Presse

2019-06-19

Pangasius statt Seezunge

Gegen Lebensmittelbetrug: Neue Technische Spezifikation hilft dabei, Speisefische zu identifizieren

DIN hat die DIN CEN/TS 17303 „Lebensmittel – DNA-Barcoding von Fisch und Fischerzeugnissen mit definierten mitochondrialen Cytochrom b und Cytochrom c Oxidase-I-Gensegmenten“ veröffentlicht. Die Technische Spezifikation legt zwei Verfahren fest, um per genetischem Fingerabdruck kommerziell wichtige Fische auf Gattungs- oder Speziesebene zu identifizieren. Diese eignen sich insbesondere für rohe Fischfilets. Laborerfahrungen zeigen, dass sich die Verfahren auch an verarbeiteten Proben wie kalt- und heißgeräucherten, gesalzenen, tiefgefrorenen, gekochten, gebratenen und frittierten Proben anwenden lassen. Nicht geeignet sind sie dagegen, um stark verarbeitete Lebensmittel zu untersuchen, zum Beispiel Fischkonserven oder Erzeugnisse aus mehreren Fischarten.

Bislang lieferten ähnliche Verfahren nicht immer eindeutige Ergebnisse – jetzt können Labore je nach Fischart das Verfahren wählen, das am besten für den Nachweis geeignet ist. Die DIN CEN/TS 17303 hilft so, Lebensmittel noch zuverlässiger zu identifizieren. Sie könnte künftig zudem dazu beitragen, die Untersuchungsmethoden europaweit zu vereinheitlichen, denn bislang setzen die EU-Staaten auf unterschiedliche Verfahren.

Betrug bei jedem dritten Fisch

Für Restaurantbesitzer und Verbraucher ist Lebensmittelbetrug immer wieder ein Thema – nicht zuletzt im Zuge des europaweiten Pferdefleischskandals 2013 oder durch eine Studie von Oceana. Die Meeresschutzorganisation hatte 2015 aufgedeckt, dass etwa jeder dritte Fisch in Brüsseler Restaurants nicht dem bestellten Produkt entsprach. Bereits rund drei Jahre zuvor hatte die EU das Projekt „Labelfish“ ins Leben gerufen, um Fischereierzeugnisse besser zu kennzeichnen und nachverfolgen zu können. Weil Fisch oft bereits in den exportierenden Ländern verarbeitet wird und häufig viele Zwischenhändler und Verarbeiter beteiligt sind, kann der Betrug weit in der Lieferkette zurückliegen. Hinzu kommt: „Auch Restaurantbesitzer können die in gefrorenem Zustand eingekauften Fische nicht immer als Fälschungen erkennen. Dann landet unwissentlich der günstigere Pangasius statt der teureren Seezunge auf dem Teller“, sagt Dr. Lutz Grohmann vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie Obmann des zugehörigen DIN-Arbeitsausschusses. Dr. Claudia Brünen-Nieweler vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe und Leiterin des zuständigen Arbeitskreises bei DIN ist vom Nutzen der Spezifikation überzeugt: „Die DIN CEN/TS 17303 leistet einen wichtigen Beitrag dazu, um fairen Handel von Fischerzeugnissen zu fördern und um Lebensmittelbetrug einfacher vorzubeugen.“

Ab sofort steht die DIN CEN/TS 17303 auf www.beuth.de zur Verfügung.