Aus der Normungspraxis: Die bactologicum GmbH, Itzehoe
Interview mit Prof. Dr. Katrin Steinhauer, Managing Director
Weil Mikrobiologie auch Leidenschaft braucht: Das Team des bactologicums verfügt über große Expertise bei mikrobiologischen Untersuchungen im Bereich Hygiene und Infektionsprävention.
„Lernen, Verstehen, Wissen weiterzugeben und Dinge zu bewegen, fasziniert mich. Es macht mir großen Spaß, gemeinsam mit den vielen anderen Experten in der Normung kontinuierlich daran zu arbeiten, dass Prüfmethoden anwendbar, robust und aussagekräftig sind. “
Prof. Dr. Katrin Steinhauer
Das Interview
Warum und seit wann sind Sie in der Normung aktiv und welche Rolle spielt die DIN-Mitgliedschaft dabei?
Als Mikrobiologin arbeite ich seit 2001 mit großer Leidenschaft im Bereich Hygiene und Infektionsprävention und bin seit 2010 in der Normung aktiv. Was ich dabei besonders schätze, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hygienikern, Hochschulen, Industrievertretern und regulatorischen Behörden – gemeinsam entwickeln wir tragfähige Methoden zur Untersuchung antimikrobieller Wirksamkeiten.
In welchen Normungsgremien arbeiten Sie mit?
Auf europäischer Ebene leite ich die Working Group 1 des CEN/TC 216. Wir beschäftigen uns mit der Entwicklung von Prüfstandards für chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika in der Medizin. International vertrete ich als „Head of Delegation“ die deutsche Delegation im ISO/TC 330. Hier geht es um die Prüfung antimikrobieller Oberflächen. Bei DIN bin ich als stellvertretende Vorsitzende im Normenausschuss NA 176-03-06 AA, dem deutschen Spiegelgremium der Working Groups 1 und 5 des CEN/TC 216 aktiv.
Was ist Ihnen bei der Normungsarbeit besonders wichtig?
Kooperation und Konsens finde ich sehr wichtig, genauso wie das Lernen von und miteinander. Als Experten im Bereich Mikrobiologie und Hygiene stehen wir auf internationaler Ebene im stetigen Austausch. So fließen unterschiedliche Erfahrungen und Fachkompetenzen zusammen, um gemeinsam praxisrelevante Prüfmethoden zu erarbeiten. Die Tragfähigkeit unserer Methoden durch Ringversuche zu untermauern ist uns ebenfalls ein wichtiges Anliegen.
Welchen Einfluss haben Normen auf die Lieferketten Ihres Unternehmens?
Das bactologicum ist ja ein ISO 17025 akkreditiertes Prüflabor. Deshalb spielt gelebtes Qualitätsmanagement auf allen Ebenen für uns eine entscheidende Rolle. Es hilft uns, die hohen Ansprüche an uns selbst durch ein effektives QM-System an unsere Kunden weiterzugeben. Für uns ist es daher wichtig, dass auch unsere Lieferanten über ein belastbares Qualitätsmanagement verfügen, dessen Anforderungen beispielsweise Standards wie die ISO 9001 oder die ISO 17025 definieren.
Welche Zukunftsthemen kommen auf Ihre Branche zu und wie können Normen dabei helfen?
Während der Corona-Pandemie haben wir alle erlebt, wie schnell sich (neue) Infektionserreger durch die globale Vernetzung verbreiten. Hier haben Normen wie die DIN EN 14476 oder die DIN EN 16777 sehr geholfen: dank verbindlicher Testmethoden und Wirksamkeitsaussagen konnten schnell effektive Schutzmaßnahmen definiert werden. Aber auch abseits von Corona gibt es Herausforderungen: Klimaveränderungen, eine wachsende Weltbevölkerung und alternde Gesellschaften machen Hygiene und Infektionsprävention stetig bedeutsamer. Mit Hilfe internationaler Standards können wir dazu beitragen, dass belastbare Aussagen zur antimikrobiellen Wirksamkeit von Produkten oder Technologien zur Verfügung stehen.
Konnten Sie selbst schon Normen auf den Weg bringen?
Schon viele. Besonders wichtig finde ich die DIN EN 14885. Diese übergeordnete Norm gibt Anwendern einen guten Überblick, wie die Standards aus dem CEN/TC 216 im Bereich chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika angewendet werden.
Welche konkreten Ziele verfolgen Sie persönlich und/oder Ihr Unternehmen mit der Normungsarbeit bei DIN, CEN oder ISO?
Das Team vom bactologicum arbeitet gemeinsam mit Experten aus Hochschule, Industrie, Behörden und anderen Bereichen kontinuierlich daran, dass Prüfmethoden anwendbar, robust und aussagekräftig sind. Dafür teilen wir sehr gern unsere langjährige mikrobiologische Expertise bei der komplexen Prüfung von Produkten oder Technologien im Bereich Hygiene.
An welchen Netzwerkveranstaltungen nehmen Sie teil – was vermissen Sie bei DIN?
Bei DIN fühle ich mich bestens unterstützt. Das Sekretariat der Working Group 1 wird durch unsere Projektleiterin Heike Moser hervorragend geführt.
Welchen Tipp geben Sie Unternehmen, die in der Normung aktiv werden wollen?
Unvoreingenommen sein, mitmachen und seine Expertise einbringen.
Interview mit Prof. Dr. Katrin Steinhauer, Managing Director
Unternehmensgröße: Hauptsitz in Itzehoe, Schleswig-Holstein
Branche: MedPharm
Mitarbeiterzahl: 10