Presse

2024-11-27

„Wir verknüpfen Welten, damit Kommunikation stattfinden kann"

Kurzinterview mit Andreas Frisch und Frank Jansen

Portrait von Andreas Frisch und Frank Jansen auf der BIM World 2024
© DIN

Normung ist Teamarbeit. Eine besonders lange, enge und dauerhafte Zusammenarbeit in vielen Bereichen verbindet DIN und den Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Auf der diesjährigen BIM World MUNICH, der internationalen Konferenz rund um das digitale Building Information Management, werden Andreas Frisch, Senior-Teamkoordinator Digitalisierung im Bauwesen bei DIN, und der Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik, Frank Jansen, einen gemeinsamen Vortrag mit dem programmatischen Titel „Mission BIM-Normung: Alleine geht es nicht!“ halten. Wir haben mit den beiden am Rande der Messe gesprochen.

DIN: Was verbirgt sich hinter dem Fachbegriff „Building Information Management“ und wo liegt in diesem Bereich die Normungsaufgabe?

Andreas Frisch: Der Kern von BIM ist, dass es für jedes Bauwerk ein Datenmodell gibt, in dem eine Vielzahl von Daten hinterlegt ist, die auf herkömmliche Weise etwa in Plänen, Zeichnungen und Beschreibungen dokumentiert wurden und werden. Normung heißt in diesem Zusammenhang, dass wir erst einmal einheitliche Datenstrukturen entwickeln. Ich verweise hier auf den ursprünglich von buildingSMART definierten offenen Standard Industry Foundation Classes (IFC), den wir auch über eine Normenreihe DIN EN ISO 16739 veröffentlicht haben und fortschreiben. Außerdem müssen sich alle Beteiligten im Normungsprozess darüber verständigen, welche Informationen in den digitalen Gebäudemodellen hinterlegt werden sollen, die später über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes relevant sind, etwa für den Unterhalt, die Ausstattung mit Anlagen oder den Rückbau. Und diese Daten müssen natürlich auch mit  den verschiedensten Programmen der Anwender nutzbar sein. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die Anforderungen und Bedürfnisse aller potenziellen Nutzer der BIM-Daten von Anfang an in den Prozess einfließen zu lassen. Dabei kommt dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) – der Name sagt es ja bereits – eine Schlüsselrolle zu. 

Frank Jansen: Das Thema BIM hat bei uns im VDI schon eine verhältnismäßig lange Geschichte: Schon vor über zehn Jahren, genau gesagt im Jahr 2013, haben wir intern das VDI Expertenforum BIM ins Leben gerufen. Im darauffolgenden Jahr wurden der Koordinierungskreis BIM gegründet und erste Richtlinienprojekte in Angriff genommen. Seit 2015 haben wir regelmäßige gemeinsame Sitzungen mit DIN. Unsere erste Richtlinie zu BIM, die VDI 2552, konnten wir 2017 vorlegen. Ein großer Meilenstein der Zusammenarbeit ist die Normungsroadmap BIM. Diese haben DIN und VDI in einem Gemeinschaftsprojekt – gefördert durch das damalige Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) – mit buildingSMART Deutschland, BIM Deutschland und zusammen mit rund 70 Fachleuten aus verschiedenen interessierten Branchen erarbeitet und 2021 veröffentlicht.

Andreas Frisch: Und dann haben wir uns bei DIN daran gemacht, die in dieser Roadmap festgeschriebenen Handlungsempfehlungen umzusetzen. Damit sind wir auch recht gut vorangekommen: Wir haben bis jetzt, also im November 2024, einen Umsetzungsstand von über 80 Prozent erreicht. Doch das heißt keineswegs, dass wir dann bald fertig sind. Denn die Roadmap ist ein strategischer Plan, in dem viele Herausforderungen benannt sind, die an der Schnittstelle zu anderen technischen Themen relevant sind oder werden. 

Frank Jansen: Zum Beispiel muss man sich dringend der Frage widmen, welche Rolle KI in den Prozessen spielen wird und wie sie eingebunden werden kann. Ein weiteres wichtiges Themenfeld, insbesondere für die Bauwirtschaft, ist der Bereich der Nachhaltigkeit: Wie können die in digitalen Bauwerksmodellen enthaltenen Daten für Ökobilanzen und Nachhaltigkeitsberichterstattung nutzbar gemacht werden? Und welchen Beitrag können sie im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft im Bereich der Baustoffe – seit 2023 gibt es übrigens eine eigene Normungsroadmap Circular Economy – leisten? 

Andreas Frisch: Und dauerhaft werden uns Schnittstellenthematiken beschäftigen: Wie kommen im Normungsprozess unterschiedliche Akteure zusammen, beispielsweise Hochbau und Tiefbau? Es gibt in der Baubranche, wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch, nach wie vor eigenständige und unterschiedliche Sicht- und Denkweisen. Normungsarbeit ist daher immer auch eine Harmonisierungsaufgabe: Wir verknüpfen Welten miteinander, damit zwischen ihnen eine gemeinsame zielführende Kommunikation stattfinden kann.

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