Beuth-Denkmünze an Dr.-Ing. Wolfgang Schultetus
Dr. Schultetus studierte Allgemeinen Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Darmstadt und widmete sich bereits während seines Studiums besonders dem Fach Arbeitswissenschaft.
Nach seinem Studium war er von 1969 bis 1989 bei der Siemens AG in München tätig, zuletzt als Leiter der Fachabteilung Arbeitswirtschaft. Anschließend übernahm Dr. Schultetus bis zu seinem Ruhestand die Leitung des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (IfaA) in Köln. Hier konnte er seine arbeitswissenschaftlichen Kenntnisse in praxisorientierte Lösungen insbesondere für die Metall- und Elektroindustrie umsetzen.
Dr. Schultetus ist dem DIN Deutsches Institut für Normung e. V. seit vielen Jahren verbunden und hat seine umfangreichen Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich der Arbeitswissenschaft in den Dienst des Hauses gestellt. So hat er den Normenausschuss Ergonomie (NAErg) von 1984 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2006 mit viel Sachverstand und Umsicht geleitet. Hier ist es ihm immer wieder gelungen aufgrund seiner hervorragenden Kontakte zur Wirtschaft, die für die Normungsarbeit notwendigen Finanzmittel zu akquirieren.
In seiner Zeit als Vorsitzender des NAErg konnten die Arbeiten an Normen zur psychischen Belastung und Beanspruchung wesentlich vorangebracht werden, auf die mittlerweile in zahlreichen Produktnormen Bezug genommen wird. Außerdem wurden in dieser Zeit diverse internationale Normen angestoßen und verabschiedet, die sich sowohl direkt als auch indirekt mit Fragen der psychischen Belastung beschäftigen. Aufgrund seiner Initiative befasst sich der NAErg seit 2003 mit Fragen der Barrierefreiheit und damit der Zugänglichkeit für alle Personen; ein Problem, das mit dem demographischen Wandel zunehmend in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückt.
Außerdem wurde unter seiner Leitung eine Strukturreform im NAErg eingeleitet, die entsprechend den internationalen Gegebenheiten zu einer Bündelung der Arbeitspakete und somit zu einer effizienteren und effektiveren Arbeitsweise führte.
Dr. Schultetus hat sein Fachwissen und seinen großen Erfahrungsschatz auch auf europäischer und internationaler Normungsebene eingebracht. Über 10 Jahre – von 1997 bis 2007 – leitete er als Vorsitzender das internationale Technische Komitee ISO/TC 159 "Ergonomie" und wirkte als deutscher Experte im europäischen Technischen Komitee CEN/TC 122 "Ergonomie" mit.
Neben seiner enormen Fachexpertise verfügt Dr. Schultetus über eine herausragende Sozialkompetenz und ein außerordentliches Feingefühl für die unterschiedlichen Menschen. Zudem ist es seine innere Überzeugung, dass jeder, der etwas beitragen möchte, auch zu Worte kommen sollte. Durch diese offene, gleichberechtigte Haltung konnte er viele Meinungsunterschiede zwischen den Tarifvertragsparteien oder den verschiedenen Ländern lösen und so einen tragfähigen Konsens für die Verabschiedung der einzelnen Normen erzielen. Dr. Schultetus ist ein Meister der Konsensfindung.
Zahlreiche Veröffentlichungen zu Fragen der Arbeitsplatzgestaltung und der Arbeitsorganisation belegen sein großes Engagement.
Herr Dr.-Ing. Schultetus hat durch sein persönliches Engagement wesentlich zur Entwicklung erfolgreicher Normen im Bereich der Ergonomie beigetragen, wofür ihm anlässlich seines Ausscheidens aus der aktiven Tätigkeit für das DIN als Zeichen des Dankes und der Anerkennung am 10. September 2008 die Beuth Denkmünze verliehen wurde.