Die asphericon GmbH, Optische Systeme, Jena

Interview mit Sven Kiontke, Gründer & CEO

Sven Kiontke, asphericon
© asphericon GmbH, Optische Systeme

Weil es ohne Digitalisierung keinen Durchblick gibt: asphericon sieht die Zukunft des Community
Building bei DIN auf ausgewählten externen Plattformen.

„Deutschland ist die Wiege der Optik – ich finde, wir sollten auch die Wiege der internationalen
Kooperation in der Normung photonischer Systeme werden.“

Das Interview

Warum und seit wann engagieren Sie sich in der Normung?
Damals 2007 hatte ich einen ganz klaren Fokus. Ich bin zu DIN gegangen, um die bestehenden Normen für optische Linsen, die Asphären, deutlich besser zu machen. Einfluss war mir wichtig, vor allem auf die Normung für die Freiform. So bezeichnen wir Linsen, die ihre Form flexibel in alle Richtungen verändern können.

In welchen Normungsgremien sind Sie vertreten?
Bei DIN arbeite ich im Normenausschuss „Feinmechanik und Optik“ und für ISO im Technical Committee TC 172 „Optics & Photonics“, wo ich auch Chairman bin.

Welche Normungsthemen sind in der Corona-Krise für Sie in den Vordergrund gerückt?
Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass wir mit der Normung draußen sein müssen, bevor die Produkte da sind. Dafür brauchen wir aber vorausschauenden Mut und Visionen. Denn wir werden mit Epidemien leben lernen müssen. Die Maske wird vermutlich Standard werden. Und das Gute ist: Wir haben die Technik, Viren zu testen und zu bestimmen. Wir können definieren, wie eine gute Maske aussehen soll. Und wir haben das Qualitäts-Management.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihre persönliche Gremienarbeit beeinflusst?
Sehr positiv. In den Gremien sind Online-Abstimmungen inzwischen Usus. So arbeiten wir viel effizienter als zuvor, die Arbeit wird flexibler angegangen. Und das wird von den Experten gut angenommen. Zwar mussten wir eine ISO-Sitzung absagen, aber die holen wir 2021 nach.

Was ist Ihnen bei der Normungsarbeit besonders wichtig?
Vorausdenken, Risiken eingehen, erkennen, wie das Gegenüber tickt – so entwickeln wir aus der Normung heraus Schwung für die Industrie. Normung sollte modern und digital weiterentwickelt werden. Wir brauchen dafür auch junge Leute mit frischen Ideen, natürlich im Mix mit den erfahrenen Experten. Und nicht zu vergessen: Die IEC konkurriert mit DIN. Hier bauen Unternehmen wie Huawei oder Samsung Paralleluniversen auf, mit Normen, deren Qualität weit hinter unserer zurücksteht. Deshalb müssen wir in der Normung weltweit eine
gemeinsame Sprache entwickeln.

Konnten Sie schon Normen auf den Weg bringen?
Auf jeden Fall. Die Norm für asphärische Flächen habe ich persönlich umgeschrieben und alle anhängenden Normen sauber verknüpft. Auch an den Freiform Normen habe ich maßgeblich mitgearbeitet. Bis zur Veröffentlichung der vier Freiform Normen hat es fast acht Jahre gedauert. Das Engagement hat sich gelohnt. Heute sind wir bei Optiken und Asphären mit präzisesten Produkten auf dem Weltmarkt an der Spitze der Qualitätsskala.

Welche Vorteile hat asphericon dadurch am Markt?
Wir können mit unseren Kunden aus unterschiedlichsten Branchen, z.B. aus der Luft- und Raumfahrt, aus der Medizintechnik bis hin zu Automotive, eine gemeinsame Sprache sprechen. Projekte können in kürzester Zeit anberaumt und eingetaktet werden. Darüber hinaus optimieren wir unsere gesamte Wertschöpfungskette. Das reicht von der Entwicklung über die Fertigung bis hin zur Vermessung. Alle Daten durchlaufen das Unternehmen in digitalisierter Form – Industrie 4.0 in Perfektion.

An welchen Netzwerkveranstaltungen nehmen Sie teil – was vermissen Sie bei DIN?
Leider fehlt mir oftmals die Zeit, dorthin zu gehen. Ich fände es toll, wenn’s bei DIN ein Anreizsystem für diejenigen gäbe, die sich aktiv an der Normung beteiligen. Das könnten z.B. kostenlose Normen sein. Auch denke ich, dass die Öffentlichkeitsarbeit bei DIN noch eine Menge Luft nach oben hat. DIN sollte viel mehr Öffentlichkeit herstellen, jeder Normenkreis braucht seine eigene digitale Präsentationsplattform – z.B. bei XING oder LinkedIn. Hier könnten sich interessierte Kreise vernetzen. Das DIN Magazin als analoges Medium ist schön, reicht aber nicht. Jetzt heißt es, den alten Staub abzuschütteln.

Welchen Tipp geben Sie Unternehmen, die in der Normung aktiv werden wollen?
DIN ist kein abgehobener, unnahbarer Laden. Das sollte jeder wissen, der sich potenziell interessiert. Diese Personen möchte ich ermuntern, einfach beim Manager anzurufen und sich einladen zu lassen.

Welche Zukunftsthemen kommen auf Ihre Branche zu? Wie können Normen dabei helfen?
Vor allem sehe ich, dass wir die Physik nicht zweimal normen müssen. Damit meine ich z.B. Medizintechnik Produkte wie kleine Handhelds, Wearables oder auch elektronische Endoskope und Lasergeräte; die sollten wir in Wertschöpfungsbereiche aufgliedern, in Normen und standardisierte Handlingsysteme. Hier wünsche ich mir, dass die internationalen Normungsinstitute integrierter arbeiten. Da kommt sicher noch viel.

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