Dipl.-Ing. Ernst-Peter Ziethen

Dr. Albert Dürr, Ernst-Peter-Ziethen, Christoph Winterhalter, Rüdiger Marquardt
DIN-Präsident Dr. Albert Dürr, Dipl.-Ing. Ernst-Peter Ziethen, Vorsitzender des Vorstandes Christoph Winterhalter, Mitglied des Vorstandes Rüdiger Marquardt (v.l.n.r)
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Laudatio für Dipl.-Ing. Ernst-Peter Ziethen:

In den DIN-Ehrensenat werden Persönlichkeiten aufgenommen, die sich in ihrer beruflichen Tätigkeit auf dem Gebiet der Normung besonders verdient gemacht haben. Er soll die DIN-Tradition pflegen und durch Empfehlungen zur lebendigen Weiterentwicklung der Normungsarbeit beitragen.

Geehrt wird heute ein Mann, der wie wohl kein anderer für die europäische und internationale Zusammenarbeit und Vernetzung steht: Herr Ernst-Peter Ziethen.

Herr Ziethen war sein ganzes Berufsleben in der Normung tätig, und das mit Überzeugung und Leib und Seele. Jahrzehntelang war er unser "Außenminister"  und hat in beinahe allen Führungsgremien der Normung auch auf europäischer und internationaler Ebene mitgewirkt. Mit norddeutscher Zielstrebigkeit und getreu dem Motto "In der Ruhe liegt die Kraft!" hat er die deutschen Interessen mit großer Überzeugungskraft und diplomatischem Geschick vertreten.

Herr Ziethen kam nach seinem Studium der Produktions- und Verfahrenstechnik im Jahr 1974 zu uns. Er war zunächst als Sachbearbeiter im DIN-Normenausschuss Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte (NAL) tätig. 1978 übernahm er dessen Geschäftsführung.

Unter anderem als Sekretär des ISO/TC 126 „Tabak und Tabakerzeugnisse” hat er sich große Anerkennung erworben und erste internationale Erfahrungen gesammelt, denn diese Gremium tagte überall dort, wo Tabak angebaut oder verarbeitet wird, z. B. in Kuba und China.

Bevor er 1992 die Leitung der Abteilung Internationale Zusammenarbeit übernahm, hatte er verschiedene Positionen bei DIN inne. Schon damals ging es um innovative Themen und Technologien. Er war Geschäftsführer der Kommission Lasertechnik sowie der Kommission Transportkette. Außerdem leitete er die Abteilung Technische Koordinierung und Planung.

Ebenfalls 1992 erfolgte dann die Ernennung zum Technischen Direktor bzw. Direktor des Bereiches Internationale Zusammenarbeit. In gleicher Funktion war er von 2013 bis 2016 Mitglied der Geschäftsleitung für den Bereich Internationale Zusammenarbeit.

Während dieser vielen Jahre gab Herr Ziethen der deutschen Normung auf europäischer und internationaler Ebene eine Stimme, auf die gehört wurde. Er prägte das Bild der deutschen Normung im Ausland und in internationalen und europäischen Organisationen. Seine Expertise, Erfahrungen und Ratschläge wurden und werden weltweit geschätzt und geachtet.

Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf seine Aufgaben und Verdienste auf europäischer Ebene werfen:

Von 1993 bis 1998 sowie 2004 bis 2006 war Herr Ziethen Mitglied des Technischen Lenkungsausschusses von CEN, dem CEN/BT. Für die Amtszeiten von 2007 bis 2012 wurde er zum CEN-Vizepräsident Technik und zugleich zum Vorsitzenden des CEN/BT gewählt. Damit war Herr Ziethen der erste Vizepräsident bei CEN, dem eine zweite Amtszeit gewährt wurde. Ebenfalls ein Novum – und ein außerordentlicher Vertrauensbeweis - war, dass das Amt des CEN-Präsidenten (Herr Smaxwil) und das Amt eines Vizepräsidenten zeitgleich an Repräsentanten eines Landes, nämlich Deutschland, vergeben wurden.

In seiner Arbeit auf europäischer Ebene hat sich Herr Ziethen u. a. aktiv für die Gestaltung des europäischen Normungssystems eingesetzt. So hat er bei der Erarbeitung des Weißbuches zur „Gestaltung der zukünftigen europäischen Normungslandschaft“ (FLES) mitgearbeitet, das 2007 herausgegeben wurde. Im Ergebnis dieser Arbeit wurde die Zusammenlegung der CEN- und CENELEC-Zentralsekretariate zum CCMC (CEN-CENELEC Management Centre) beschlossen und die Position eines gemeinsamen CEN-CENELEC Generalsekretärs eingeführt.

Auch die in 2015 gestartete STEER-Initiative (CEN/CENELEC System Effectiveness and Efficiency Review) wurde von Herrn Ziethen aktiv mitgestaltet. Sein Ziel, die Vereinigung der beiden technischen Lenkungsausschüsse von CEN und CENELEC zu einem gemeinsamen Technischen Lenkungsausschuss zusammenzuführen, wurde leider nicht von allen Seiten unterstützt. Aber die in dieser Sache geführten Diskussionen lassen auf die Zukunft hoffen.

