Erfolgsgeschichten der letzten 100 Jahre DIN

Zu Beginn unseres Jubiläumsjahres haben wir unsere aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter gefragt:
"Was waren die Meilensteine Ihrer Arbeit? Auf welche Erfolge Ihres Wirkens bei DIN sind Sie besonders stolz?"

Auf dieser Seite finden Sie deshalb nicht nur Informationen, sondern persönliche Erfahrungsberichte rund um das Thema Normung.


"Eine Norm, auf die ich stolz bin und deren Erfolgsgeschichte tagtäglich hilft Leben zu retten, ist die Norm für Krankenwagen."

                     Sabrina Mann, Mitarbeiterin

"Ausschlaggebendes Ereignis war traurigerweise die Flugschau-Katastrophe auf der US Air Base "Ramstein" mit 70 Toten und knapp 1 000 Verletzten. Eine reibungsfreie Zusammenarbeit von deutschen, amerikanischen und französischen Rettungskräften scheiterte damals u. a. an unterschiedlichen Konzepten und technischen Ausstattungen.

Zwei Jahre später wurde das europäische Komitee für Rettungssysteme gegründet. DIN führt seitdem das Sekretariat. 1999 erhielt Europa erstmals einen Krankenwagen mit einheitlicher medizinischer Grundausstattung, austauschbaren Krankentragen sowie einem sicheren und geprüften Fahrzeug. Mittlerweile hat die Norm ihre höchste Rechtsverbindlichkeit erreicht. Durch die Zitierung in der EU-Verordnung für die Kraftfahrzeugtypengenehmigung muss seit 2014 jeder Krankenwagen der EN 1789 entsprechen.

Das hohe Interesse spiegelt sich auch in den Gremiensitzungen wieder. Bis zu 50 Experten aus 18 Ländern kommen für die Normungsarbeit zusammen. Eine Herausforderung für die Konsensfindung aber am Ende sind sich alle einig: dass das Wohl des Patienten an oberster Stelle stehen muss."


"Sobald man eine Arzneimittelverpackung in die Hand nimmt, fühlt man die Blindenschrift, kaum ein Nicht-Sehbehinderter wird sie 'lesen' können, für Menschen mit einer Sehbehinderung ist sie wertvoll."

                     Barbara Braune, ehemalige Mitarbeiterin

"Im Jahr 2010 war nach schwierigen Arbeiten - unter Beteiligung von Sehbehindertenverbänden, Packmittelherstellern, Prüfinstituten, Arzneimittelherstellern -  die Europäische Norm EN 15823 (Verpackung - Blindenschrift auf Arzneimittelverpackungen- unter deutscher Leadership und Sekretariatsführung durch den DIN-Normenausschuss Verpackungswesen - fertiggestellt. Schwierig deshalb, weil die Anforderungen der Anwender mit den Möglichkeiten der Hersteller weit auseinander gingen.


Letztendlich erfolgte die Übernahme des Inhaltes dieser Norm in eine ISO mit der Nummer DIN EN ISO 17351. Somit sind die technischen Vorgaben zur  Aufbringung der Blindenschrift auf Arzneimittelverpackungen weltweit geregelt.


"Die Normenunion, ein Meilenstein in der Geschichte der Schaffung anerkannter Regeln der Technik in Deutschland."

                     Lothar Hertel (ehemals Gruppenleiter DIN Solutions), Prof. Dr. Helmut Reihlen (ehemaliger Direktor von DIN), Joachim Schoenermark (ehemaliger Referent bei CEN)

"Das DIN Deutsches Institut für Normung e.V. war im Jahre 1917 von den an der technischen Regelsetzung interessierten Kreisen des Deutschen Reiches mit dem Namen Deutscher Normenausschuss e.V. gegründet worden,  bewusst als zivilrechtliche Einrichtung und nicht als Teil der Staatsverwaltung. Die Gründung erfolgte einerseits als Teil des Hindenburgplanes zur Intensivierung der Industrieproduktion in Kriegszeiten, andererseits im Blick auf die nach einem Friedensschluss erwünschte Verringerung des staatlichen Einflusses auf die Industriepolitik Deutschlands."


