NA 002

DIN-Normenausschuss Beschichtungsstoffe und Beschichtungen (NAB)

2021-12-06

Klarstellung zum Oberflächenvorbereitungsgrad P3 nach DIN EN ISO 8501-3 bzw. DIN EN ISO 12944-3

Die Schutzdauer von Beschichtungssystemen hängt u. A.  von dem Zustand von Verbindungen, Kanten und Schweißnähten vor der Oberflächenvorbereitung ab. Die Gestaltung einer Stahlkonstruktion sowie die Planung der notwendigen Korrosionsschutzmaßnahmen haben auch einen maßgeblichen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit des Korrosionsschutzsystems und damit auf die Lebensdauer eines Bauwerks. Neben den in der DIN EN ISO 12944-4 genannten Norm-Vorbereitungsgraden sind in der DIN EN ISO 8501-3 Oberflächenvorbereitungsgrade für Schweißnähte, Kanten und anderen Flächen mit Oberflächenunregelmäßigkeiten beschrieben. Die hier genannten Oberflächenvorbereitungsgrade P1, P2 und P3 beschreiben Anforderungen, welche bei der Herstellung der Bauteile vom Stahlbauunternehmen vor der eigentlichen Oberflächenvorbereitung durchzuführen sind, damit das Beschichtungssystem fachgerecht appliziert werden kann. Beschichtungsstoffe werden in flüssiger Form auf die zu beschichtende Oberfläche aufgebracht und bilden dort eine feste, zusammenhängende Beschichtung. Dieser Vorgang wird als Filmbildung bezeichnet und ist für die Qualität der Beschichtungen von entscheidender Bedeutung. Bei der Filmbildung entstehen an nicht fachgerecht vorbereiteten Kanten zusätzliche Spannungen in der Beschichtung, die im Laufe der Schutzdauer verstärkt Schwachstellen im Korrosionsschutzsystem verursachen. Daher gibt DIN EN ISO 12944-3 Hinweise für die Gestaltung von Kanten und Schweißnähten. Ziel der Oberflächenvorbereitung nach DIN EN ISO 8501-3 für Schweißnähte, Kanten und anderen Flächen mit Oberflächenunregelmäßigkeiten ist die Reduzierung von Kanten, welche zusätzliche Spannungen bei der Filmbildung erzeugen, die sich negativ auf die Schutzdauer auswirken können. Daher werden in Abhängigkeit der Korrosivitätskategorie und Schutzdauer die Oberflächen-vorbereitungsgrade P1 bis P3 je nach Bauteil spezifiziert. In Deutschland traten nach dem Erscheinen der Normenreihe DIN EN ISO 12944:2018 verstärkt Unstimmigkeiten zwischen den Vertragspartnern in Bezug auf den Oberflächenvorbereitungsgrad P3 nach DIN EN ISO 8501-3 für Schweißnähte auf. Dies deshalb, da es unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der Bearbeitung von Schweißnähten gab, die dem Oberflächenvorbereitungsgrad P3 entsprechen sollen.In der englischen Sprachfassung der EN ISO 8501-3, welche die Grundlage für die deutsche Übersetzung darstellt,  wird der Oberflächenvorbereitungsgrad P3 für Schweißnähte in Tabelle 1, Zeile 1.2 wie folgt beschrieben: „Surface shall be fully dressed, i.e. smoth.“ Dieser Satz wird in der deutschen Sprachfassung  wie folgt übersetzt: „Die gesamte Oberfläche muss bearbeitet werden, d. h. glatt sein.“Diese Übersetzung wird in der Praxis mitunter so verstanden, dass die Schweißnähte glatt zur Bauteiloberfläche geschliffen werden müssen. Dies ist jedoch nicht korrekt, da es sonst im englischen „plane“ und nicht „smooth“ heißen müsste.

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Das für die DIN EN ISO 8501-3 zuständige deutsche Arbeitsgremium stellt in diesem Zusammenhang klar, dass mit „glatt“ nicht „eben“ (plane) zu verstehen ist. Das heißt, dass die Oberfläche der Schweißnaht vor dem Strahlen zwar glatt, aber nicht eben (siehe Bild D.6 c) in ISO 12944-3) sein muss. Hier ist eine Wölbung der Schweißnaht zu erkennen. Daher ist diese für den Oberflächenvorbereitungsgrad P3 zulässig. Nach DIN EN ISO 5817 sind auch bei der Bewertungsgruppe B bei Schweißnähten Nahtüberhöhungen zugelassen. Die Naht über dem wirksamen Nahtquerschnitt hinaus darf daher erhalten werden. Sie muss eine Oberfläche haben, die einen gleichmäßigen Schichtaufbau gewährleistet. Ein weicher Übergang ist ebenso herzustellen. Somit sind die Anforderung an den Oberflächenvorbereitungsgrad P3 nach DIN EN ISO 8501-3 erfüllt ohne dass die Schweißnaht blecheben bearbeitet werden muss. Die deutsche Delegation hat sich auf der  Sitzung der zuständigen Working Group im Jahr 2019 für eine Überarbeitung der ISO 8501-3 ausgesprochen, um Missverständnisse um die Oberflächenvorbereitungs-grade auszuräumen. Dieser Vorschlag wurde von der WG und vom zuständigen übergeordneten Lenkungsgremium ISO/TC 35/SC 12 angenommen und eine vorläufige parallele Überarbeitung der ISO 8501-3 angestoßen. Da die Überarbeitung im Regelfall drei Jahre dauert, soll mit diesem Hinweis den Vertragspartnern eine Klarstellung seitens des Normenausschusses an die Hand gegeben werden.


Dr. Benjamin Zirnstein

Projektmanager

DIN-Normenausschuss Beschichtungsstoffe und Beschichtungen (NAB)


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