DIN-Normenausschuss Holzwirtschaft und Möbel (NHM)
DIN 4074-1
Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit - Teil 1: Nadelschnittholz
Strength grading of wood - Part 1: Coniferous sawn timber
Einführungsbeitrag
In der Norm DIN 4074 "Sortierung von Schnittholz nach der Tragfähigkeit" sind Sortiermerkmale und Sortierklassen festgelegt, die eine Anwendung von Rechenwerten für Festigkeit und Steifigkeit des Holzes, die in den Bemessungsnormen angegeben sind, ermöglicht. Sie erschien 1939 zum ersten Mal, wurde 1958 und 1989 überarbeitet und liegt nun in einer weiteren überarbeiteten Fassung vor.
Eine Überarbeitung der Norm wurde aus folgenden Gründen für erforderlich gehalten:
- Es war ein Wunsch der Holzwirtschaft, visuelle Sortierregeln aufgrund neuerer Festigkeitsprüfungen weiter zu differenzieren. Insbesondere war der Wunsch nach gesonderten Sortierregeln für Dachlatten und Laubschnittholz vorhanden. Es sollte auch untersucht werden, ob Sortierregeln vereinfacht und modifiziert werden können, um höhere Ausbeuten in den einzelnen Sortierklassen zu erzielen.
- Vorgaben, die sich aufgrund der neuen europäischen Normung ergaben, waren zu berücksichtigen. Hierbei handelt es sich u. a. um die Festlegung einer Messbezugsfeuchte von 20 % und die Begrenzung von Schwindrissen in Kanthölzern.
- Der Beschluss, DIN 4074 als Produktnorm für Bauholz in die Bauregelliste A aufzunehmen, erforderte ebenfalls eine Überarbeitung der Norm durch die Aufnahme von Regelungen für die Kennzeichnung und den Übereinstimmungsnachweis.
- Nicht zuletzt wurde die Notwendigkeit erkannt, dass die Bemessungsnorm DIN 1052, die in den letzten Jahren ebenfalls überarbeitet wurde, nur dann dem Tragwerksplaner alle neuen Möglichkeiten des Holzbaus eröffnet, wenn sie durch eine aktuelle Produktnorm, die mit der Neuausgabe von DIN 4074:2003-06 jetzt vorliegt, unterstützt wird.
DIN 4074 besteht insgesamt aus fünf Teilen:
- Teil 1 über Nadelschnittholz
- Teil 2 über Nadelrundholz
- Teil 3 über Sortiermaschinen für Schnittholz, Anforderungen und Prüfung
- Teil 4 über den Nachweis der Eignung zur maschinellen Schnittholzsortierung
- Teil 5 über Laubschnittholz.
Während Teil 2 über Nadelrundholz noch nicht überarbeitet wurde, ist Teil 5 über Laubschnittholz ein neuer Teil der Normenreihe.
Aufgrund der Überarbeitung von DIN 4074 ergaben sich folgende Aspekte:
- Schnittholz, das nach DIN 4074 sortiert wurde, muss mit dem Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen) gekennzeichnet sein. Dabei muss für maschinell sortiertes Holz ein Übereinstimmungszertifikat einer anerkannten Prüfstelle vorliegen, während für visuell sortiertes Holz eine Übereinstimmungserklärung des Herstellers genügt.
- Die Messbezugsfeuchte wurde auf 20 % festgelegt, wodurch die Sortierkriterien bei dieser Feuchte einzuhalten sind. Krümmungen und Schwindrisse können jedoch nur bei einer Holzfeuchte von höchstens 20 % zuverlässig ermittelt werden. Daher wird in DIN 4074 zwischen trocken sortiertem Holz (Holzfeuchte höchstens 20 %) und nicht trocken sortiertem Holz unterschieden. Nur trocken sortiertes Holz, das mit dem Zusatz TS (trocken sortiert) gekennzeichnet wird, erfüllt die Anforderungen an Schnittholz für tragende Zwecke. Das heißt, dass nicht trocken sortiertes Holz, bevor es für tragende Zwecke eingebaut wird, bezüglich Krümmungen und Schwindrissen nachzusortieren ist.
- Schwindrisse, die zu einer Verringerung der Schubtragfähigkeit führen, sind in gewissem Umfang unbedenklich, weil sie bei der Festlegung entsprechend niedriger Schubfestigkeitswerte in den Bemessungsnormen bereits berücksichtigt sind. Die bisher verwendete allgemeine Formulierung, dass übliche Schwindrisse zulässig sind, wurde präzisiert, und es wurden Angaben zur Bestimmung von Risslänge und -tiefe in Kanthölzern mit den zugehörigen Grenzwerten gemacht.
- Für Dachlatten wurden aufgrund umfangreicher Untersuchungen am Institut für Holzforschung der TU München spezielle Sortierregeln entwickelt, die in der Norm berücksichtigt wurden.
- Um in Zukunft dem Holzbau zu ermöglichen, die höheren Festigkeitseigenschaften von Laubholz zu nutzen, wurden im neuen Teil 5 über Laubschnittholz entsprechende Sortiermerkmale und Grenzwerte festgelegt. Dabei wurde darauf geachtet, dass diese Regeln so weit wie möglich mit den Regeln für Nadelholz übereinstimmen, um die Sortierung in der Praxis zu erleichtern.
- Die Bestimmung des Schmalseitenastes (bisher Kantenflächenast) wurde präzisiert und als Sortierkriterium für Bretter, die für die Brettschichtholzherstellung eingesetzt werden, gestrichen.
- Zur Anpassung an die Europäischen Normen wurde die Definition der Baumkante geändert.
Nach der nun vorliegenden Neuausgabe von DIN 4074 kann sortiertes und entsprechend gekennzeichnetes Holz mit garantierten Eigenschaften zur Verfügung gestellt werden. In Verbindung mit der zurzeit ebenfalls überarbeiteten Bemessungsnorm DIN 1052 sind die Grundlagen für eine wirtschaftliche, wettbewerbsfähige und zukunftsfähige Verwendung des Holzes im Bauwesen geschaffen.
Änderungsvermerk
a) Titel geändert b) Anpassung an EN TC124-1.1 c) Neue Bezeichnung der Sortierklassen für vorwiegend hochkant biegebeanspruchte Bretter und Bohlen d) Neue Bezeichnung der Sortierklassen für maschinell sortiertes Schnittholz e) Festlegung der Messbezugsfeuchte für die Sortierkriterien auf 20 % f) Begrenzung der Schwindrisse in Kanthölzern g) Festlegung spezieller Sortierkriterien für Latten h) Angaben zum Übereinstimmungsnachweis zur Vorbereitung der Übernahme europäischer Vorschriften i) In Abschnitt 5.1.3.1 wurde der Kantenflächenast besser erläutert und damit auch seine Bedeutung für die Sortierung hervorgehoben; Grenzwerte wurden neu festgelegt j) In Abschnitt 5.6 wurde die Definition der Baumkante an DIN EN 1310 angepasst k) In den Abschnitten 5.8 und 5.9 wurde die Definition der Ausdehnung von Verfärbungen und Druckholz genauer definiert