Die MMM Münchener Medizin Mechanik GmbH
Interview mit Robert Eibl, Geschäftsführer Technik
Weil die Materialentwicklung in der Medizin rasante Fortschritte macht: MMM reagiert und
arbeitet auf dem weltweiten Gesundheitsmarkt mit modernsten Aufbereitungs-Technologien.
„Bei DIN gewinnt man immer an Wissen hinzu. Deshalb ist Mitmachen so sinnvoll.“
Das Interview
Warum und seit wann engagieren Sie sich in der Normung?
Ich beschäftige mich seit 30 Jahren mit Dampfsterilisation. Zu DIN bin ich über externe
Gremien gekommen und jetzt seit fünf Jahren in der Normung aktiv. Für uns in der MMMGroup
ist Standardisierung seit mehr als 40 Jahren sehr wichtig. Schließlich geht es bei dem
Thema Sterilität von Medizinprodukten um Menschenleben, und wir möchten für unsere
Kunden bei den weltweiten Produktanbietern die Spreu vom Weizen trennen.
In welchen Normungsgremien sind Sie vertreten?
Im Fachbereich 4 bin ich Fachbereichsleiter der NAMeD 063. Wir befassen uns mit der
Aufbereitung, von Medizinprodukten, also der Reinigung, Desinfektion und Sterilisation.
Daneben fungiere ich als Koordinator von Leitlinien und unterstütze die Zentralstelle der
Länder (ZLG) als Berater im Bereich des Horizontalen Arbeitskomitee (HAK 3)
Welche Normungsthemen sind in der Corona-Krise für Ihr Unternehmen in den Vordergrund
gerückt?
Die DIN-Geschäftsführung hat erkannt, dass bei einer plötzlich auftretenden Pandemie neue
Normen viel zu lange brauchen. Wir müssten deutlich schneller reagieren können, zum
Beispiel bei der Aufbereitung von Einmalartikeln wie Masken. Im Grunde zeigt dieser Aspekt
aber eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Ich schlage deshalb vor, dass wir das
Ganze in einen Normenausschuss münden lassen, der schneller für mehr Prophylaxe sorgen
kann.
Wie hat die Corona-Pandemie Ihre persönliche Gremienarbeit beeinflusst?
Wir nehmen an vielen Webkonferenzen teil und haben für dieses Format inzwischen das
richtige Verhalten gelernt. Der Faktor Zeit ist allerdings ein Problem, den ganzen Tag, wie bei
Präsenzveranstaltungen, können wir nicht im virtuellen Raum verbringen. Häufig leidet die
Kommunikation unter technischen Problemen. Ich glaube aber, dass wir uns in Zukunft noch
sehr häufig elektronisch begegnen werden.
Was ist Ihnen bei der Normungsarbeit besonders wichtig?
In früheren Jahren war ich ehrenamtlich als Rettungsassistent tätig und habe auch an
Hubschraubereinsätzen teilgenommen. Später war ich dann Einsatzleiter bei
Großschadenereignissen. Daher kenne ich die Seite der Anwender von Sicherheitstechnik
genauso gut wie die der Hersteller. Deshalb sage ich als Mann der Technik, dass die Normung
hier Mindeststandards gewährleisten muss. Wichtig sind natürlich auch die richtigen
Personen, fachlich kompetente Leute, die gut “netzwerken“ können.
Konnten Sie schon Normen auf den Weg bringen?
Stolz bin ich darauf, dass wir eine wichtige Norm in der Rekordzeit von zweieinhalb Jahren
zum 01. Juli 2020 veröffentlicht haben. Es ist die DIN 58341 Anforderungen an die Validierung
von Reinigungs- und Desinfektionsprozessen. Die Norm definiert, welche Kenntnisse man für
das Validieren braucht. Daran können sich Behörden, Prüflabore oder Hersteller jetzt sicher
orientieren. Bisher gab es in diesem Bereich lediglich Leitlinien. Darin konnten Ergebnisse nur
rudimentär abgebildet werden, weil in den modernen Prozessen vieles gar nicht mehr
messbar ist.
Welche Vorteile hat Ihr Unternehmen bzw. haben Ihre Produkte dadurch am Markt?
Die MMM-Group ist immer auf dem neuesten Stand der Technik. Das verschafft uns einen
großen Wettbewerbsvorteil, weil wir heute schon wissen, was in zwei bis drei Jahren Standard
sein wird. Dazu kommen wertvolle Kontakte, die mir persönlich und der Firma weiter helfen.
An welchen Netzwerkveranstaltungen nehmen Sie teil – was vermissen Sie bei DIN?
Ich nehme an Fachverbandssitzungen teil und nach wie vor auch an Sitzungen zu Leitlinien.
Weiterhin sitze ich im Beirat von DIN und gebe regelmäßig Schulungen. Was mich stört, sind
einzelne Aspekte der Finanzierung von DIN. Ausnahmeregelungen für Prüflabore finde ich
recht ärgerlich. Die Kosten sollten doch gleichmäßiger auf alle Mitglieder verteilt werden.
Welchen Tipp geben Sie Unternehmen, die in der Normung aktiv werden wollen?
In die Gremien sollte man kommunikationsstarke Leute entsenden, die gutes Fachwissen
haben aber auch gut zuhören können. Und wenn dieselben Personen im Innern ebenfalls
durchsetzungsstark und ideenreich sind, profitiert das gesamte Unternehmen, von der
Entwicklungsabteilung bis zum Marketing.
Welche Zukunftsthemen kommen auf Ihre Branche zu? Wie können Normen dabei helfen?
Die Aufbereitung von thermolabilen Medizinprodukten wird uns in Zukunft stark beschäftigen.
Manche kommen aus der Robotik als roboterchirurgische Werkzeuge oder aus der flexiblen
Endoskopie. Da sind viele neue Materialien mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit im
Einsatz. Einige können gar nicht mit Dampf sterilisiert werden, sondern nur noch mit Gas.Bei der Reinigung und Desinfektion muss die Restkonzentration der Prozess-Chemie, die wir
einsetzen, um Proteine, Fette und andere Rückstände zu entfernen, am Ende des
Aufbereitungszyklus gegen Null gehen. Der Nachweis der Restchemie und das Verhalten auf
verschiedenen Oberflächen wird uns noch lange beschäftigen, bis eine Überprüfung bzw.
Messung – die auch die Verhältnismäßigkeit des Aufwands berücksichtig - zur Verfügung
steht. Normen werden uns dabei helfen, Maßnahmen einheitlich zu beschreiben und
Vorgehensweisen zu definieren.
Über MMM Münchener Medizin Mechanik GmbH
Unternehmensgröße: Hauptsitz in München-Planegg
Branche: Medizintechnik/Sterilgutaufbereitung
Mitarbeiterzahl: 1.200 weltweit, davon ca. 500 in Deutschland
Jahresumsatz: ca. 140 Millionen Euro
international tätig: Fertigungswerke in Deutschland (Stadlern & Peiting), in Tschechien (Brünn)
und USA (Monroe/Seattle) Vertriebsgesellschaften in Deutschland, Großbritannien, Russland,
Ukraine, Polen, Tschechien, Slowenien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien, Belgien, USA,
Thailand, Jordanien