Presse

2024-07-02

Circular Economy: Erste internationale Normen veröffentlicht

ISO 59000-Normenfamilie

Die ISO 59000-Normenfamilie ist eine neue Reihe von internationalen Normen, die ein gemeinsames Verständnis und einheitliche Leitlinien für die Umsetzung der Circular Economy in Organisationen schaffen soll. 

Ziel der Circular Economy ist es, Rohstoffe möglichst lange in möglichst hoher Qualität zu erhalten und zu nutzen. Dies erfolgt durch die Umgestaltung von Produkten, Dienstleistungen und Wertschöpfungsketten, wodurch der Bedarf an Primärressourcen gesenkt und zunehmend durch Sekundärressourcen gedeckt wird. 

Die ISO 59000-Normenfamilie besteht bislang aus sieben Dokumenten, die Vokabular, Grundsätze und Leitlinien festlegen. Damit bildet sie einen wichtigen Schritt hin zu einer Standardisierung auf internationaler Ebene. Die Normen sollen bis Ende des Jahres veröffentlicht werden und Organisationen aller Branchen einen einheitlichen Einstieg in eine nachhaltige, zirkuläre Wirtschaftsweise bieten. Bereits veröffentlicht sind ISO 59004, ISO 59010, ISO 59020 und ISO/TR 59032. 

Inhalte der bereits veröffentlichten Normen 

ISO 59004 – Vokabular, Prinzipien und Orientierung zur Realisierung der Circular Economy  

ISO 59004 umfasst einen ausführlichen Leitfaden mit definierten Schlüsselbegriffen und -konzepten. Gleichzeitig skizziert sie eine Vision für eine zirkuläre Wirtschaft, indem sie den Übergang zu einer kreislauforientierten Nutzung von Ressourcen erleichtert. 

Dieses Dokument ist ein Leitfaden für alle Arten von Organisationen. Es beschreibt die Prinzipien einer zirkulären Wirtschaft und bietet praktische Anleitungen für Maßnahmen.  

ISO 59010 – Leitfaden für den Übergang von Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsnetzwerken 

ISO 59010 bietet Informationen für Organisationen, die ihre Wertschöpfungsmodelle und -netzwerke von einem linearen auf einen zirkulären Rahmen umstellen wollen. Diese Norm konzentriert sich auf geschäftsorientierte Strategien zur Umsetzung von zirkulären Praktiken, sowohl auf organisatorischer als auch auf interorganisatorischer Ebene. Sie ergänzt ISO 59004, indem sie detailliertere Anleitungen zur Bewertung aktueller Wertschöpfungsmodelle, zur Abbildung von Wertschöpfungsketten und -netzwerken und zur Entwicklung von Strategien für die Circular Economy bietet. 

ISO 59020 – Messung und Bewertung der zirkulären Leistung 

ISO 59020 legt Anforderungen und Anleitungen für Organisationen zum Messen und Bewerten ihrer zirkulären Leistung fest. Ziel ist es, die Prozesse zu standardisieren, mit denen Organisationen Daten unter Verwendung verpflichtender und optionaler Indikatoren sammeln und berechnen. Die Norm bietet einen Rahmen für die Festlegung von Systemgrenzen, die Auswahl von Indikatoren und die Interpretation von Daten zur Bewertung der zirkulären Leistung auf verschiedenen Ebenen – von der regionalen und organisationsübergreifenden bis hin zur organisations- und produktspezifischen Ebene. 

Erarbeitung von ISO 59040 „Datenblatt zur Produktzirkularität” und ISO 59014 „Nachhaltigkeit und Nachverfolgbarkeit der Verwertung von Sekundärmaterialien” 

Derzeit werden ISO 59040 und ISO 59014 erarbeitet. Erstere befasst sich unter anderem mit der Erläuterung, eine Datenvorlage zur Abfrage der zirkulären Eigenschaften von Produkten für einen vereinfachten Datenaustausch über die Lieferkette hinweg zu erstellen. 

Die Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit von Sekundärstoff-Verwertungen steht im Zentrum der ISO 59014. Dazu gehören die Bereitstellung von Leitlinien zur Erleichterung der Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit von Aktivitäten für die Verwertung von Sekundärmaterialien. Zudem enthält ISO 59014 Festlegungen, welche Personen in einer Organisation für die Subsistenzaktivitäten relevant sind. 

Fazit 

DIN sieht in den ISO-Standards einen ersten wichtigen Schritt, die lineare Wirtschaft auf internationaler Ebene in Richtung einer Circular Economy zu verändern. Für den europäischen Wirtschaftsraum entsprechen die Festlegungen in den ISO-Normen aus Sicht des nationalen Spiegelausschusses im DIN-Normenausschuss Grundlagen des Umweltschutzes (NAGUS) jedoch nicht an allen Stellen den europäischen Anforderungen. Um die Anwendung der ISO 59004 und ISO 59010 im europäischen Kontext zu erleichtern, ist geplant, in Arbeitsgruppen des neuen CEN/TC 473 „Circular Economy“ ergänzende Dokumente zu erarbeiten. 

Sie sind herzlich eingeladen, an den aktuellen Normungsprojekten mitzuarbeiten. Ansprechperson des nationalen Spiegelausschusses bei DIN ist Annekatrin Mayer. E-Mail: annekatrin.mayer@din.de

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