DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE
DIN EN 61000-1-2
; VDE 0839-1-2:2017-07
Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) - Teil 1-2: Allgemeines - Verfahren zum Erreichen der funktionalen Sicherheit von elektrischen und elektronischen Systemen einschließlich Geräten und Einrichtungen im Hinblick auf elektromagnetische Phänomene (IEC 61000-1-2:2016); Deutsche Fassung EN 61000-1-2:2016
Electromagnetic compatibility (EMC) - Part 1-2: General - Methodology for the achievement of functional safety of electrical and electronic systems including equipment with regard to electromagnetic phenomena (IEC 61000-1-2:2016); German version EN 61000-1-2:2016
Einführungsbeitrag
Diese Norm enthält die Deutsche Fassung der europäischen Norm EN 61000-1-2:2016 und ist identisch mit der ersten Ausgabe der Internationalen Norm IEC 61000-1-2 (Ausgabe 2016-04). Sie behandelt Gesichtspunkte, die zu betrachten sind, wenn elektrische/elektronische/programmierbare elektronische (E/E/PE)Systeme entsprechend der Definition in der IEC 61508-4, die zur Ausführung von Sicherheitsfunktionen eingesetzt werden, elektromagnetischen Störgrößen ausgesetzt sind, die den Betrieb dieser Systeme beeinflussen können, wodurch es zu Funktionsausfällen und Fehlfunktionen dieser Systeme kommen kann mit Rückwirkungen auf die Sicherheitsfunktion(en) dieser Systeme. Das Ziel der in dieser Norm beschriebenen Verfahren besteht darin zu verhindern, dass es zu einer Beeinträchtigung der Sicherheitsfunktion(en) und als Folge zu einem unannehmbaren Schadensrisiko für Personen und/oder die Umgebung kommt. Daher ist ein akzeptables Leistungsverhalten beim Vorhandensein von elektromagnetischen Phänomenen notwendig. Eine umfassende Sicherheitsanalyse sollte somit die Einflüsse von elektromagnetischen Störgrößen einbeziehen. Die Verantwortung für die Koordination und für die Gesamt-EMV für die funktionale Sicherheit sollte identifiziert werden und bei einer oder einer geringen Anzahl an Personen, die über eine ausreichende Managementautorität verfügen, liegen. Jedoch kann die Verantwortung für Unteraspekte auf andere Personen, insbesondere auf solche mit relevantem Sachverstand in Bezug auf den besonderen Aspekt, delegiert werden. Zum Zweck der Erreichung der funktionalen Sicherheit werden die möglichen Wirkungen von elektromagnetischen Störgrößen auf sicherheitsbezogene Systeme behandelt und Anforderungen für die relevanten Phasen des Lebenszyklus eines solchen Systems werden festgelegt. Die entsprechenden Maßnahmen werden sowohl auf Systemebene festgelegt als auch auf der Ebene der Komponenten, Betriebsmittel, Geräte und Einrichtungen, aus denen ein sicherheitsbezogenes System zusammengesetzt wird. Dabei werden vorhandene relevante IEC-Grundnormen, soweit sie geeignet sind, genutzt, insbesondere die grundlegenden Festlegungen der Reihe IEC 61508 zur funktionalen Sicherheit und der Reihe IEC 61000-4 in Bezug auf Prüfungen der Störfestigkeit gegen elektromagnetische Störgrößen. Hierbei orientiert sich die Beschreibung der elektromagnetischen Umgebungen, in denen sicherheitsbezogene Systeme betrieben werden, an der Reihe IEC 61000-2 und dient als Ausgangsbasis für die Ableitung der elektromagnetischen Störgrößen, mit denen die Störfestigkeit der sicherheitsbezogenen Systeme geprüft werden kann. Hierzu werden in dieser Norm eine Reihe von Störfestigkeitsprüfungen adressiert, die über den Umfang der entsprechenden Festlegungen in den Fachgrundnormen zur Störfestigkeit, IEC 61000-6-1 und IEC 61000-6-2, hinausgehen. Diese Norm befasst sich insbesondere mit: - Grundkonzepten auf dem Gebiet der funktionalen Sicherheit, wobei die Phasen des Konzepts über den Entwurf, die Implementierung, die Inbetriebnahme und die Wartung im Rahmen der Lebensdauer eines sicherheitsbezogenen Systems in den Blick genommen werden; - den verschiedenen EMV-spezifischen Schritten für das Erreichen und Management der funktionalen Sicherheit; - der Beschreibung und Beurteilung der elektromagnetischen Umgebung und die daraus