NA 131

DIN-Normenausschuss Luft- und Raumfahrt (NL)

2015-08-04

DIN NL auf der ILA2008

Vom 27. Mai bis zum 1. Juni 2008 fand die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ILA2008 in Berlin-Schönefeld statt. Die bedeutendste Fachmesse der Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland gehört zu den größten und wichtigsten Luftfahrt-Messen der Welt. Auf dem Messegelände neben dem Baufeld für den zukünftigen Flughafen Berlin-Brandenburger International (BBI) stellten 1.127 Aussteller aus 37 Länder Produkte, Verfahren und Dienstleistungen aus allen Bereichen der Luftfahrt und Raumfahrt aus. Ein Besuchermagnet war dabei einmal mehr der A380 von Airbus. Doch nicht nur er überragte andere. Wer die Halle 6 betrat konnte auch das über andere Stände herausragende DIN-Logo kaum übersehen.

Der DIN-Normenausschuss Luft- und Raumfahrt (DIN NL) präsentierte sich dort während der drei Fachbesuchertage vom 27. bis 29. Mai mit einem eigenen Stand. Der Ausschuss informierte die Besucher über seine Arbeit und die Möglichkeiten und Chancen der Normung. Dieser Rahmen gab Gelegenheit sowohl mit Interessenten in Verbindung zu treten, als auch mit schon mitarbeitenden Experten Kontakte zu pflegen.

Die Bedeutung der Normung als strategisches Wirtschaftsinstrument betonte auch der Par­lamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt Peter Hintze, welcher am ersten Messetag während seines Messerundgangs Gast am DIN NL-Stand war. Das dabei in der Luft­fahrt vor allem die europäische Zusammenarbeit eine wichtige Rolle spielt, wurde auch am DIN NL-Stand deutlich, wo sich neben dem DIN NL auch unsere französische Partner­organi­sa­tion BNAE (Bureau de Normalisation de l'Aéronautique et de l'Espace) und die Europä­ische Vereinigung der Hersteller von Luft- und Raumfahrtgerät, welche die Luft­fahrt­normung in Europa leitet, ASD-STAN (AeroSpace and Defense Industries Association of Europe – Standardization) präsentierten.

Um einen Überblick über die Arbeit des DIN NLs zu geben und Erfahrungen aus der Nor­mung sowie ihrer Anwendung zu vermitteln, führte der DIN NL am 28. Mai 2008 im Kon­fe­renz­zentrum der Messe eine eigene Fachkonferenz unter dem Titel " Innovative international standardization and qualification" durch. Die Referenten beleuchteten dabei bei Ihren Vor­trägen die verschiedensten Aspekte der Normung.

Dr. Albert Hövel begrüßte die Anwesenden als langjähriger Geschäftsführer des DIN NL. Er gab Ihnen einen Überblick über die Struktur und die Aufgaben des DIN NL. Erläutert wurde die Einbindung in die europäische und internationale Normung und die zukünftigen Ziele.

Anschließend präsentierte der Beiratsvorsitzende des DIN NL Bill Holler Visionen über künftige Schwer­punkte in der Normungsarbeit. Der Einsatz neuer Materialien, wie Verbundwerk­stoffe, erfordern neue Verfahren bei der Herstellung, Prüfung und Wartung. Die Einführung des Single European Sky wird mittels der EN-Normung vorangetrieben. Der Single European Sky verkürzt Flugwege, was nicht nur einen positiven Umwelteffekt hat, sondern angesichts des steigenden Kerosinpreises den Fluggesellschaften Kosten spart. Umweltaspekte werden bei der zukünftigen Entwicklung des Luftverkehrs eine große Rolle spielen. Der DIN NL wird den benötigten Rahmen stellen, um die Normung auf diesem Gebiet zu unterstützen. Und letztlich wird auch im Kabinenumfeld eine stärke Normung gefragt sein, wechselt doch die Kabinenausstattung im Laufe eines Flugzeuglebens mehrmals. Herr Holler wies daraufhin, dass diese Themen aber natürlich keine rein nationalen Themen mehr sind. Die Glo­balisierung führt dazu das diese Normung europäisch oder international stattfindet. Um in der europäischen Normung eine Bündelung der Kräfte zu ermöglichen haben der DIN NL und sein französisches Pendant BNAE daher ein Memo­randum of Understanding unter­zeichnet, was eine verstärkte Zusammenarbeit fördern soll.

In diesem Sinne begrüßte Herr Holler als nächsten Redner Nicolas Devilliers von BNAE.