"Mit der Studie „Gesamtwirtschaftlicher Nutzen der Normung“ ist neben dem monetären Aspekt, dem positiven Effekt für Deutschlands Erfolg im Exportgeschäft, insbesondere der Transfer der Innovation zu marktfähigen Produkten und Dienstleistungen belegt worden."

                    Dr. Torsten Bahke, ehemaliger Vorsitzender des Vorstandes bei DIN

"Während meines 16-jährigen Wirkens an der Spitze von DIN war ein wichtiger Meilenstein die Neuausrichtung vom Institut zum Unternehmen. Hierbei stand im Vordergrund die Effizienz des Normungsprozesses zu steigern, einhergehend mit dem Projekt 18.0 (18 Monate für die Normenerstellung bei 0 Fehlern). Erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur haben über automatisierte Workflows in DIN bis hin zum Normendownload mit elektronischen Produkten der DIN Media, den Weg in das digitale Zeitalter geebnet.

Das Fundament zum Erhalt der privatwirtschaftlichen Konstitution – DIN als Selbstverwaltungsorgan der Wirtschaft – ist mit dem Urheberrecht an DIN-Normen in Form einer Novellierung des Gesetzes gelegt worden, um somit die Eigenfinanzierung des Hauses zu sichern. Mit der Studie „Gesamtwirtschaftlicher Nutzen der Normung“ ist neben dem monetären Aspekt, dem positiven Effekt für Deutschlands Erfolg im Exportgeschäft, insbesondere der Transfer der Innovation zu marktfähigen Produkten und Dienstleistungen belegt worden.

Mit der Satzungsänderung ist DIN in der Lage, aktiv Innovationstrends wie Industrie 4.0 frühzeitig aufzugreifen und Lösungen für die Wirtschaft mit internationaler Ausrichtung zu erarbeiten. Das DIN SPEC Verfahren ermöglicht in kurzer Zeit Regelwerke herzustellen.

Besonders stolz bin ich darauf, als ISO-Vizepräsident von der Weltgemeinschaft gewählt worden zu sein und somit den Gedanken „Eine internationale Norm und ein Testverfahren für Produkte gültig im globalen Markt“ voranzutreiben."


"[Ich] konnte in vielen Einzelgesprächen mit anderen Teilnehmern die strategische Bedeutung der Investition in Normung für den Unternehmenserfolg herausstellen."

                    Dipl.-Ökonom Reinhold Welina, ehemaliger kaufmännischer Direktor

"Als kaufmännischer Direktor von DIN hielt ich es für notwendig, zur Sicherung der Finanzierung der Normungsarbeit den direkten Kontakt zu den Entscheidern in  Politik  und Wirtschaft zu suchen, um diesen die zentrale Bedeutung der Normung für das Funktionieren einer freien Verkehrswirtschaft zu erläutern. Es gelang uns, bei DIN ein Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement zu führen. Zusätzlich wurde ich zu verschiedenen Auslandsreisen des damaligen Bundesaußenministers Steinmeier als Mitglied der ihn begleitenden Wirtschaftsdelegation eingeladen und konnte in vielen Einzelgesprächen mit anderen Teilnehmern die strategische Bedeutung der Investition in Normung für den Unternehmenserfolg herausstellen. Die Teilnehmer an diesen Reisen treffen sich auch jetzt noch gelegentlich zum Gedankenaustausch untereinander und mit Außenminister Steinmeier. So habe ich auch weiterhin die Möglichkeit,  DIN zu unterstützen."


"Erstmalig konnten alle Arbeitsplätze und Räume datentechnisch und telefonisch flexibel versorgt werden und die Kommunikation über das Internet wurde realer."

                    Michael Torge, ehemaliger Mitarbeiter

"Meilensteine meiner Tätigkeit für eine leistungsfähige Infrastruktur des Hauses und für Bauvorhaben waren die:

  • Errichtung des Hochhauses 1991 und gleichzeitige Inbetriebnahme des CISCO-Router-Netzwerkes. Erstmalig konnten alle Arbeitsplätze und Räume datentechnisch und telefonisch flexibel versorgt werden und die Kommunikation über das Internet wurde realer.
  • Einweihung des Humboldt-Hauses 1999 mit der eine neue Generation Kommunikationstechnik in unsere Konferenzräume einzog. Präsentationen mittels Notebook wurden Normalität.
  • Installation der WLAN-Technik im Haus in Vorbereitung der IEC-Generalversammlung.