resultierende Ableitung der Prüfstörgrößen für EMV-Prüfungen; eine Auflistung ist im Abschnitt 6 und in Tabelle 2 sowie im Anhang A in dieser Norm gegeben; - den auf die EMV bezogenen Gesichtspunkten des Entwurfs- und Integrationsprozesses im Abschnitt 7 und in Tabelle 3, wobei der Prozess der auf die EMV bezogenen Sicherheitsplanung sowohl auf der Geräte- als auch auf der Systemebene berücksichtigt wird. - den Validierungs- und Verifizierungsprozessen in Bezug auf die Störfestigkeit gegen elektromagnetische Störgrößen im Abschnitt 8; - den Bewertungskriterien für das Betriebsverhalten und Betrachtungen zur Prüfphilosophie für sicherheitsbezogene Systeme sowie Betriebsmittel, Geräte und Einrichtungen, die in solchen Systemen verwendet werden, in 8.4 und Tabelle 4 sowie im Anhang C; als Bewertungskriterium wurde bereits in der IEC 61000-6-7 ein besonderes Kriterium DS definiert, dessen Schwerpunkt darauf liegt, dass keine Beeinträchtigung der funktionalen Sicherheit auftritt, wenn eine Funktion außerhalb ihrer Spezifikation gerät; - Prüfungen der Störfestigkeit von sicherheitsbezogenen Systemen und Betriebsmitteln, Geräten und Einrichtungen, die in solchen Systemen verwendet werden, gegen elektromagnetische Störgrößen in Abschnitt 9 (Arten von in Frage kommenden Prüfverfahren, Prüfpegel); - der Dokumentation der Ergebnisse. Entsprechend dem Anliegen dieser Norm, ein Verfahren zum Erreichen der funktionalen Sicherheit von sicherheitsbezogenen Systemen, die elektromagnetischen Störgrößen ausgesetzt sind, bereitzustellen, wird ein Bündel von Verfahren und Maßnahmen beschrieben, wobei Störfestigkeitsprüfungen nur einen Teil darstellen. Hierzu wird empfohlen, einen EMV-Prüfplan aufzustellen. Daneben werden in dieser Norm auch Abhilfemaßnahmen erwähnt, um zum Beispiel die Störfestigkeit eines Systems oder einer Komponente, eines Betriebsmittels, eines Geräts oder einer Einrichtung zu erhöhen und/oder elektromagnetische Störgrößen zu dämpfen. Auch eine Reihe von organisatorischen Maßnahmen sind möglich und werden erwähnt, wie zum Beispiel Hardware-Diversität, Software-Diversität oder die Verwendung von redundanten Systemen, bei denen ein zweites System die Funktion des ersten übernimmt, wenn dieses ausfällt. Entsprechende Informationen über Abhilfemaßnahmen während der einzelnen in dieser Norm betrachteten Phasen eines Systems sind im Anhang B enthalten. Die geplante Norm ist für die Anwendung durch Entwickler, Hersteller, Errichter und Nutzer von sicherheitsbezogenen Systemen vorgesehen und kann von IEC-Komitees als Anleitung benutzt werden. Ihre Applikation ist ferner im Zusammenhang mit der IEC 61000-6-7 zu sehen, die Prüfanforderungen an die EMV und funktionale Sicherheit von sicherheitsbezogenen Systemen, die in industriellen Bereichen betrieben werden, enthält. Zur Entwicklungsgeschichte des vorliegenden Dokuments: Die erste Ausgabe der IEC 61000-1-2 war 2001-06 als Technische Spezifikation erschienen. Die deutsche Übersetzung des dieser Publikation vorausgehenden internationalen Norm-Entwurfs war als E DIN IEC 77/231/CDV (VDE 0839-1-2):2000-12 veröffentlicht worden. Da seitens der IEC eine Technische Spezifikation herausgegeben wurde, war zum damaligen Zeitpunkt keine Übernahme in das deutsche Normenwerk erfolgt. Die erste Ausgabe der Technischen Spezifikation wurde überarbeitet und die zweite Ausgabe 2008-11 veröffentlicht. Die zweite Ausgabe der Technische Spezifikation wurde wiederum überarbeitet und hierfür auf internationaler Ebene beschlossen, ihren Inhalt in eine Norm umzuwandeln. Das Ergebnis dieser Überarbeitung wurde 2016-04 als erste Ausgabe der Internationalen Norm IEC 61000-1-2 veröffentlicht. Die in der vorliegenden Ankündigung zitierten IEC-Normen wurden als Europäische Normen übernommen und im Rahmen der Reihen DIN EN 61000-4 (VDE 0847-4), DIN EN 61000-6 (VDE 0839-6) und DIN EN 61508 (VDE 0803) veröffentlicht. Zuständig ist das DKE/K 767 "Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV)" der DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE.