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Weniger Behördengänge
Whitepaper von DIN zeigt Wege zur digitalen Verwaltung auf – bislang mangelt es an einheitlichen Vorgaben zur Standardisierung
Behördengänge einfach von zu Hause per PC oder Laptop erledigen, statt persönlich vor Ort zu erscheinen – so einfach ist es hierzulande in vielen Fällen noch nicht. Unter anderem fehlen einheitliche Schnittstellen und Datenformate. Normen und Standards können dazu beitragen, diese zu definieren. Welche Herausforderungen hier bestehen und wie sich die Normungs- und Standardisierungslandschaft im Bereich der digitalen Verwaltung verbessern lässt, beschreibt DIN in einem Whitepaper: Das Dokument „Standardisierung und Normung bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung“ steht ab sofort auf www.din.de kostenlos zum Download zur Verfügung. Es ist das Ergebnis eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Projekts und wurde von mehr als 40 Expert*innen aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung erarbeitet.
Ökosystem zur Standardisierung empfohlen
Das Onlinezugangsgesetz (OZG) sah ursprünglich die Digitalisierung zentraler Verwaltungsdienstleistungen bis Ende 2022 vor. Dieses Ziel wird jedoch nicht vollends erreicht: Viele Verwaltungsdienstleistungen erfordern nach wie vor einen Behördentermin vor Ort. Auch ein ressortübergreifender digitaler Informationsaustausch ist häufig nicht gegeben. Eine verbesserte Normungs- und Standardisierungslandschaft der öffentlichen Verwaltung kann dem entgegenwirken: Die Autor*innen beschreiben im Whitepaper anhand von sechs Thesen, welche Herausforderungen hier derzeit bestehen – beispielsweise fehlen einheitliche und verbindliche Vorgaben zur Erstellung von Standards sowie eine belastbare und offene Infrastruktur für den ressortübergreifenden Datenaustausch. Zudem erfolge die Standardisierung der Digitalisierung von Verwaltungsleistungen teils ohne Input von Fachverfahrensexpert:innen und es fehle ein Verzeichnis über nicht-öffentliche Akteure und deren Austausch von Daten mit Behörden. Darüber hinaus nennt das Whitepaper weitere Thesen zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung.
Der Fokus des Whitepapers liegt darauf, Lösungswege zu beschreiben. So empfehlen die Verfasser*innen unter anderem, ein Ökosystem der Normung und Standardisierung zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung zu schaffen. Dies erfordert ein leistungsfähiges Standardisierungssystem sowie eine zentrale Plattform, um Standards und zugehörige Vorhaben zu entwickeln und zu implementieren. Ebenso sollte die Teilnahme von Mitarbeitenden aller Ebenen der öffentlichen Verwaltung in Förderrichtlinien berücksichtigt werden. Weitere Empfehlungen runden das Whitepaper ab.
„Dass Normen und Standards für eine digitale Verwaltung erforderlich sind, wurde bereits vor vielen Jahren erkannt. Mit den X-Standards für den elektronischen Datenaustausch in der öffentlichen Verwaltung gibt es auch erste Erfolgsbeispiele. Doch darüber hinaus sind noch einige Unklarheiten auf dem Weg zum digitalen Staat auszuräumen. Das Whitepaper soll hier zu einem koordinierteren und effizienten Vorgehen bei der Standardisierung beitragen“, sagt Dr. Michael Stephan, Mitglied der DIN-Geschäftsleitung, Bereich Normung und Standardisierung. „Wir brauchen E-Government-Lösungen, die sich am Nutzen und an den Bedürfnissen der Bürgerschaft und Wirtschaft orientieren. Das gelingt wiederum nur mit maßgeschneiderten Normen und Standards. Auf Basis der identifizierten Herausforderungen und Lösungsvorschläge können wir gemeinsam daran arbeiten, die Vision einer vollumfänglichen digitalen Verwaltung wahr werden zu lassen“, erklärt Sirko Scheffler, Vorstandsvorsitzender des DATABUND e.V., der an der Erarbeitung des Whitepapers mitgewirkt hat.