Höhepunkte, die die Arbeitsplätze und die Arbeitsweise aller Bereiche veränderten."


"Wenn ich die tagtägliche "Müllabfuhr" in Deutschland und in anderen Ländern sehe, muss ich immer an diese Normen denken, die für Sauberkeit, Sicherheit, Austauschbarkeit und Komfort stehen."

                    Dr. Bärbel Wernicke, Mitarbeiterin

"Auf Initiative der deutschen Entsorgungswirtschaft und DIN wurde das CEN/TC 183 "Abfallwirtschaft" im Jahr 1989 unter der Sekretariatsführung des NKT gegründet. Für die Abfallwirtschaft bestand die Notwendigkeit der europaweiten Normung für die in Millionen Stückzahlen benötigten Behälter zur Sammlung der Abfälle aus Haushalt, Gewerbe und Industrie und für die dafür notwendigen Transportfahrzeuge. Integraler Bestandteil war die europäisch einheitliche Festlegung der technischen Details der Schnittstellen zwischen Behälter und Fahrzeug.

Nach – nicht unerwarteten – Anfangsschwierigkeiten ist es gelungen, ein erstes umfassendes europäisches Normenwerk mit Basisnormen für fahrbare Abfallsammelbehälter (EN 840) und Abfallsammelfahrzeuge (EN 1501) zu schaffen.

Wenn ich die tagtägliche "Müllabfuhr" in Deutschland und in anderen Ländern sehe, muss ich immer an diese Normen denken, die für Sauberkeit, Sicherheit, Austauschbarkeit und Komfort stehen. Oft stelle ich Bekannten dann die Frage, ob ihnen bewusst ist, dass nur Normung diesen reibungslosen Abtransport des Abfalles ermöglicht. Ich werde staunend angeschaut und gebeten, mehr darüber zu berichten. Das macht mich stolz."


"Der historische Rückblick in die Normung des Zugversuches zeigt, wie stetig neue Entwicklungen in der Prüftechnik, bei Mess- und Steuersystemen und in der Datenverarbeitung in das Normenwerk eingeflossen sind."

                    Dr. sc. techn. Alois Wehrstedt, ehemaliger Geschäftsführer des NMP

"Eines der wichtigsten und am häufigsten angewendeten mechanisch-technologischen Prüfverfahren ist der Zugversuch. Die Normung dieses Prüfverfahrens hat eine lange Geschichte und konnte nicht zuletzt auf deutscher Initiative zu einer  weltweiten einheitlichen Normung gelangen.

Seit Beginn des vorigen Jahrhunderts entstanden Normen für den Zugversuch auf verschiedenen nationalen und auch internationalen Ebenen. Das hatte zur Folge, dass die Festlegungen dieser Normen voneinander abweichend waren und demzufolge die in verschiedenen Ländern ermittelten Festigkeitswerte nur miteinander verglichen werden konnten, wenn sie unter gleichen Prüfbedingungen ermittelt worden waren."

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"Seit 1974 ermöglicht ISO 3166-1 'Codes für Ländernamen' eine sprachenunabhängige und eindeutige Identifizierung von Ländernamen."

                    Cord Wischhöfer, Abteilungsleitung DIN Solutions

"Was in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Umfeld der UN in Genf und einer Reihe von ISO-Mitgliedern unter der Leitung von UNCTAD und organisiert durch DIN als Versuch startete, in den damals herrschenden weltweiten Wildwuchs an Codierungssystemen Ordnung zu bringen, erwies sich in den kommenden Jahrzehnten als weltweite Erfolgsgeschichte.

Wenn Sie heute eine Überweisung per IBAN auf den Weg bringen, dann steht der Code "DE" am Anfang der langen Ziffernfolge für Deutschland und entspricht dem ISO 3166-1 Ländercode. Kaufen Sie an der Wechselstube am Flughafen US-Dollar, dann sind die ersten zwei Buchstaben des Währungscodes "USD" der ISO 3166-1 entnommen, wo US für die Vereinigten Staaten steht. Auch bei der Internationalen Wertpapiernummer (ISIN) nach ISO 6166 stehen die ersten beiden Buchstaben für das Land, aus dem das Wertpapier stammt.

