Problems, die Sicherheit und das Wohlergehen der Besatzung und die bestmögliche Leistung sicherzustellen sowie Probleme im Raumfahrtsystem und bei Nutzlastvorgängen zu vermeiden. Diese Norm gehört zur Disziplin Humanfaktoren nach ECSS-E-ST-10 und legt die Anforderungen an die Technik der Humanfaktoren und die Ergonomie fest, die für Elemente und Prozesse gelten. Diese Norm gilt für alle Flug- und Bodensegmente zur Einbeziehung des Menschen in den Regelkreis für Produkte des Raumfahrtsystems (das umfasst Hard- und Software oder eine Kombination daraus). Bei Betrachtung im Zusammenhang mit einem speziellen Projekt sollten die in dieser Norm festgelegten Anforderungen so angepasst werden, dass sie den wirklichen Anforderungen eines bestimmten Profils und der Umstände des betreffenden Projektes entsprechen. Diese Norm darf auf die speziellen Merkmale und Vorgaben eines Raumfahrtprojekts nach ECSS S ST 00 ausgelegt werden. Dieses Dokument (EN 16603-10-11:2014) wurde vom Technischen Komitee CEN/CLC/TC 5 "Space" erarbeitet, dessen Sekretariat vom DIN gehalten wird. Dieses Dokument basiert auf ECSS-E-ST-10-11C. Dieses Dokument wurde speziell zur Behandlung von Raumfahrtsystemen erarbeitet und hat daher Vorrang vor jeglicher Europäischer Norm, da es denselben Anwendungsbereich hat, jedoch über einen größeren Geltungsbereich (zum Beispiel Luft- und Raumfahrt) verfügt.