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„Alle Potenziale zur Baukostensenkung nutzen“
Statement des DIN-Sonderpräsidialausschusses Bauwerke zur Diskussion um Gebäudestandards und Baukosten
Die weiter steigenden Baukosten gefährden die Erreichung der Ziele für den Wohnungsbau in Deutschland. Vor diesem Hintergrund ist es dringend erforderlich, alle Potenziale zur Baukostensenkung zu heben. Die Normen von DIN erleichtern durch die Festlegung gemeinsamer Regeln die Planung und Bauausführung und sind die Grundlage für kostengünstiges Bauen. Die Ursachen für steigende Baukosten sind vielfältig. Verantwortlich ist unter anderem die Inflation, die sich in deutlich und teilweise sprunghaft gestiegenen Energie- und Materialkosten sowie gestiegenen Arbeitskosten niederschlägt. Darüber hinaus sind die stark gestiegenen Grunderwerbskosten in Form hoher Grundstückspreise zu nennen sowie die nach vielen Jahren durch die starke Baukonjunktur, aber auch durch Kriegs- und Krisenzeiten verursachten Lieferengpässe und Knappheit bei Handwerker- und Bauleistungen. Auch die Anforderungen an das Bauen hinsichtlich Sicherheit und Klimaschutz durch den Gesetzgeber in Form neuer Gesetze und Verordnungen steigen. Zudem werden Bauvorhaben immer komplexer und spiegeln häufig unsere Erwartungen an attraktiven Wohnraum wider. Dieser Wandel schlägt sich auch in Normen und Standards nieder. Sie sind die technischen Regeln zur Umsetzung der gestiegenen Anforderungen an Gebäude.
DIN unterstützt Maßnahmen zur Senkung der Baukosten
DIN unterstützt die gemeinsamen Anstrengungen aller am Bau Beteiligten, die Baukosten zu senken und die Ziele für den Wohnungsbau in Deutschland zu erreichen. So greift der Sonderpräsidialausschuss Bauwerke im DIN (SPB) auch Impulse zum „Gebäudetyp E“, einer Initiative der Bundesarchitektenkammer, mit der einfacheres und experimentelles Bauen erleichtert werden soll, gerne auf. Mit dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen arbeitet DIN bereits gemeinsam an der Implementierung einer Folgekosten- und Nutzenabschätzung für im Wohnungsbau relevante Normen. Die Abschätzung soll eine Prüfstelle übernehmen, für die das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) vorgesehen ist. Ziel ist es, unter Beachtung der Vorgaben des Kartellrechts bereits im Normungsprozess zu berücksichtigen, wie sich die Normen auf die Baukosten auswirken und zur Kostendämpfung beitragen können.
Zudem soll in bauaufsichtlichen Normen, zur Erfüllung bauaufsichtlicher Mindestanforderungen, die im DIN erarbeitet werden, zukünftig deutlicher erkennbar sein, ob es sich um Mindestanforderungen oder darüberhinausgehende Anforderungen handelt. Durch die genannten Maßnahmen soll insbesondere bei durch den Gesetzgeber in Bezug genommenen Mindestanforderungen in Normen mehr Klarheit und Transparenz geschaffen werden. Die Einhaltung von Normen trägt allgemein zur Rechtssicherheit des Normanwenders bei, unabhängig davon, ob sie als gesetzlich in Bezug genommen oder als allgemein anerkannte Regeln der Technik ihre Wirkung entfalten. Bei der Weiterentwicklung der Normung wird ein Augenmerk darauf liegen, neben der Verfeinerung und Optimierung von Lösungswegen, sofern möglich, auch einfache und reduzierte Optionen technisch abzubilden.
Gesellschaftliche Diskussion der Stakeholder notwendig
In der Normung werden die Inhalte von Normen und Standards von den so genannten interessierten Kreisen aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand sowie Verbraucher- und Arbeitsschutz erarbeitet und dokumentieren den Stand der Technik. DIN steuert als privatwirtschaftlich organisierter Projektmanager den Normungsprozess und führt die oft sehr unterschiedlichen Interessen zu einem Konsens. Dieser Konsens ist die Grundlage für das hohe Vertrauen in DIN-Normen. Um die unterschiedlichen Anforderungen z. B. an Klimaschutz, Sicherheit, Verbraucherschutz und Wirtschaftlichkeit, gegebenenfalls neu zu gewichten und damit Baukosten senken zu können, bedarf es eines breiten gesellschaftlichen und politischen Diskurses, der durch die Initiative zum "Gebäudetyp E" unterstützt wird. Dies wird in einigen Bereichen wirksame, auf Suffizienz beruhende, Kostenreduzierungen ermöglichen. Dazu zählt beispielsweise der Schallschutz. Die Ergebnisse dieser Diskussion werden sich dann in Bau-Normen und -Standards niederschlagen.
Plattform für alle relevanten Bauakteure
Im Sonderpräsidialausschuss Bauwerke bei DIN sind hochrangige Vertreter*innen der relevanten Akteure des Bauwesens wie Bund, Länder, Kommunen, Kammern, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbraucher vertreten. Ziel des SPB ist es, einen breiten Austausch im Bereich des Planens und Bauens zu ermöglichen, Grundsatzfragen zu klären und eine auf breiter nationaler Ebene abgestimmte Meinung zu entwickeln.