DIN-Normenausschuss Beschichtungsstoffe und Beschichtungen (NAB)
DIN 55663
Beschichtungsstoffe - Künstliches Bewittern mit saurer Beanspruchung
Paints and varnishes - Artificial weathering including acidic deposition
Einführungsbeitrag
Neben den klassischen klimatischen Umweltgrößen Temperatur und relative Luftfeuchte können auch saure atmosphärische Niederschläge die photochemische Alterung polymerer Werkstoffe maßgeblich beeinflussen, beispielsweise durch eine Schädigung der Stabilisatoren. Gegenüber der Wirkung von Schadgasen, die im Wesentlichen die Vorprodukte der sauren Niederschläge darstellen, treten andere Wirkungsmechanismen auf.
Aufgrund der variierenden industriellen Luftverschmutzung sowie zusätzlicher Streuung durch zufallsabhängige Wind- und Wolkenkonstellationen treten saure Niederschläge nur sehr sporadisch auf. Damit schwanken die Freibewitterungsergebnisse gerade bezüglich der sauren Beanspruchung enorm zwischen verschiedenen Jahren. Somit ist es praktisch unmöglich, in einer einzigen Saison zuverlässige repräsentative Freibewitterungsergebnisse zu erhalten. Mit einer künstlichen Beanspruchung, bei der sowohl alle Witterungsparameter als auch die Säurebeanspruchung reproduzierbar gesteuert werden können, können diese Fluktuationen vermieden werden.
Diese Norm legt ein Verfahren (en: Acid-Dew-and-Fog-Test (ADF-Test)) zum Simulieren der schädigenden Wirkung der Freibewitterung in Verbindung mit sauren atmosphärischen Niederschlägen auf polymere Werkstoffe fest. Dieses zeitraffende Laborprüfverfahren simuliert die schädigende Wirkung saurer atmosphärischer Niederschläge im Zusammenwirken mit UV-Strahlung, neutralen Niederschlägen und wechselnder Temperatur und relativer Luftfeuchte unter Verwendung eines künstlichen sauren Niederschlags. Dieses vergleichende Prüfverfahren ist geeignet, eine Auswahl von Polymerwerkstoffen für den Einsatz in einer durch saure Niederschläge belasteten Umwelt zu erarbeiten. Der ADF-Test beabsichtigt nicht, gleiche Schädigungsgrößen und -muster wie bei der Bewitterung im Freien zu erzeugen, sondern eine ähnliche Rangfolge der Schädigung zu ergeben. Es ergibt sich eine gleichförmige Schädigung in kleinerem Maßstab (und damit eine höhere Anzahl an Probendurchsätzen) und ermöglicht das Anwenden objektiver Beurteilungsverfahren im Gegensatz zur bisher üblichen subjektiven visuellen Beurteilung. Die Zeitraffung wird durch die Aneinanderreihung der ungünstigsten Kombinationen der Umweltbedingungen (im Weiteren mit "Worst-Case-Szenarium" bezeichnet) erreicht. Dazu werden diese Umweltbedingungen in häufigerer Folge als im Freien unter Einbeziehung eines künstlichen sauren Niederschlags und unter Nutzung eines handelsüblichen Bewitterungsgeräts nachgebildet. Die Extremwerte der Beanspruchungsparameter werden dabei im Vergleich zur Praxis nicht wesentlich überschritten. Im Fall von unerwartet schnellen Ausfällen sollte geprüft werden, ob diese tatsächlich von der synergistischen Wirkung von Säure und Bewitterung herrühren, indem separate Prüfungen zur Säure- und Witterungsbeständigkeit durchgeführt werden. Für den säurefreien Bewitterungstest sollten vorzugsweise dieselben Bewitterungsbedingungen verwendet werden wie im kombinierten Test. Für die alleinige Säurebeanspruchung kann DIN EN ISO 175 angewendet werden.
Die vorliegende Norm wurde vom Arbeitsausschuss NA 002-00-07 AA "Allgemeine Prüfverfahren für Beschichtungsstoffe und Beschichtungen" im NAB erstellt.
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Zuständiges nationales Arbeitsgremium
NA 002-00-07 AA - Allgemeine Prüfverfahren für Beschichtungsstoffe und Beschichtungen