DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE
VG 88719
Reaktionsharzmassen und Kaltvergussmassen zum Abdichten und zum elektrischen Isolieren - Fachgrundnorm; Text Deutsch und Englisch
Resin based reactive compounds and cold-curing compounds used for sealing and electrical insulation - Generic standard; Text German and English
Einführungsbeitrag
Die auf einem Schiff erforderlichen Trennflächen werden als Decks, Schotte oder Wände ausgeführt. Sie dienen zur horizontalen (Deck) oder vertikalen Unterteilung (Schott, Wand) und müssen wasser- und gasdicht und nach SOLAS 74, Kap. II-2; A 3 feuerhemmend sein. Anforderungen an die Beständigkeit gegen Feuer und Rauchgase sind in der entsprechenden IMO-Resolution A.754(18) enthalten. Um die zur Installation gehörigen Kanäle, Rohre und elektrischen Kabel durch das Schiff verlegen zu können, werden die Trennflächen jedoch vielfach durchbrochen, also mit Öffnungen versehen. Nach Abschluss der Installationsarbeiten ist die "Unversehrtheit" der Fläche, das heißt, ihre Eigenschaften bezüglich der Feuerhemmung und der Wasser- und Gasdichtheit vor der Installation, wieder herzustellen. Um dieses Ziel sicher zu erreichen, werden in die Öffnungen genormte Rahmen nach VG 88712 oder VG 88713 eingeschweißt, durch welche die Kabel und Rohre anschließend hindurchgeführt werden. Die Rahmen dürfen laut IMO-Entschließung nur bis zu einer festgelegten maximalen Querschnittsfläche belegt werden, damit noch genügend Platz für eine zuverlässige Abdichtung des Raumes zwischen durchgeführter Installation und Rahmenwand übrig bleibt. Dieser Raum wird mit den Reaktionsharzmassen oder Kaltvergussmassen nach dieser Norm ausgefüllt ("vergossen"). Nach dem Aushärten haften die Massen wasser- und gasdicht an den Rahmenwänden und an den hindurchgeführten Kabeln oder Rohren. Außerdem besitzen sie feuerhemmende Eigenschaften. Der ehemalige Durchbruch ist jetzt mit Hilfe einer sogenannten Kabel- oder Rohrdurchführung abgedichtet. Die (gesetzlich) vorgeschriebenen Eigenschaften hinsichtlich des Brandschutzes (Class Type A oder B mit verschiedenen Beanspruchungsdauern) müssen durch eine besondere Prüfung ("IMO Fire test procedure") nachgewiesen werden. Hierbei wird ein Prüfaufbau (Wandabschnitt mit belegter und montierter Durchführung) von einer Seite her mit einem entsprechend starken Wärmestrom beaufschlagt. Auf der anderen Wandseite werden Temperaturmessungen vorgenommen. Eine Typprüfung zum Nachweis der Wasser- und Gasdichtheit wird üblicherweise von der für die Klassifikation des Schiffes zuständigen Gesellschaft verlangt. Für Marineschiffe gelten zusätzliche Anforderungen an die Schock- und Vibrationsbeständigkeit der Durchführungen, weil sie durch Beschuss oder Minen gefährdet sein könnten. Auch diese zusätzlichen Anforderungen können von den mit Reaktionsharzmassen oder Kaltvergussmassen nach dieser Norm vergossenen Durchführungen eingehalten werden. Diese Norm wurde vom Arbeitsausschuss NA 132-03-54 AA "Installationssysteme, Kabelverlegung auf Schiffen" im DIN e. V. erarbeitet.
Änderungsvermerk
Gegenüber VG 88718:1976-06 wurden folgende Änderungen vorgenommen: a) Titel geändert; b) Art der Norm geändert in Fachgrundnorm; c) englische Fassung hinzugefügt; d) neue Begriffe und Definitionen aufgenommen; e) Anforderungen für Dichtmittel und für Dichtformstoffe vollständig überarbeitet und beide Produkte getrennt behandelt; f) Produkt "Kaltvergussmasse" aufgenommen; g) Aufbau der Norm an die aktuellen Gestaltungsregeln angepasst.
Zuständiges nationales Arbeitsgremium
NA 132-03-54 AA - Installationssysteme, Kabelverlegung auf Schiffen