Herr Devillier stellte in seiner Präsentation den Anwesenden BNAE vor. BNAE (Bureau de Normalisation de l'Aéronautique et de l'Espace) leitet in Frankreich die Luftfahrtnormung und kann auf eine über 130jährige Historie zurückschauen. Die Strukturen und Arbeitsweisen ähneln denen des DIN NLs.

Nach einer Pause in der die anwesenden Gäste in persönlichen Gespräche Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen konnten, begann der zweite Teil der Konferenz der einen starken Praxisbezug aufwies.

Als erstes stellte Boris Quase von Airbus, die Normenpraxis in seinem Unternehmen vor. Airbus als europäischer Konzern der weltweit agiert, hat einen hohen Standardisierungs­bedarf für seine verschiedenen Geschäftsfelder. Das Ziel von Airbus ist dabei ein hoher Anteil beim Ein­satz von standardisierten Teilen. Herr Quase erläuterte sowohl die interne, wie auch die externe Normungsstrategie von Airbus. Bei der Erstellung neuer Standards stehen interne Werksnormen für Airbus in der Bedeutung an zweiter Stelle hinter EN-Normen, noch vor ISO-Normen. Während der Anteil an EN-Normen, die von Airbus angewandt werden, steigt, bleibt der ISO-Anteil gleich und die Bedeutung nationaler Normen sinkt. Herr Quase erklärte, das Airbus keine nationalen Normen mehr einführen wird. Derzeit noch existierende nationale Lösungen in den einzelnen nationalen Werken werden durch airbuseinheitliche Regelungen ersetzt. Der europäische Normungsprozess sollte sich aber auch der europä­ischen Wirtschaftsentwicklung anpassen.

In seinem Ausblick verwies Herr Quase darauf, das durch Innovation und standardisierte Teile die Zahl der eingesetzten Teile und die Produktionszeit gesenkt werden kann. Dabei sollte immer der gesamte Prozess beachtet werden und durch die Einbeziehung aller Teile eines Unternehmens von der Entwicklung über die Produktion bis zum Kundendienst das bestmögliche Produkt erreicht werden.

Anschließend stellte Hans Rainer Ziemer von EADS MAS die neue EN 9100 vor. Herr Zie­mer ist Mitglied des Writing Team bei der IAQG (International Aerospace Quality Group), wel­ches die 9100 überarbeitete. Er beschrieb die Änderungen in der Neuausgabe und den Entstehungsweg der Norm. Die Neuerungen in der 9100 betreffen die aus der über­arbeiteten ISO 9001 übernommen Änderungen, die Erweiterung des Anwendungs­bereiches auf militä­ri­sche Organisationen und eine stärke Berücksichtigung der Belange der Raum­fahrt. Die Ver­öffentlichung der Überarbeiteten EN 9100 ist für November 2008 geplant.

Als letzter Redner sprach Günter Lessmann, Direktor von ASD-STAN, über die Quali­fizierung von Lieferanten und Produkten. Die Qualifizierung ist eine Pflicht für Produzenten von Standardbauteilen in der Luftfahrtindustrie. Sie erfolgt nach der EN 9133. Nur ein nach dieser Norm qualifiziertes EN-Produkt darf als EN-Standard-Produkt verkauft werden. Die Qualifizierung übernimmt dabei ASD-CERT. Herr Lessmann stellte ASD-CERT vor und be­schrieb die Vorteile der Qualifizierung und die für eine Qualifizierung übliche Vorgehens­weise.

Dr. Hövel dankte am Ende der Konferenz allen Vortragenden für ihre interessanten Beiträge und empfahl den Anwesenden noch einen Besuch des DIN NL-Messestandes sowie die aktuellen Informationen und Übersichten auf der DIN NL Internetseite.

In seiner Zusammenfassung, betonte er, dass die Konferenz den Anwesenden einen guten Überblick über Struktur, Arbeitsweise, Anwendung und Bedeutung der Normung gegeben hat.

Der DIN NL hat sich bei seiner Teilnahme an der ILA2008 der Luftindustrie als ein für die Belange der jetzigen und zukünftigen Normungsaufgaben gut aufgestellter und gerüsteter Normungsdienstleister präsentiert, welcher den interessierten deutschen Kreisen die Möglichkeit gibt, sich aktiv in diesen Normungsprozess einzubringen und der gleichzeitig eine Informationsplattform zwischen den internationalen, europäischen und nationalen Beteiligten darstellt.