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ELSTA: Normen und Standards als Schlüssel zur Elektromobilität
Interview mit Corinna Scheu, Teamkoordinatorin Forschung und Transfer, Geschäftsstelle Mobilität bei DIN
Wie können Normen und Standards die Zukunft der Elektromobilität nachhaltig und sicher gestalten? Corinna Scheu, Teamkoordinatorin Forschung und Transfer beim Deutschen Institut für Normung (DIN), gibt im Interview Einblicke in das vom BMWK geförderte ELSTA-Projekt. Erfahren Sie, wie gezielte Normungsmaßnahmen das Vertrauen der Verbraucher stärken und die Verbreitung von Elektrofahrzeugen fördern.
DIN: Corinna, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst. Für diejenigen, die das ELSTA-Projekt noch nicht kennen: Kannst du uns einen Überblick über das Projekt und sein Hauptziel geben?
Corinna Scheu: Sehr gerne. Das ELSTA-Projekt, das im Sommer 2020 gestartet wurde und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert wird, steht für „Elektromobilität – Standardisierung und Normung“. Unser Hauptziel ist es, den Hochlauf der Elektromobilität durch gezielte Normen und Standards zu unterstützen. Diese Normen und Standards sollen Vertrauen bei den Nutzerinnen und Nutzern schaffen und Deutschlands Position in der Elektromobilität sowohl national als auch international stärken.
DIN: Die letzten Jahre waren sicherlich von vielen Herausforderungen geprägt. Was waren die größten Schwierigkeiten, die das Projekt ELSTA bisher meistern musste?
Corinna Scheu: Die COVID-19-Pandemie, zusammenbrechende Lieferketten und internationale Konflikte haben unsere Arbeit beeinflusst. Gleichzeitig gab es einen enormen Anstieg bei den Zulassungen von Elektrofahrzeugen, was einerseits eine großartige Bestätigung für unsere Arbeit war, aber auch unseren Zeitplan durcheinandergebracht hat. Trotz all dieser Herausforderungen haben wir es geschafft, durch unsere Normungs- und Standardisierungsarbeit weiterhin verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
DIN: Wie habt ihr diese Herausforderungen gemeistert?
Corinna Scheu: Flexibilität und enge Kooperation waren entscheidend. Wir haben sehr eng mit nationalen und internationalen Partnern zusammengearbeitet, besonders mit unseren Projektpartnern in ELSTA, der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE) und dem Normenausschuss Automobil im VDA. Diese Zusammenarbeit war enorm hilfreich. Der Schlüssel war eine starke Kommunikation und Flexibilität, um Stabilität und Vertrauen zu schaffen, trotz der sich ständig verändernden Bedingungen.
DIN: Kannst du uns die Struktur und die Hauptarbeitspakete des ELSTA-Projekts erläutern?
Corinna Scheu: Natürlich. Das Projekt gliedert sich in vier zentrale Arbeitspakete:
Weiterentwicklung der nationalen Normungsstrategie Elektromobilität: Hier entwickeln wir die grundlegende Strategie.
Initiierung und Umsetzung von Standardisierungsprojekten: In diesem Arbeitspaket entwickeln wir konkrete Normen und Standards.
Begleitende Maßnahmen: Dazu gehören zusätzliche Projekte und Aktionen wie Workshops und Expertenkreise oder unterstützende Tätigkeiten, um die Normungsarbeit voranzutreiben.
Öffentlichkeitsarbeit: Wir stellen sicher, dass unsere Bemühungen sichtbar und verständlich sind.
Diese Struktur hilft uns, systematisch vorzugehen und sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele zu erreichen. Ein besonderes Highlight ist die DIN SPEC 91489, die sich mit der Brandbegrenzung bei Elektrofahrzeugen befasst.
DIN: Was steht nach der erfolgreichen Abschlussveranstaltung im Mai in Berlin als Nächstes auf der Agenda?
Corinna Scheu: Die Abschlussveranstaltung hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aber auch, dass es noch viel zu tun gibt. Wir werden uns auf Themen wie die Integration der Elektromobilität ins Stromnetz, bidirektionales Laden und die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs konzentrieren. Sicherheit und Qualität, beispielsweise bezüglich der Charakterisierung von gebrauchten Elektrofahrzeugen und ihren Antriebsbatterien, stehen ebenfalls im Fokus, um das Vertrauen in Elektrofahrzeuge weiter zu stärken.
DIN: Wie hat das ELSTA-Projekt bisher zur Förderung der Elektromobilität in Deutschland beigetragen?
Corinna Scheu: ELSTA hat definitiv einen großen Einfluss gehabt. Dank der erarbeiteten Normen und Standards bieten wir den Verbrauchern die notwendige Sicherheit, um sich für Elektrofahrzeuge zu entscheiden. Ein Beispiel ist die bereits erwähnte DIN SPEC 91489 bezüglich Anforderungen an Brandbegrenzungsdecken für Elektrofahrzeuge. Aber auch die im Projekt erarbeitete DIN SPEC 91504 legt erstmalig Anforderungen an barrierefreie Ladeinfrastruktur fest und ermöglicht so einen größeren Personenkreis selbstständig an der Elektromobilität teilzunehmen. Diese und andere Standards schaffen Vertrauen und fördern den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland nachhaltig.
DIN: Vielen Dank, Corinna, für dieses aufschlussreiche Gespräch. Wir wünschen dir und deinem Team weiterhin viel Erfolg!
Corinna Scheu: Ich danke euch! Es war mir eine Freude, die Fortschritte und zukünftigen Pläne des ELSTA-Projekts mit euch zu teilen.
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