Presse
„Die meisten wollen wirklich etwas bewegen“
Interview mit Jörg Megow zur Teilnahme auf der COP29
DIN ist aktuell auf der 29. UN-Klimakonferenz – Conference of the Parties, kurz COP29 – in Baku, Aserbaidschan vertreten. Wir sprachen mit Jörg Megow, Projektkoordinator für das Thema Klimawandel und Leiter des Klimawandel-Projekts bei DIN, über die bisherigen Eindrücke.
Jörg, du bist derzeit gemeinsam mit unserem Vorstandsvorsitzenden Christoph Winterhalter vor Ort bei der COP29. Wie erlebst du die Atmosphäre?
Jörg Megow: Ich bin seit dem 14. November hier und die Konferenz ist in jeder Hinsicht beeindruckend! Allein die schiere Zahl der Teilnehmenden und Veranstaltungen – und die Tage sind vollgepackt mit intensiven Gesprächen. Vor allem merkt man, dass sehr viele Vertreter*innen der Vertragsstaaten und der NGOs wirklich etwas bewegen wollen. Ich spüre die Dringlichkeit, effektiv mehr für den Klimaschutz zu tun beziehungsweise Maßnahmen zur Klimaanpassung umzusetzen. Mir gefällt der länderübergreifende Austausch, das hat viele Parallelen zur europäisch und international ausgerichteten Normung. Denn auch da geht es darum, über Grenzen hinweg Lösungen zu finden. Konsensfindung ist wichtig, denn auf der COP sind auch die Länder vertreten, die am meisten unter den Auswirkungen des Klimas leiden. Wir müssen sie mit an den Tisch bringen und darüber hinaus eng mit den nationalen Normungsorganisationen dieser Länder zusammenarbeiten.
Das klingt nach einem umfassenden Programm. Welche Themen stehen bei dir in den kommenden fünf Tagen konkret auf der Agenda?
Unser Fokus liegt auf Themen, die wir mittels Normung und Standardisierung vorantreiben können und die wichtig für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel sind. Angefangen von Sustainable Finance über Klimaanpassung und Wasserstofftechnologien bis hin zum CO2-Management. Christoph Winterhalter und ich sprechen während unserer COP-Teilnahme auf diversen Veranstaltungen. Beispielsweise sprechen wir am 16. November auf einer Podiumsdiskussion im Standards Pavillon darüber, wie sich der Wasserstoffausbau beschleunigen lässt. Und im China Pavillon halte ich kurz davor einen Vortrag, wie es Normung erleichtert, Klimaanpassungsmaßnahmen umzusetzen. In den kommenden Tagen geht es mit ähnlichen Formaten weiter, unter anderem mit einer Diskussion darüber, wie sich CO2-Reportings weltweit vergleichbar aufsetzen lassen.
Wie siehst du DINs Rolle in der internationalen Zusammenarbeit auf der COP29 – insbesondere im Hinblick auf die Kooperation mit ISO und mit anderen Normungsorganisationen?
Ich habe es ja schon durchklingen lassen: Es ist sehr wichtig, dass wir bei den Themen Klimaschutz und Klimaanpassung international eng zusammenarbeiten. Nur dann können wir wirklich etwas bewegen. Als Mitglied der ISO ist DIN damit bestens vertraut. Wir tragen seit Jahrzehnten mit dazu bei, Normen und Standards über europaweite und internationale Projekte umzusetzen. Auf der COP29 führen Christoph Winterhalter und ich viele Gespräche im Standards Pavillon, um die Weichen für diese Art der Zusammenarbeit im Bereich Klimawandel und Klimaanpassung zu stellen.
Welche Erwartungen hast du an die COP29, und wie könnte die Konferenz den Einsatz von Normen im Klimaschutz langfristig stärken?
Gespräche sind auf der COP das A und O. Im persönlichen, gegenseitigen Austausch lassen sich Ergebnisse erzielen, die etwa per Telefon nur schwer vorstellbar sind. Ich denke, wir müssen möglichst vielen Stakeholdern und Multiplikatoren verdeutlichen, dass Normung ein äußerst wirkungsvolles Instrument für den Schutz des Klimas und für die Anpassung an dessen Folgen ist. Normung und Standardisierung können aus meiner Sicht das Fundament für die grüne Transformation in Deutschland und Europa bilden. Als strategisches Werkzeug sollten Normen klimafest sein, das heißt: Klimaschutz und Klimaanpassung müssen in allen Normen Berücksichtigung finden. Beziehungsweise sind alle Normen einmal zu prüfen, ob man sie diesbezüglich ändern muss. So wurde dies auch in der London Declaration der ISO in Bezug auf die ISO-Standards gefordert. Klar ist: Die Zeit drängt, denn der Klimawandel wirkt sich bereits spürbar aus – das merken wir alle. Deshalb sind die Erwartungen an konkrete Ergebnisse sehr hoch. Ziel der COP29 sollte es sein, konkrete Pläne zur Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. Und Gemeinden resilienter gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen, vor allem in gefährdeten Regionen.
Alle Veranstaltungen rund um das Thema Normung sowie die Links zu den Livestreams finden auf unserer Eventseite zur COP29.
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