Presse

2021-09-10

DIN-Norm für Finanzanalyse von Unternehmen veröffentlicht

DIN 77235 ermöglicht eine objektive Finanz- und Risikoanalyse von kleinen und mittleren Unternehmen sowie Selbstständigen

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Wie liquide ist mein Unternehmen? Wie abhängig ist es von Importen? Was kann zu einer Betriebsunterbrechung führen? Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Selbstständige müssen sich mit vielen Fragen auseinandersetzen, um finanzielle Risiken bestmöglich zu senken. Eine neue Norm hilft, Antworten zu finden: Die DIN 77235 beschreibt eine objektive Finanz- und Risikoanalyse von KMU sowie Selbstständigen. Auf Basis der Ergebnisse können etwa Banken, Versicherungen, Versicherungsmakler, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ihre Kunden beraten. Ziel der Anwendung des jetzt veröffentlichten Dokumentes ist es, umfassend Risiken und Geschäftspotenziale aufzudecken und auf mögliche Lösungen hinzuweisen. Damit ist die Grundlage für eine mögliche anschließende Beratung gelegt, die nicht Teil der Norm ist.

Klar gewichten

Die DIN 77235 beschreibt ein standardisiertes Verfahren, das objektiv messbare Ergebnisse liefert, abgeleitet aus dem individuellen Bedarf des Unternehmens. Praktisch für Anwender: Die Norm führt über Fragen zu 52 Finanzthemen. Anhand der Antworten ist klar definiert, welcher von drei Prioritätsklassen das jeweilige Thema zugeordnet werden muss oder ob dieses unbedeutend beziehungsweise gar nicht vorhanden ist. Durch die Finanzthemen werden sowohl Risiken abgebildet, die insbesondere Versicherungen abdecken können, als auch Geschäftspotenziale, die beispielsweise zu einem Finanzierungsbedarf führen. Zu Klasse 1 zählen Risiken mit wahrscheinlicher, zu den Prioritätsklassen 2 und 3 Risiken mit möglicher beziehungsweise ohne Existenzbedrohung. Geschäftspotenziale sind in der Regel den Klassen 2 und 3 zugeordnet. „Ergebnis der Analyse ist also keine feste Rangfolge von Finanzthemen. Vielmehr ergibt sich eine Gewichtung, die zeigt, mit welchen Potenzialen und Risiken sich das Unternehmen zeitnah und mit welchen nachrangig beschäftigen sollte“, sagt Dr. Wolfgang Kuckertz, Obmann des Normungsausschusses und Vorstand der GOING PUBLIC! Akademie für Finanzberatung AG. „Diese Zuordnung zu Prioritätsklassen hat den Vorteil, dass auch nur eine Teilanalyse relevanter Bereiche möglich ist.“ Eine Teilanalyse kann sich beispielsweise auf Themen beziehen, bei denen eine Risikodeckung durch Versicherungsprodukte möglich ist.

Die Norm befasst sich unter anderem mit Risiken in Zusammenhang mit der Rechtsform, mit Mitarbeitenden, Immobilien oder Waren – ein übergreifender Schwerpunkt ist die Liquiditätssicherung. Diese inhaltliche Vielfalt ermöglicht es, dass Berater beispielsweise auch für unterschiedliche Berufsgruppen wie Zahnärzte und Handwerker ein Handlungsgerüst an die Hand bekommen, um Versicherungs- und Finanzthemen intensiv zu besprechen. So können auch die immer häufiger vorkommenden Mischbetriebe, die sich nicht mehr eindeutig einzelnen Branchen zuordnen lassen, gezielt analysiert werden.

Analyse in fünf Schritten

Im Einzelnen führen mit der DIN 77235 fünf Schritte zum Ergebnis: Aufnahme der Daten der Organisation, Relevanzprüfung der Finanzthemen, Berechnung/Übernahme von Orientierungsgrößen, Zuordnung/Berechnung der Ist-Werte, Gegenüberstellung von Ist-Werten und Orientierungsgrößen. Eine Unternehmensberatung, Steuer- beziehungsweise Rechtsberatung oder eine Analyse von Produktlösungen wie Versicherungstarifen mit entsprechenden qualitativen Aspekten ist nicht Teil der Norm. Auch ersetzt die Norm kein wirksames Risikomanagement in der Organisation, das beispielsweise über die DIN ISO 31000 möglich ist.

25 Expertinnen und Experten haben die Norm in rund zweieinhalb Jahren erarbeitet. Diese wurden von Versicherungen, Kreditinstituten, Vertrieben, Maklerorganisationen, Softwareanbietern, Verbänden, einem Analysehaus, aus dem wissenschaftlichen Bereich und von weiteren Dienstleistern in den Ausschuss entsandt. „DIN 77235 – Basis-Finanz- und Risikoanalyse für Selbstständige sowie kleine und mittlere Unternehmen“ ist bei DIN Media über www.dinmedia.de erhältlich.

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