DIN-Normenausschuss Terminologie (NAT)
Aufruf zur Mitarbeit: Neuer Arbeitskreis zur einfachen Sprache im Normenausschuss Terminologie
In Deutschland gibt es viele Menschen, die nicht befriedigend lesen können. Etwa die Hälfte der Erwachsenen versteht viele Texte nicht oder nicht richtig: Wichtige Informationen gehen dadurch verloren. Manche ziehen auch die falschen Schlussfolgerungen aus einem für sie unverständlichen Text, begehen Fehler, lesen nicht vollständig oder fragen beim Absender nach. Andere Leser legen den Text sofort weg und versuchen die Lektüre nicht im Ansatz. Auch gute und geübte Leser sind oft überfordert, wenn sie sich in einem Gebiet nicht auskennen. Sie reagieren dann wie Menschen mit geringer Lesekompetenz.
Diese Störungen können sich moderne Gesellschaften nicht leisten. Ohne mündige Bürger wird der Weg in die Zukunft schwer zu bewältigen sein, denn sie müssen Chancen und Bedrohungen einschätzen können. Lesen wird zu einer Bürgerpflicht, weil auch Kompliziertes verstanden und in der offenen Gesellschaft entschieden werden muss.
Geändert werden muss daher die Art, wie Texte geschrieben werden: Verständlich und den Lesern angepasst. Solche verständlichen Texte sind in einer einfachen Sprache geschrieben. Einfach bedeutet, dass der Text dem Adressaten, seiner Lesekompetenz und seinem Wissen angepasst ist.
Einfache Sprache kann unterschiedlich aussehen, es gibt nicht die eine immer gleiche Erscheinungsform. Von Texten für hohe Lesekompetenz bei unsicherem Expertenwissen – Beispiel: Entscheidungshilfe für die Chefetage – erwartet man anderes als von Texten für jedermann – Beispiele: Behörden, Vereine und Organisationen. Bei allen Unterschieden ist einfache Sprache immer grammatisch, im Wortgebrauch und stilistisch korrekt. Sie verletzt keine der mehrheitlich anerkannten und gültigen Regeln.
Der neue Arbeitskreis wird sich über ein neues Normungsvorhaben zur einfachen Sprache im Deutschen beraten. Er spiegelt vier Prinzipien, an denen die internationale Normungsorganisation ISO in einer Arbeitsgruppe zur „Plain language“ derzeit arbeitet und wird auch die Arbeiten dieser internationalen Arbeitsgruppe begleiten:
- Der Dokumentinhalt ist, was der Leser erwartet.
- Der Leser findet leicht, was er braucht.
- Er kann verstehen, was er findet.
- Er kann die Information nutzen.
Ähnliche internationale Varietäten des Englischen und Spanischen werden schon heute als plain language oder lenguaje claro/ciudadano/llano genutzt.
Im deutschsprachigen Raum werden vergleichbare Inhalte in Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung angesprochen. Vor allem die technische Kommunikation befasst sich seit 4 Jahrzehnten mit diesem Thema, ohne allerdings den Ausdruck einfache Sprache zu verwenden.
Die konstituierende Sitzung des Arbeitskreises „Einfache Sprache“ wird am Montag, dem 9. November 2020, von 10 bis 13 Uhr als Webmeeting stattfinden. Einladung und Tagesordnung zur Sitzung folgen spätestens in der ersten Oktoberhälfte. Wer an einer Mitarbeit interessiert ist, meldet sich bitte bis zum 7. Oktober 2020 bei:
Annette Preissner, Tel. 030 2601-2012, E-Mail: annette.preissner@din.de