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Wie SMART Standards die globale Normung transformieren
Sebastian Kriegsmann im Interview über die Bedeutung, Ziele und Herausforderungen von SMART Standards
SMART Standards stehen an der Spitze der technologischen Entwicklung in der Normung und schaffen die Grundlage für eine vernetzte Zukunft. Sie machen Informationen aus Normen und Standards in maschinenlesbarer und interpretierbarer Form verfügbar und ermöglichen durch die Kombination von Automatisierung, Echtzeitdaten und flexibler Integration eine vereinfachte und verbesserte Anwendbarkeit von Normen. Sebastian Kriegsmann, Chief Information Officer (CIO) bei DIN, hat sich im Rahmen des Annual Meetings der International Organization for Standardization (ISO) 2024 in Cartagena de Indias über das Thema ausgetauscht. Im Interview erläutert er, warum eine internationale Zusammenarbeit im Bereich SMART Standards essenziell ist und welche Schritte auf dem Weg zur Implementierung unternommen werden.
Warum sind SMART Standards nicht nur ein nationales, sondern auch ein internationales Thema?
Sebastian Kriegsmann: Unsere Normen werden zu einem großen Teil auf internationaler oder europäischer Ebene entwickelt. Daher ist es notwendig, ein kompatibles Modell für digitale Normen zu implementieren, das auf allen Ebenen funktioniert – von der internationalen bis zur nationalen Ebene. Unsere Anwender*innen von Normen bevorzugen einheitliche Formate für SMART Standards, egal ob von ISO oder von DIN. Unterschiedliche Formate würden zu erheblichen Effizienzverlusten führen, was dem Ziel von SMART Standards – eine effizientere und stärkere Anwendung von Normen – widerspricht.
Welche Bestrebungen, Ziele und Maßnahmen gibt es seitens ISO bei der Entwicklung von SMART Standards?
Sebastian Kriegsmann: Ein zentrales Ziel ist es, bis 2025 ein ausgereiftes System für SMART Standards im Einsatz zu haben. ISO und IEC (International Electrotechnical Commission) stellen eine Infrastruktur bereit, auf der SMART Standards erstellt werden können. Kern dieser Infrastruktur ist die Plattform OSD (Online Standards Development), die aktuell erweitert wird, um die Normen SMART zu machen. Darüber hinaus müssen Prozessfragen geklärt, die Organisation geschult und kommerzielle Rahmenbedingungen wie Lizenzmodelle zwischen ISO und IEC abgestimmt werden. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe (Joint Business Model Group) wird hierzu 2024 ihre Arbeit aufnehmen.
Wie arbeiten DIN und ISO bei der Entwicklung zusammen?
Sebastian Kriegsmann: Wir engagieren uns in verschiedenen Bereichen: Durch die Mitarbeit in der SMART Steering Group auf der höchsten Entscheidungsebene (Council) bei ISO, der Joint Business Model Group sowie durch das Bereitstellen unseres Prototyps für die OSD-Plattform. Somit tragen wir zur Programmsteuerung, Geschäftsmodellentwicklung und technischen Umsetzung bei.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Sebastian Kriegsmann: Die Koordination und Abstimmung zwischen ISO und IEC ist nach wie vor eine große Herausforderung, obwohl in diesem Jahr bereits wesentliche Fortschritte erzielt wurden. Zudem muss die europäische Ebene, also CCMC (CEN-CENELEC Management Centre), integriert werden. Eine weitere Herausforderung ist es, alle nationalen Normungsorganisationen, die unterschiedliche digitale Reifegrade aufweisen, zu involvieren.
Wo stehen die Normungsorganisationen anderer Länder bei der Entwicklung digitaler Normen?
Sebastian Kriegsmann: Die Situation ist sehr unterschiedlich. Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern fehlt oft das Verständnis für die Vorteile von SMART Standards. Hier ist viel Kommunikationsarbeit notwendig. Dort muss der Nutzen von SMART noch klarer kommuniziert werden, denn SMART wird substanzielle Verbesserungen der Normenanwendung bringen – und zwar nicht nur für Anwender*innen in den Industrienationen oder innerhalb von Großkonzernen. ISO und IEC werden zentrale Services bereitstellen müssen, die allen nationalen Normungsorganisationen zur Verfügung stehen, um SMART Standards zugänglich zu machen. Unsere stärksten Partner hierbei sind die europäischen Normungsorganisationen wie Standards Norway und die französische Normungsorganisation AFNOR. Diese globale Zusammenarbeit ist essenziell – so geht es mit großen Schritten in die Zukunft der digitalisierten Normenwelt.
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