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Gründung einer Europäischen Koordinierungsgruppe zur Wasserstoffnormung
Die EU-Wasserstoffstrategie spielt eine zentrale Rolle bei der Erreichung des European Green Deal-Ziels der Klimaneutralität bis 2050. Um die Entwicklung und Verbreitung von Wasserstofftechnologien in Europa zu stärken, hat die European Clean Hydrogen Alliance (ECH2A) verschiedene Entwicklungsnotwendigkeiten entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette identifiziert und Empfehlungen für die Normung formuliert. Im Juni 2024 wurde auf Initiative von DIN bei CEN und CENELEC eine europäische Koordinierungsgruppe gegründet, deren Sekretariat von DIN geführt wird. Ziel dieser Gruppe ist es, die Rahmenbedingungen für die effiziente Umsetzung aktueller und künftiger Normungsaktivitäten im Bereich Wasserstoff zu verbessern.
Die EU-Wasserstoffstrategie und die European Clean Hydrogen Alliance
Die EU-Wasserstoffstrategie wurde im Juli 2020 von der Europäischen Kommission vorgestellt, um Wasserstoff als Schlüsselkomponente der Energiewende zu etablieren und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Die Strategie fördert die Produktion von grünem Wasserstoff, den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in Europa sowie die Forschung und Innovation zur Kostensenkung und Marktintegration von Wasserstofftechnologien.
Ergänzend zur EU-Wasserstoffstrategie gibt es mehrere europäische Verordnungen und Richtlinien, die den regulatorischen Rahmen für Wasserstofftechnologien festlegen, darunter:
RED III (Erneuerbare-Energien-Richtlinie): Setzt verbindliche Ziele für erneuerbare Energien bis 2030 und fördert grünen Wasserstoff, insbesondere im Verkehrssektor.
Gasbinnenmarkt-Richtlinie und -Verordnung: Schafft einen Rechtsrahmen für Wasserstoffinfrastruktur und -märkte.
TEN-E-Verordnung (Leitlinien für die transeuropäische Energieinfrastruktur): Unterstützt die Entwicklung von Wasserstoffpipelines und -speichern.
AFID (Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe): Fördert den Ausbau von Wasserstofftankstellen und anderer Verkehrsinfrastruktur.
Die ECH2A wurde ebenfalls im Juli 2020 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen, um die großflächige Einführung sauberer Wasserstofftechnologien bis 2030 zu unterstützen. Im März 2023 präsentierte die Arbeitsgruppe der ECH2A, welche sich mit dem Thema Normung befasst, die Roadmap zur Wasserstoffstandardisierung, die CEN und CENELEC einen umfassenden Überblick über Normungsbedarfe entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette bietet.
Normung entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette
Die europäische Wasserstoff-Normungslandschaft ist komplex und umfasst mehr als 50 Technische Komitees bei CEN und CENELEC sowie weitere auf internationaler Ebene. Sie alle befassen sich mit mind. einem Aspekt der Wasserstoff-Wertschöpfungskette. Diese setzt sich zusammen aus:
Produktion: Grüner Wasserstoff durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energien; Blauer Wasserstoff durch Abscheidung und Speicherung von CO₂; Grauer Wasserstoff ohne CO₂-Abscheidung.
Speicherung: In Form von komprimiertem Gas, verflüssigtem Wasserstoff oder chemischen Verbindungen.
Transport: Über Pipelines, Lkw und Schiffe mit teilweise erforderlicher Spezialinfrastruktur.
Verteilung: An Endnutzer in Industrie, Mobilitätssektor und Haushalten.
Endnutzung: In Industrieprozessen, Brennstoffzellenfahrzeugen, Strom- und Wärmeerzeugung sowie Heizsystemen in Gebäuden.
Auf internationaler Ebene ist das ISO/TC 197 „Wasserstofftechnologie“ der zentrale Ansprechpartner, vergleichbar mit dem CEN/CLC/JTC 6 in Europa.
CEN- und CENELEC-Workshop und Gründung der Koordinierungsgruppe
Ein CEN- und CENELEC-Workshop zur Wasserstoffnormung, organisiert von DIN am 24. Oktober 2023 in Berlin, führte zur Empfehlung, eine europäische Koordinierungsgruppe zu gründen. Der von DIN, in Zusammenarbeit mit Vertretern des CEN-CENELEC Management Centers, erarbeitete Vorschlag wurde im April 2024 von CEN und CENELEC genehmigt, und DIN übernahm das Sekretariat der Gruppe.
Die Koordinierungsgruppe hat die Aufgabe, die Normungsaktivitäten im Wasserstoffbereich zu koordinieren und so, durch ihre Aktivitäten, auch die Umsetzung der EU-Wasserstoffstrategie zu unterstützen. Sie fördert die Entwicklung von Produktions-, Übertragungs-, Speicher- und Verteilungsinfrastrukturen sowie die industrielle Nutzung und Endverbrauchsgeräte in der EU. International überwacht die Gruppe relevante Normungsarbeiten und verknüpft bei Bedarf europäische und internationale Aktivitäten. Normungsprojekte werden durch die Koordinierungsgruppe nicht durchgeführt. Genauso wenig werden die Arbeitsprogramme der Technischen Komitees beeinflusst.
Erste Sitzungen der Koordinierungsgruppe
Die erste Sitzung der Koordinierungsgruppe fand am 29. August 2024 online statt, gefolgt von einer zweiten Sitzung am 23./24. Oktober 2024 in Berlin. Bei DIN betreuen die Gruppe Werkstofftechnologie und Materialprüfung (WuM), das Team der Strategischen Themenentwicklung Wasserstofftechnologien (STE-H2) und die Gruppe Transport, Sicherheit und Medien (TSM) die Koordinierungsgruppe. National spiegelt der Beirat des Normenausschusses Gastechnik (NAGas) die Koordinierungsgruppe.
Diese Struktur stellt sicher, dass ein enger Austausch zwischen den Aktivitäten des Verbundprojekts „Normungsroadmap Wasserstofftechnologien“ und der europäischen Koordinierungsgruppe stattfindet.
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