Mit Circular Economy das Klima schützen
Die natürlichen Ressourcen der Erde sind begrenzt und die Herstellung immer neuer Produkte setzt Treibhausgase frei, die dem Klima schaden. Circular Economy hat das Potenzial, ein sozial und ökologisch verträgliches Wirtschaften zu ermöglichen und CO2-Emissionen signifikant zu reduzieren.
Die Förderung und Veredelung natürlicher Ressourcen verursacht die Hälfte aller globalen Treibhausgas-Emissionen und ist zu 90 Prozent für das Artensterben und die Wasserverschmutzung verantwortlich. Industrielle Wertschöpfungsprozesse müssen grundlegend neu gedacht und nachhaltig umgebaut werden – nur so kann dem fortschreitenden Klimawandel mit gravierenden Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt entgegengewirkt werden. Circular Economy kann maßgeblich dazu beitragen, CO2-Emissionen zu senken und Rohstoffkreisläufe nachhaltig zu schließen. Der umfassende Transformationsansatz ist zugleich ein wichtiger Baustein, um das europäische Ziel einer klimaneutralen Gesellschaft bis 2050 zu erreichen.
Circular Economy als ganzheitliche Systemlösung
Recycling als ein Baustein der Circular Economy spart schon heute viele CO2-Emissionen ein und hilft, natürliche Ressourcen zu schonen. Ein gutes Beispiel: Recycelte Kunststoffe. Bei der Herstellung von Kunststoffrezyklaten werden etwa 80 Prozent weniger CO2-Emissionen freigesetzt als bei neu produziertem Kunststoff. Das gilt jedoch nicht zwingendermaßen für alle Recycling-Vorgänge. Deshalb braucht es weitere Lösungen, um auch andere Strategien der Circular Economy wie Vermeidung, Wiederverwendung oder Wiederaufbereitung in die industrielle Praxis zu bringen: Während Recycling beim Abfallprodukt ansetzt, nimmt Circular Economy den gesamten Lebenszyklus in den Blick. Der Cradle-to-Cradle-Ansatz (C2C; dt.: von der Wiege zur Wiege) beschreibt Materialströme als unendlichen Kreislauf: Abfallprodukte vermeiden, Ressourcen möglichst lange und effizient nutzen und sie am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwerten, ohne neue Rohstoffe zu verwenden.
Klimaschutzeffekte wissenschaftlich belegt
Die im Januar 2022 veröffentlichte Studie „CO2 reduction potential in European waste management“ belegt die Klimaschutzeffekte durch Kreislaufwirtschaft. Darin ermittelten Expert*innen anhand zweier Projektionen das CO2-Reduktionspotenzial in der europäischen Abfallwirtschaft im Jahr 2035. Die Ergebnisse zeigen: Erhebliche Mengen an CO2 lassen sich für die Abfallarten Papier, Glas, Kunststoffe, Eisenmetalle, Aluminium, Holz, Textilien, Altreifen, Bioabfall und Restmüll vermeiden. Bereits 2018 war die Abfallwirtschaft für die genannten Abfallströme mit 13 Millionen Tonnen CO2eq-Nettoemissionen pro Jahr nahezu CO2-neutral. Wenn Europa eine funktionierende Circular Economy mit einer Recyclingquote von 65 Prozent und einer Obergrenze für Siedlungsabfälle von 10 Prozent konsequent umsetzt, könnten künftig 150 Millionen Tonnen CO2eq eingespart werden. Mit der Bereitstellung von Sekundärrohstoffen durch ein erhöhtes Recycling könnte außerdem der Verbrauch natürlicher Ressourcen um 50 Prozent gesenkt werden. Auf diese Weise ließe sich die Gesamtmenge an Primärrohstoffen bis 2050 um 68 Prozent gegenüber 2018 reduzieren – diese Hochrechnung geht aus einem Circular-Economy-Szenario der „Circular Economy Roadmap für Deutschland“ hervor. Ohne den Einsatz von Circular-Economy-Hebeln bleiben diese Modelle allerdings Fiktion. Dieser dringend notwendige gesamtgesellschaftliche Transformationsprozess kann nur gelingen, wenn sich alle Akteur*innen beteiligen und kooperieren.
Normen und Standards ebnen den Weg
Normen und Standards tragen aktiv zur erfolgreichen Umsetzung einer Circular Economy bei, indem sie technische Regeln für zirkuläres Wirtschaften festlegen, klare Kommunikation und geeigneten Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Marktakteuren sicherstellen sowie Akzeptanz für zirkuläre Produkte schaffen. Mit der Normungsroadmap Circular Economy geben DIN, DKE und VDI einen umfassenden Orientierungsrahmen. Sie bietet einen Überblick zum Status Quo der Normung im Bereich Circular Economy und identifiziert darüber hinaus konkrete Handlungsbedarfe für künftige Normen und Standards. Die Roadmap beschreibt außerdem Anforderungen und Herausforderungen für sieben Schwerpunktthemen: Elektrotechnik & KI, Batterien, Verpackungen, Kunststoffe, Textilien, Bauwerke & Kommunen sowie Digitalisierung/Geschäftsmodelle/Management. Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft erstellen die Inhalte. Die Veröffentlichung der Roadmap ist für Januar 2023 geplant.