Presse

2019-05-28

Einfluss auf Normen höher als auf Gesetze

V.l.n.r.: Prof. Knut Blind (TU Berlin), Dr. Thomas Zielke (BMWi) und Rüdiger Marquardt (DIN)
© BMWi, Anja Blumentritt

Ergebnisse des Deutschen Normungspanels 2019 vorgestellt – rund 900 Unternehmen nahmen teil

Unternehmen können laut eigener Einschätzung ihr technisches Wissen in den Normungsprozess einbringen und relevante Regeln mitentwickeln – stärker, als ihnen das im Gesetzgebungsverfahren möglich ist. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des siebten Deutschen Normungspanels. Zudem bewerteten die Befragten die nationale Normung in Bezug auf Transparenz, Offenheit, Überparteilichkeit, Effektivität, Effizienz und Kohärenz besser als EU-Normung, nationale und EU-Gesetzgebung. Für DIN bestätigen die positiven Ergebnisse den Normungsprozess und die wertvolle Arbeit der 34.500 Experten aus Wirtschaft, Forschung, von Verbraucherseite und der öffentlichen Hand, die ihr Wissen in Normen und Standards einbringen.

Jedes Jahr befragt das Fachgebiet Innovationsökonomie der Technischen Universität Berlin Unternehmen zum Thema Normung und Standardisierung. Rund 900 Unternehmen beteiligten sich dieses Mal an der Studie, davon mehr als 80 Prozent mit Sitz in Deutschland. Die Ergebnisse hat das Team rund um Professor Dr. Knut Blind am 28. Mai dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorgestellt, das seit 2017 die Schirmherrschaft für das Panel übernommen hat.

Normung als strategisches Instrument

Mehr als drei Viertel der Teilnehmer finden es „sehr wichtig“ oder „äußerst wichtig“, nationale Normen, auf die in Gesetzen Bezug genommen wird, sowie harmonisierte europäische Normen einzuhalten. Harmonisierte Normen sind europäische Normen, die im Auftrag der Europäischen Kommission erarbeitet werden, um die in europäischen Richtlinien genannten grundlegenden Anforderungen zu konkretisieren. Fast die Hälfte der Unternehmen sieht es sogar als absolut notwendig an, diese umzusetzen. Auf nationaler Ebene sind Gesetze und Normen eng verzahnt: So sind es überwiegend Gesetze, die den Rahmen vorgeben und Normen, die die technische Ausgestaltung übernehmen. Experten aus den jeweiligen Fachgebieten übernehmen dabei die Erarbeitung und Ausformulierung der Normen.

„Das Deutsche Normungspanel ist sehr hilfreich, um über Wirkzusammenhänge den Effekt von Normung auf den Erfolg von Unternehmen und Organisationen zu erfassen“, sagt Prof. Dr. Knut Blind, Leiter des Fachgebiets Innovationsökonomie an der Fakultät Wirtschaft und Management der TU Berlin. „Das Panel liefert uns Hinweise dazu, wo sich der Normungsprozess noch optimieren lässt. Darüber hinaus ist es ein guter Anlass für uns, weitere Unternehmen dafür zu sensibilisieren, dass Normung und Standardisierung wichtige strategische Instrumente sein können, beispielsweise um neue Produkte in den Markt einzuführen“, betont Dr. Michael Stephan, Mitglied der Geschäftsleitung für den Bereich Normung und Standardisierung bei DIN. Für Deutschland machen sich Investitionen in Normung bezahlt: Der gesamtwirtschaftliche Nutzen beläuft sich laut der Studie „Der gesamtwirtschaftliche Nutzen der Normung“ (2011) auf 16,77 Milliarden Euro pro Jahr. Hinzu kommt der Beitrag von Normen zu mehr Sicherheit, beispielsweise bei Produkten oder am Arbeitsplatz, und zum Umweltschutz.

Wichtige Erkenntnisse für die Forschung

Am Deutschen Normungspanel nehmen seit 2012 jedes Jahr rund 1.000 Unternehmen teil. Bis dato flossen die Angaben von 4.000 unterschiedlichen Unternehmen ein, darunter gut die Hälfte der DAX-30-Konzerne sowie viele kleine und mittelständische Betriebe. Jede Studie hat einen eigenen Schwerpunkt. Mitarbeiter des Fachgebietes Innovationsökonomie der Technischen Universität Berlin konzipieren die Online-Befragungen und werten die erhobenen Daten aus – diese dienen unter anderem dazu, für die Forschung neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Standardisierung zu gewinnen. Die Befragungsergebnisse können mit Daten von DIN abgeglichen werden, um für die normenden Unternehmen repräsentative Ergebnisse zu ermitteln. Die von Oktober 2018 bis Januar 2019 durchgeführte Untersuchung legte in diesem Jahr den Fokus auf Normen im öffentlichen Recht. Die aktuellen Ergebnisse sind hier einsehbar.