Am häufigsten aber sehen Sie die Codes aus ISO 3166-1 heutzutage im Internet: Jeder aus einem Ländernamen abgeleitete Internet Top-Level-Domain nutzt die zweibuchstabigen Ländercodes dieser ISO-Norm für die Adressierung, z.B. "AT" für Österreich. Wenn Sie also in Zukunft eine E-Mail z. B. an max.mustermann@meinprovider.at senden, seien Sie sich der Tatsache bewusst, dass diese Form der einfachen und schnellen Kommunikation auch auf einer Norm beruht, die weitsichtige DIN-Normungsexperten vor über 40 Jahren mitgeschaffen haben. Und die Netzwerkarchitekten als beste Lösung für einen wichtigen Baustein der internationalen elektronischen Kommunikation angesehen haben.

Deshalb ist ISO 3166-1 oder ihre deutsche Fassung DIN EN ISO 3166-1 eine der erfolgreichsten Normen überhaupt, denn Sie erleichtert den internationalen Austausch von Informationen und Gütern ganz immens."

"Mit der DIN EN 14181 ist es gelungen, in Europa ein einheitliches Qualitätssicherungskonzept für AMS zu etablieren."

                     Rudolf Neuroth, Kommission Reinhaltung der Luft

Seit der Einführung von kontinuierlich arbeitenden Emissionsmesseinrichtungen hat sich der technische Stand der Messgeräte ständig verbessert. Den infolge immer weiter reduzierter Grenzwerte wachsenden Anforderungen an die Empfindlichkeit und Messgenauigkeit wurde durch die Einführung eines umfassenden Qualitätssicherungssystems für automatische Messeinrichtungen (AMS) auf Basis der DIN EN 14181 Rechnung getragen.

Diese Europäische Norm legt Verfahren zur Einrichtung von Qualitätssicherungs-stufen für AMS fest, die an industriellen Anlagen zur Ermittlung der Abgasbestandteile und weiterer Kenngrößen des Abgases installiert sind. Im Rahmen dieser Qualitätssicherungsstufen werden Verfahren zur Kalibrierung der automatischen Messeinrichtung und zur Ermittlung der Variabilität der damit ermittelten Messwerte festgelegt, um so die Eignung der automatischen Messeinrichtung für ihre Anwendung nach dem Einbau nachzuweisen.

Mit der DIN EN 14181 ist es gelungen, in Europa ein einheitliches Qualitätssicherungskonzept für AMS zu etablieren, um somit europaweit eine konsistente Überprüfung von Emissionsgrenzwerte mittels AMS zu ermöglichen.

"Die ISO 12100 ist auch außerhalb Europas in vielen Ländern Teil des Normenwerks und trägt dazu bei, dass Maschinen mit hohem Sicherheitsniveau ohne zusätzliche Barrieren weltweit vermarktet werden können."    

                   Gerhard Steiger, DIN-Normenausschuss Maschinenbau (NAM)

Mit der Etablierung des EU-Binnenmarkts in den 80er-Jahren hielt der "Neue Ansatz" Einzug. Dieses Konzept sieht vor, dass auf Gesetzgebungsebene nur grundlegende Anforderungen festgelegt werden, die dann durch harmonisierte Europäische Normen im Detail spezifiziert werden. Das war der Start für die Normung zur Europäischen Maschinenrichtlinie 89/392/EWG. Unter Beteiligung von deutschen Vertretern aus Industrie und Arbeitsschutz wurde dazu ein Modell von Typ A-, B-, und C-Normen zur Maschinensicherheit entwickelt. Kernstück war die Typ A-Norm EN 292:1991. Diese Norm stellte quasi die Übertragung des Anforderungsprofils der 89/392/EWG in ein gefährdungsbasiertes Konzept dar. Mit der 2003 erfolgten Internationalisierung als (EN) ISO 12100 wurde die weltweite Akzeptanz befördert. Heute ist die ISO 12100 auch außerhalb Europas in vielen Ländern Teil des Normenwerks und trägt dazu bei, dass Maschinen mit hohem Sicherheitsniveau ohne zusätzliche Barrieren weltweit vermarktet werden können.    


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