Dr. Brill + Partner GmbH Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Hamburg
Interview mit Dr. Florian H. H. Brill, geschäftsführender Gesellschafter
Weil Mensch und Tier auf wirksamen Infektionsschutz angewiesen sind: Die Dr. Brill + Partner
GmbH sorgt flächendeckend für geprüfte Hygienequalität.
„Ich schätze es, wie qualifiziert und engagiert die Mitarbeiter des DIN mit uns zusammen arbeiten –
das macht viel Spaß.“
Das Interview
Warum und seit wann engagieren Sie sich in der Normung?
Mir sind Information und Mitwirkung sehr wichtig. Deshalb bin ich seit 2012 in der Normung
aktiv. Nur hier erfahre ich zeitnah, was im Geschäftsfeld passiert und welche Entwicklungen
sich abzeichnen. Gleichzeitig kann ich Normen beeinflussen und wichtige Themen für das
eigene Unternehmen und für unsere Branche voran bringen.
In welchen Normungsgremien sind Sie vertreten?
Neben DIN bin ich auch in den europäischen Spiegelgremien bei CEN aktiv. Für den Bereich
Medizin wirke ich in verschiedenen Fachausschüssen mit: Einmal zu Verbandsstoffen und
Wundauflagen, konkret Verbandsmittel und Behältnisse sowie zu chemischen
Desinfektionsmitteln und Antiseptika in der Humanmedizin. Außerdem arbeite ich im
Ausschuss für Desinfektion bei Lebensmitteln und in der Tierhaltung mit.
Welche Normungsthemen sind in der Corona-Krise für Ihr Unternehmen in den Vordergrund
gerückt?
Da hat sich einiges getan. Vor allem in der chemischen Desinfektion. Hier verzeichnen wir seit
Corona zwei bis dreimal so viele Aufträge für Normprüfungen. Viele Unternehmen steigen neu
in diesen Bereich ein und wollen ihre Marktchancen nutzen. Wir prüfen, wie wirksam die
Präparate gegen Viren z.B. Coronaviren, Bakterien, Hefepilze und andere Infektionserreger
sind und geben im positiven Fall das Okay. Ich finde, daran sieht man, wie wertvoll Normen für
unsere Wirtschaft sind. Aber wir prüfen nicht nur, sondern beraten die Unternehmen auch.
Wie hat die Corona-Pandemie Ihre persönliche Gremienarbeit beeinflusst?
Zwar fehlt aktuell der persönliche Austausch, weil wir uns nur noch online treffen. Aber ich
stelle fest, dass wir heute eine viel größere Beteiligung haben als früher. DIN stellt dafür auch
sehr gute technische Plattformen bereit. Auf der europäischen Ebene kommen die Experten
jetzt sogar häufiger zusammen – das tut der Sache gut. Also wir haben für die Gremienarbeit viel gelernt und gehen davon aus, dass es in Zukunft häufiger Webkonferenzen geben wird.
Online ist keine Notlösung mehr.
Was ist Ihnen bei der Normungsarbeit besonders wichtig?
Die Gremien müssen mit engagierten Experten besetzt sein. Leute, die nur Wissen abgreifen
wollen, bringen uns nicht weiter. Am Ende brauchen wir qualitativ gute Normen, so steigt
unser Einfluss in Europa und international. Mein zweites Anliegen betrifft die Finanzierung.
Die Entwicklung von Prüfverfahren kosten viel Zeit und Arbeit, es steht aber wenig Geld zur
Verfügung. Hier könnten Förderprogramme in der Normung helfen. Wenn wir Fördermittel für
die Datenerhebung im Rahmen der Verfahrensentwicklung einwerben könnten, würde uns das
unabhängiger machen als bisher und der Qualität der Normen guttun.
Konnten Sie schon Normen auf den Weg bringen?
Wir haben im Bereich der Wirksamkeit für antimikrobielle Wundauflagen sowie in der
Flächendesinfektion erfolgreich an der Entwicklung und Veröffentlichung von Normen
mitgearbeitet.
Welche Vorteile hat Ihr Unternehmen bzw. haben Ihre Produkte dadurch am Markt?
Unser Informationsvorsprung ist beachtlich und wir können uns als Unternehmen vielfältig
profilieren. Da die Dr. Brill + Partner GmbH an der Entwicklung von Testverfahren beteiligt ist,
steigern wir fortlaufend unsere Kompetenzen. Diese helfen uns beim Netzwerken auf
Kongressen und Messen, wo wir mit potenziellen Neukunden ins Gespräch kommen und
Laboraufträge generieren. Wir publizieren unsere Daten auch in Fachzeitschriften, was
ebenfalls unsere Wahrnehmung verbessert.
An welchen Netzwerkveranstaltungen nehmen Sie teil – was vermissen Sie bei DIN?
Bisher war ich nicht auf diesen Veranstaltungen, ich konzentriere mich auf meine
Gremienarbeit. Überhaupt bin ich sehr zufrieden bei DIN, der Austausch von Dokumenten
funktioniert bestens. Mir fehlt lediglich eine finanzielle Stärkung der Gremien. In anderen
Ländern werden Reisekosten und andere Aufwendungen teilweise erstattet, wir müssen alles
selbst bezahlen und auch noch selbst als KMU eine Jahresgebühr von über € 1.000
entrichten. Da wünsche ich mir neue Lösungen und dass der gesellschaftliche und
wirtschaftliche Nutzen der Normungsarbeit mehr wertgeschätzt wird.
Welchen Tipp geben Sie Unternehmen, die in der Normung aktiv werden wollen?
Wer interessiert ist, kann sich erstmal als Gast zu DIN-Veranstaltungen einladen lassen.
Seinen Ansprechpartner findet man über den DIN-Mitgliederservice. Es bringt viel, mit den
DIN-Mitarbeitern zu sprechen, dann aber auch mit den Experten in den Gremien, um zu
verstehen wie die Arbeit funktioniert. Wenn man dann aktiv dabei ist, benötigt man aber nicht
nur die Zeit für Veranstaltungen, sondern auch für die Vor- und Nachbereitung, für das
fachliche Einarbeiten usw. Ich selbst investiere jeden Monat zwei bis drei Tage.
Welche Zukunftsthemen kommen auf Ihre Branche zu? Wie können Normen dabei helfen?
Bei der Desinfektion nimmt die Regulierung zu. Damit steigt auch die Bedeutung von Normen
z.B. für die Wirksamkeitsbewertung. Denn diese Normprüfungen werden nun von den
Behörden gefordert und bekommen dadurch fast Gesetzescharakter. Heute fehlen uns im
Bereich der Wirkprüfung aber noch Normen für Testverfahren. Daran müssen wir arbeiten. Wir
müssen Schwächen in bestehenden Normen beseitigen und die methodische Qualität der
Normen verbessern.
Über Dr. Brill + Partner GmbH
Unternehmensgröße: Drei Standorte in Hamburg, Bremen und auf Norderney
Branche: Prüfinstitut (für Hygiene und Mikrobiologie)
Mitarbeiterzahl: 85
international tätig: Europaweit sowie international u.a. USA, Kanada, Brasilien, Peru, Chile, Japan,
China, Saudi-Arabien, Indien