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Schwerpunkt-Roadmap Nachhaltige Mobilität
Normen und Standards begünstigen die Erreichung der Klimaziele im Verkehr
Normen und Standards tragen dazu bei, dass für das Mobilitätssystem der Zukunft innovative Lösungen entwickelt werden, die ökonomisch, ökologisch und sozial tragfähig sind. Welchen Beitrag sie für eine nachhaltige Gestaltung der Mobilität leisten können, zeigt der neue Bericht der Arbeitsgruppe 6 "Standardisierung, Normung, Zertifizierung und Typgenehmigung" der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) in Form einer Schwerpunkt-Roadmap auf. Wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung sind die Transparenz von Lieferketten, eine effektive Circular Economy und die digitale Dokumentation.
„Damit unser Mobilitätssystem sich nachhaltig entwickelt, sind Normen und Standards unabdingbar. Die Schwerpunkt-Roadmap Nachhaltige Mobilität ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer tragfähigen Mobilität indem sie fehlende Normen und Standards identifiziert und konkrete Handlungsfelder definiert,“ erläutert Rüdiger Marquardt, Mitglied des Vorstandes bei DIN, die Wichtigkeit der Schwerpunkt-Roadmap. DIN hat als Mitglied der NPM die Arbeiten zur Erstellung koordiniert.
In der Schwerpunkt-Roadmap werden anhand von fünf Schwerpunkten – Bilanzierung, Wiederverwendung und Verwertung, Batterien, Energieträger und Kommunikation – folgende konkrete Handlungsbedarfe bis 2030 beschrieben:
Bilanzierung / Bilanzrahmen
International harmonisierte Normen und Standards ermöglichen eine Bilanzierung nach weltweit einheitlichen Kriterien. Dies ist besonders für global verteilte Wertschöpfungsketten von großer Bedeutung, wie sie beispielsweise im Fahrzeugbau zur Anwendung kommen. Ziel einer Bilanzierung ist es, ein einheitliches System zu erarbeiten, in dem die Verkehrsträger in Abhängigkeit ihrer Nutzung sowie unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen (z.B. Fern- und Nahverkehr) und der damit verbundenen Emissionen verglichen werden können. Um dies für das Gesamtsystem Mobilität zu verwirklichen, sind Standardisierungsaktivitäten zur Festlegung eines Bilanzrahmens sowie zur Konzeptionierung einer standardisierten Informations- und Kommunikations-Architektur und -Organisation notwendig. Eine wichtige Voraussetzung für die Bilanzierung ist eine möglichst vollständige Transparenz der Lieferketten.
Wiederverwendung und Verwertung
Für eine nachhaltige Ökobilanz eines Fahrzeugs müssen die eingesetzten Wertstoffe unbedingt wiederverwendet (Re-Use) oder verwertet werden können. Aufgrund der Komplexität eines Fahrzeugs, in dem sehr unterschiedliche Materialien und Substanzen verbaut sind, ist ein integriertes Lebenszyklusmanagement notwendig. Bereits im Produktdesign muss auf nachhaltig gewinnbare Materialien, deren lange Lebensdauer und spätere Wiederverwendung oder Verwertung geachtet werden. Eine besondere Bedeutung in der Circular Economy kommt der Gestaltung von Fahrzeuge zu, so dass für diese eine einfache Wiederverwertung bzw. eine Zerlegung möglich wird. Grundlage für eine solche Nachverfolgbarkeit sind Transparenz, Modularität und ein Design for Recycling/ for Disassembly.
Batterie - Nachhaltige Batteriewertschöpfungskette
Die Schaffung einer nachhaltigen Batterie-Wertschöpfungskette inklusive eines Kreislaufsystems ist ein weiteres wichtiges Handlungsfeld, das in der Schwerpunkt-Roadmap betrachtet wird. Hierzu müssen jedoch noch viele Fragen geklärt werden. Dazu zählen unter anderem die Entwicklung von Standards für den Second Life von Batterien, ein standardisierter Recyclingprozess zur Erhöhung der Recyclingeffizienz oder eine standardisierte Ermittlung des CO2-Fußabdrucks von Batterien.
Energieträger – Strom, Wasserstoff, flüssige und gasförmige Kraftstoffe
Im Bereich der Energieträger betrachtet die Schwerpunkt-Roadmap normative Herausforderungen zu flüssigen und gasförmigen Kraftstoffen, aber auch normative Herausforderungen zur elektrischen Energie. Bei den Kraftstoffen für Verbrennungsmotoren zeigt sich, dass es notwendig ist, für bereits absehbare Kraftstoffqualitäten die Normung voranzubringen, um diese am Markt etablieren zu können. Zudem besteht sowohl Handlungsbedarf bei der Anpassung bestehender Kraftstoffnormen als auch bei der Erarbeitung neuer Standards und Normen, um neuartige Kraftstoffe im Markt anbieten zu können. Sollen die Klimaziele bis 2030/2050 erreicht werden, ist es zukünftig erforderlich über die heute mögliche Beimischung erneuerbarer Kraftstoffe im Rahmen vorhandener Kraftstoffnormen hinauszugehen (insbesondere bei Ottokraftstoffen) oder auch ganz neue Kraftstoffqualitäten anzubieten.
Kommunikation
Im Kapitel Kommunikation wird die Kommunikation an Fachakteure, Kommunikation an Verbraucherinnen und Verbraucher und die technische Kommunikation betrachtet. In allen drei Bereichen wurde Normungsbedarf identifiziert, wie beispielsweise bei der Kommunikation an Verbraucherinnen und Verbraucher wird ein verständliches und standardisiertes Bewertungssystem (zum Beispiel als Ampelsystem) für die Beurteilung der Nachhaltigkeit benötigt. Im Bereich der technischen Kommunikation gibt es wiederum Normungsbedarf für die Festlegung von verbindlichen, standardisierte Verbrauchs- und Effizienzdaten für Elektrofahrzeuge. Ebenso ist ein Standard notwendig, der einen Dokumentationsnachweis der Nachhaltigkeit ermöglicht. Zur verbesserten Abrechnung der Einzelladevorgänge von Elektrofahrzeugen sollte ein europäischer Standard etabliert werden, der ein sicheres, standardisiertes und maschinenlesbares Datenformat zum Austausch der Ladedaten zwischen verschiedenen Roaming-Plattformen, den Ladestationsbetreibern und den Elektromobilitätsdienstleistern ermöglicht.
Die Schwerpunkt-Roadmap steht unter der Seite der Plattform Mobilität ab sofort zum Download zur Verfügung. Erarbeitet wurde die Schwerpunkt-Roadmap von der Arbeitsgruppe 6 "Standardisierung, Normung, Zertifizierung und Typgenehmigung" der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) sowie weiteren Mitgliedern aus den anderen Arbeitsgruppen der NPM. Außerdem wurden zusätzlich Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Normung, Wirtschaft und Wissenschaft hinzugezogen, um Handlungsbedarfe für Standards und Normen im Zeitraum bis 2030 zu erarbeiten, die einen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität leisten können. Die DIN-Geschäftsstelle Mobilität hat die Arbeiten hierbei koordiniert.
Fragen und Anregungen können Sie jederzeit an die DIN-Geschäftsstelle Mobilität richten, welche sich seit über zehn Jahren mit neuen Themen, wie der Elektromobilität beschäftigt.