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Draghi-Bericht: Weichenstellung für Europas Zukunft
Zur Rolle von Normen und Standards in Mario Draghis Analyse der europäischen Wettbewerbsfähigkeit
Am 17. September 2024 stellte Mario Draghi, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank und Ministerpräsident Italiens, seinen lang erwarteten Bericht über die „Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit“ vor. Darin untersuchte er im Auftrag von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, wie die Europäische Union ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken kann. In seinem über 400 Seiten starken Bericht erarbeitete Draghi eine Wettbewerbsstrategie und ging auf unterschiedliche sektorale und horizontale Politikfelder ein – von Verteidigungs- und Technologiepolitik bis hin zur institutionellen Struktur der Europäischen Union. Seine Empfehlungen reichen von einer gemeinschaftlichen Schuldenaufnahme in Milliardenhöhe bis hin zu neuen Rechtsformen für Unternehmen und einer Vollendung der Kapitalmarktunion.
Die entscheidende Rolle der Normung
Normung als strategisches Querschnittsthema spielt in allen Bereichen eine entscheidende Rolle. So plädiert Draghi beispielsweise für eine Angleichung nationaler Normen und stärkere Entwicklung europäischer Normen, um nicht-tarifäre Handelshemmnisse abzubauen und damit den Europäischen Binnenmarkt, das Herzstück der Europäischen Union, zu vertiefen.
Auch für die Transformation des Automobilsektors sieht Draghi in der Normung eine Lösung, durch die Automobilhersteller bei Zukunftstechnologien profitieren können, etwa der Elektromobilität oder dem Autonomen Fahren. Draghi fordert daher eine Förderung der Normung im Automobilbereich, etwa bei der Normung zur Vereinheitlichung von Ladeanschlüssen, bei der Wiederverwertbarkeit von Batterien und Fahrzeugen sowie bei standardisierten Datenformaten für Cybersicherheitssysteme.
Die gemeinsame technische Sprache Europas
Im Bereich Künstliche Intelligenz ist ein einheitliches Verständnis für Begrifflichkeiten und Prozesse wichtig. Draghi zufolge erfordere die Entwicklung und das Training Künstlicher Intelligenz die Zugänglichkeit und den Austausch von Daten, die durch Normen hergestellt werde. Europa muss vor dem Hintergrund zunehmender politischer Herausforderungen und Jahrhundertaufgaben enger zusammenrücken. Für mehr Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit müssen Schnittstellen und Systeme zueinander passen. Das gilt für Energie- und Kommunikationsnetze, wie auch für Schlüsseltechnologien und die Sicherheitsarchitektur. Normung kann das leisten. Mit Normung spricht Europa eine gemeinsame technische Sprache, die weltweit verstanden wird.
Der Draghi-Bericht verdeutlich einmal mehr: Normung ist ein Instrument zur Förderung der Interoperabilität, Verbesserung der Produktqualität und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.