DIN-Normenausschuss Terminologie (NAT)
DIN 19457 veröffentlicht – Anforderungen und Empfehlungen beim Dolmetschen im Gemeinwesen
DIN 19457, Dolmetschdienstleistungen – Dolmetschen im Gemeinwesen – Anforderungen und Empfehlungen, wurde mit Ausgabedatum Juli veröffentlicht. Die Erarbeitung von DIN 19457 erfolgte als Reaktion auf die globale Notwendigkeit, der zunehmenden sprachlichen, kulturellen und ethnischen Vielfalt von Menschen, die u a. mittels lautsprachlicher, gebärdensprachlicher und schriftlicher Modalitäten im Rahmen von Kommunikation in Echtzeit interagieren, Rechnung zu tragen. Dolmetschen im Gemeinwesen, auch als „Community-Interpreting“ bezeichnet, ist essenziell, um Menschen, denen dies auf Grund einer Sprachbarriere ansonsten unmöglich wäre, gleichberechtigten Zugang zu Dienstleistungen im Gemeinwesen zu ermöglichen, die allen Mitgliedern der Gesellschaft zur Verfügung stehen.
DIN 19457 legt Anforderungen an und Empfehlungen für die Erbringung von Dolmetschdienstleistungen im Gemeinwesen fest. Solche Dienstleistungen im Gemeinwesen können in unterschiedlichen kommunikativen Settings erbracht werden und können staatliche oder nichtstaatliche Einrichtungen wie Ämter, Behörden, Kitas, (Hoch-)Schulen, Selbsthilfezentren oder Schutzhäuser einschließen. DIN 19457 legt die grundlegenden Prinzipien und Vorgehensweisen fest, die notwendig sind, um qualitativ hochwertige Dolmetschdienstleistungen im Gemeinwesen für alle Sprachgemeinschaften (Nutzerinnen und Nutzer von Laut-, Gebärden-, Schriftsprachen oder taktilen Gebärden), für Endnutzerinnen und Endnutzer, Kundinnen und Kunden bzw. Auftraggeberinnen und Auftraggeber und Dolmetscherinnen und Dolmetscher im Gemeinwesen sicherzustellen.
Auf internationaler Ebene wird Dolmetschen im Gemeinwesen in ISO 13611:2024, Interpreting — Guidelines for community interpreting, behandelt. Da das Thema Schriftdolmetschen, das simultane Dolmetschen von mündlichen Äußerungen in einer Sprache in die schriftliche Modalität derselben Sprache (d. h. intralingual) oder einer anderen Sprache (d. h. interlingual) während des kommunikativen Ereignisses, jedoch nicht in ISO 13611 berücksichtigt wird, entschied sich das zuständige deutsche Gremium NA 105-00-03-02 UA „Dolmetschdienstleistungen und -technik“ für eine teilweise Übernahme der internationalen Norm in Form der nun veröffentlichen Norm DIN 19457.