Presse
Erste DIN-Normen für Einfache Sprache veröffentlicht
Verständliche Texte für alle
Komplexe Begriffe, verschachtelte Sätze und Behördensprache sind für viele Menschen ein Hindernis. Eine Lösung dafür bietet die Verwendung Einfacher Sprache, denn sie zielt darauf ab, Barrieren in der Kommunikation abzubauen und komplexe Inhalte in zugänglicher Form zu vermitteln.
Die erste Norm für Einfache Sprache, die die Internationale Organisation für Normung (ISO) im Juni 2023 veröffentlicht hat, markiert einen Meilenstein in diesem Bereich und unterstreicht die Bedeutung klarer und verständlicher Kommunikation für alle. Nun gibt es auch zwei neue DIN-Normen zu Einfacher Sprache. Darin finden Redakteur*innen und Kommunikationsfachleute Grundsätze, Anforderungen, Beispiele und Erklärungen für eine verständliche und wirksame Kommunikation.
Bereits im ersten Quartal dieses Jahres (Ausgabe März 2024) ist DIN ISO 24495-1, Einfache Sprache – Teil 1: Grundsätze und Leitlinien, erschienen. Hierbei handelt es sich um die Übersetzung von ISO 24495-1:2023 ins Deutsche. DIN ISO 24495-1:2024-03 vermittelt ein klares Verständnis davon, was Einfache Sprache ist und wie man sie erreichen kann. Ihr Ziel ist es, Autor*innen dabei zu helfen, verständliche Texte für eine breite Leserschaft zu verfassen.
Dabei stehen vier Grundsätze im Mittelpunkt:
- Die Leserschaft erhält, was sie braucht. (Relevanz)
- Die Leserschaft kann leicht finden, was sie braucht. (Auffindbarkeit)
- Die Leserschaft kann leicht verstehen, was sie findet. (Verständlichkeit)
- Die Leserschaft kann die Informationen einfach verwenden. (Anwendbarkeit)
DIN 8581-1 – Empfehlungen für die deutsche Sprache
Mit DIN 8581-1, Einfache Sprache – Anwendung für das Deutsche – Teil 1: Sprachspezifische Festlegungen, gibt es nun seit dem 26. April 2024 (Ausgabe Mai 2024) noch eine zweite DIN-Norm zur Einfachen Sprache. Sie konkretisiert die allgemeinen Empfehlungen aus ISO 24495-1 für die deutsche Sprache. Während ISO 24495-1 als internationale Norm naturgemäß weitgehend sprachunabhängig bleibt, möchte DIN 8581-1 Autor*innen ganz konkret dabei helfen, deutschsprachige Texte zu verfassen, die den obigen vier Grundsätzen gerecht werden:
Was ist dabei konkret auf Textebene zu beachten – bezüglich des Inhalts, des Stils und der Textstruktur? Welche Regeln gelten für deutsche Texte in Einfacher Sprache auf Satzebene, etwa die Länge von Sätzen, die Satzstruktur und Zeitformen betreffend? Was wiederum müssen oder sollten Autor*innen auf Wortebene beachten, zum Beispiel hinsichtlich der Länge von Wörtern und ihrer Bekanntheit? Und was gibt es ggf. noch bei der Gestaltung zu beachten, etwa mit Blick auf typografische Hervorhebungen oder bezüglich der Silbentrennung? In DIN 8581-1 finden sich Antworten auf diese und weitere Fragen.
Wie und wozu Einfache Sprache?
Einfache Sprache stellt die Lesenden in den Mittelpunkt und sorgt dafür, dass Texte geschrieben werden, die auch wirklich verstanden werden wollen und können. Sie ist nicht mit Leichter Sprache zu verwechseln: Einfache Sprache ist eine Form der Standardsprache und kann für ein allgemeines Publikum verwendet werden, während Leichte Sprache für Menschen entwickelt wurde, die Lernschwierigkeiten haben.
Zudem bietet Einfache Sprache besonders für die Bereiche Recht, Gesundheit, öffentliche Ordnung, Regierungs- und Unternehmenskommunikation Potenzial, wo Informationen wichtige Entscheidungen und die Rechte von Menschen beeinflussen.
Studien haben außerdem gezeigt, dass unkomplizierte Texte Unternehmen und Lesenden Zeit und Geld sparen. Denn: Wenn Informationen verständlich vermittelt werden, führt das schneller zu besseren Ergebnissen. Für Organisationen ist dies ein Weg, um Vertrauen aufzubauen. Zudem ist der Übersetzungsprozess effizienter als bei schwer verständlichen Dokumenten.
Wie geht es weiter?
Nach der Veröffentlichung von ISO 24495-1:2023 wird auf internationaler Ebene bereits an zwei weiteren Teilen gearbeitet. In Teil 2 geht es um juristische Kommunikation, in Teil 3 um wissenschaftliches Schreiben. An beiden Teilen kann aktiv mitgearbeitet werden. Der Aufruf zur Mitarbeit vom 19. März 2024 ist noch aktuell. Auch nach der darin erwähnten Sitzung des DIN-Arbeitskreises „Einfache Sprache“ am 26. April 2024 ist der Einstieg jederzeit möglich.