In seiner Funktion als Vizepräsident Technik hat er sich insbesondere für ein effizienteres Projektmanagement der europäischen Normungsarbeit und eine straffere Normerarbeitung eingesetzt. Auch hat er aktiv mit der Europäischen Kommission zusammengearbeitet. In diese Zeit fallen unter anderem die Diskussionen der von der Europäischen Kommission eingerichteten Beratergruppe zur Weiterentwicklung der Normungspolitik (EXPRESS-Gruppe) und die Diskussionen zum „Standardisation Package“ der Europäischen Kommission zur künftigen Entwicklung des europäischen Normungssystems.

In den Jahren 2000 bis 2006 war Herr Ziethen außerdem stellvertretendes Mitglied und in den Jahren 2007 bis 2016 Mitglied im CEN-Verwaltungsrat, dem CEN/CA. In seiner Funktion als Vizepräsident Technik war er zudem Mitglied des CEN-CENELEC Präsidialkomitees und der gemeinsamen Präsidentengruppe von CEN, CENELEC und ETSI.

In seine aktive Zeit bei CEN fallen ferner solche Meilensteine wie:

  • Verabschiedung der Europäischen Normungsverordnung (EU) Nr 1025/2012
  • Überarbeitung des New Approach
  • Überarbeitung der Wiener Vereinbarung

2015 wurde Herrn Ziethen für seine Leistungen die goldene CEN-Ehrennadel für seinen langjährigen außergewöhnlichen Einsatz für die europäische Normung verliehen.

Auf internationaler Ebene war Ernst-Peter Ziethen seit 1993 Mitglied des ISO Technical Management Board (ISO/TMB). Das Technische Lenkungsgremium befasst sich mit allen Fragen der strategischen Planung, Koordination und Überwachung der technischen Komitee-Struktur und berichtet an den ISO-Rat (ISO/Council). Im Jahr 2016 beendete Herr Ziethen seine Mitarbeit als dienstältestes Mitglied, ohne eine einzige der bis dahin 64 Sitzungen versäumt zu haben.

In dieser Zeit wurde die ISO-Normungsarbeit, so wie wir sie heute kennen, und auch das ISO-Normenwerk maßgeblich gestaltet. So war es Herr Ziethen, der die heute noch geltenden Zeitrahmen zur ISO-Normerarbeitung entscheidend mitentwickelt hat. Ferner hat sich Herr Ziethen für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen dem Technischen Lenkungsgremien von ISO und der IEC eingesetzt. Es wurden solch bedeutende Normen wie die ISO 9000-Normenreihe (2000) und die ISO 26000 „Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung“ entwickelt.

Von Kollegen wurde Herr Ziethen insbesondere für seine effiziente und lösungsorientierte Sitzungsführung und seinen unermüdlichen Einsatz geschätzt. Die japanischen Kollegen haben ihm zurecht die Ehrenbezeichnung „Grandfather of the TMB“  verliehen.

Herr Ziethen hat sich zudem aktiv um die deutschen Beziehungen zu China gekümmert und zum Ausbau der bereits 1978 geschlossenen ersten Kooperationsvereinbarung mit dem chinesischen Normungsinstitut SAC beigetragen. Dies angefangen bei der ersten DIN-Normenlieferung nach China, über die Eröffnung des DIN-Büros in China, des Deutsch-Chinesischen Normeninformationsportals und der Mitarbeit in der Deutsch-Chinesischen Kommission Normung unter der Leitung des BMWi.

Am 31. März 2016 hätte Herr Ziethen in den wohlverdienten Ruhestand eintreten können. Noch bis Ende des Jahres 2017 stellt er DIN jedoch seine Expertise als Berater des Vorstandes zur Verfügung. So stand er unter anderem bei der Vorbereitung der ISO-Generalversammlung im September hier in Berlin beratend zur Seite.

Es liegt auf der Hand, Ernst-Peter Ziethen ist eine wichtige Stütze von DIN. Der Einzug der Technik und der Weg von der rein nationalen Normung auf die europäische und internationale Ebene hielten viele Herausforderungen bereit. An der Bewältigung dieser Herausforderungen sowie an der Gestaltung einer fruchtbaren europäischen und internationalen Zusammenarbeit wirkte Herr Ziethen maßgeblich mit, sowohl bei DIN als auch bei CEN und ISO. Er wird von den europäischen und internationalen Kollegen nicht nur wegen seiner Integrität und Kollegialität und seiner Besonnenheit geschätzt. Mit vielen seiner Kollegen verbindet ihn auch eine langjährige, sehr freundschaftliche Beziehung.

Zum Ende des Jahres 2017 wird Ernst-Peter Ziethen nun endgültig in den wohlverdienten Ruhestand treten. Wir wollen ihn nun für sein langjähriges Engagement in der Normung und seine dabei erworbenen außerordentlichen Verdienste mit der Aufnahme in den Waldemar-Hellmich-Kreis ehren.