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Digitale Zwillinge für Städte und Kommunen
DIN veröffentlicht ersten Standard für Urbane Digitale Zwillinge
Ein Digitaler Zwilling ist die virtuelle Darstellung eines Systems oder Prozesses und stammt ursprünglich aus der Luft- und Raumfahrttechnik. In der Industrie werden Echtzeitdaten und andere Informationen eingespeist, um das Verhalten eines realen Gegenstücks zu simulieren, analysieren, optimieren und zu steuern. Und: Der Digitale Zwilling wird zunehmend auch von Kommunen eingesetzt, um Lösungen für verschiedenste Herausforderungen zu entwickeln und zu prüfen. Jetzt liegt mit der DIN SPEC 91607 ein erster Standard für den Einsatz Digitaler Zwillinge in Städten und Kommunen vor.
Neue Herausforderungen für Städte und Kommunen
Klimawandel, Demografie, Ressourcenknappheit oder andere lokale Themen stellen Städte und Kommunen vor Herausforderungen. Diese sind komplex und werden heute bereits teilweise mit digitalen Werkzeugen gelöst, was die Übertragung des Konzepts des Digitalen Zwillings auf Städte und Kommunen ermöglicht. Um die UDZ – kurz für Urbane Digitale Zwillinge – effizient, verantwortungsbewusst und nachhaltig einzusetzen, muss analog zur technischen eine organisatorische Verzahnung erfolgen, die alte und neue Kompetenzen orchestriert und steuert. Ein Beispiel dafür ist die Beteiligung von Bürger*innen an den Prozessen der integrierten Quartiersentwicklung der Städte. Diese erfordert eine enge Zusammenarbeit der Planung mit den Zielgruppen der Stadtentwicklung, um nachhaltig ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu adressieren.
Die DIN SPEC 91607 bietet einen ganzheitlichen Überblick über die Urbanen Digitalen Zwillinge. Sie legt Anforderungen an diese für Städte und Kommunen fest und soll Anwendenden als Leitfaden dienen. Herzstück des Dokuments sind die Beschreibungen Urbaner Digitaler Zwillinge, verschiedener Anwendungsfälle sowie eines Reifegradmodells. Im Rahmen der Erarbeitung dieser DIN SPEC wurden etwa einhundert unterschiedliche kommunale Nutzungsszenarien durch die beteiligten Kommunen identifiziert und kommunalen Handlungsfeldern zugeordnet. Dazu zählen die Anwendungsfälle „Management von Infrastrukturen der kommunalen Daseinsvorsorge“ als Hauptaufgabe der kommunalen Verwaltung und die „Klimaresiliente Transformation von Kommunen“ als zentrale Herausforderung, um die Resilienz einer Kommune als Antwort auf den Klimawandel, die Energiewende und den steigenden Mobilitätsbedarf der Bürger*innen sicherzustellen.
Leitfaden schafft einheitliche Kommunikations- und Informationsgrundlage
Für den Leiter des DIN SPEC-Projekts und des DIN Smart City Standards Forums, Joachim Schonowski, Senior Management Consultant der Stadtwerke Lübeck, liegen die Vorteile der DIN SPEC 91607 auf der Hand:
„Unser Leitfaden schafft Vergleichbarkeit und Transparenz und damit eine einheitliche Kommunikations- und Informationsgrundlage. Zudem ermöglicht die DIN SPEC den Anwendenden Interoperabilität, Investitionssicherheit und Skalierbarkeit.“
Die DIN SPEC 91607 wurde von Joachim Schonowski (damals msg systems ag) und dem Smart City-Modellprojekt Connected Urban Twins (CUT) initiiert. Dr. Nicole Schubbe, Teilprojektleiterin im CUT-Projekt, ergänzt:
„Mit der DIN SPEC 91607 erhalten Kommunen erstmals einen praxisorientierten Standard, der ihnen hilft, digitale Zwillinge effizient in ihre städtischen Prozesse zu integrieren. Wir, als CUT-Projektstädte Hamburg, Leipzig und München, möchten andere Städte und Kommunen unterstützen, datenbasierte Entscheidungen zu treffen, die nachhaltig und zukunftssicher sind.“
Die DIN SPEC 91607 steht bei DIN Media unter zum kostenlosen Download bereit.
Jetzt DIN SPEC 91607 downloaden
Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde mit der DIN SPEC 91607 zudem erstmals ein DIN-Standard unter einer Open Source Lizenz (CC-BY4.0) veröffentlicht und zur Weiterbearbeitung auf DIN.ONE zur Verfügung gestellt.